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„Größte Evakuierung jemals“19.000 Menschen vor Waldbrand auf Rhodos in Sicherheit gebracht

Lesezeit 3 Minuten

Einige Urlauber bringen sich zu Fuß in Sicherheit, manche werden per Schiff abgeholt. Auch Tausende Deutsche befinden sich auf Rhodos.

Nach der Evakuierung vieler Dörfer und Hotelanlagen wegen großer Waldbrände haben Tausende Menschen auf der griechischen Ferieninsel Rhodos die Nacht von Samstag auf Sonntag im Freien verbracht. Laut griechischer Regierung wurden 19.000 Menschen in Sicherheit gebracht - viele von ihnen in den Norden der Insel, wie das Büro von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis mitteilte. Es handele sich um „die größte Evakuierungsaktion, die es jemals in Griechenland gegeben hat“.

Waldbrände in Griechenland: Fluggkonzern Tui bringt keine Reisenden mehr nach Rhodos

Der Reisekonzern Tui gab am Sonntagmittag bekannt, angesichts der starken Waldbrände vorerst keine Touristen mehr nach Rhodos zu fliegen. Die Flugverbindungen blieben aber bestehen, um Gäste zurück nach Deutschland zu fliegen, sagte Aage Dünhaupt, Leiter Kommunikation von Tui Deutschland, der dpa.

Zudem könnten viele Reisende von ihrem Flug zurücktreten. Gäste, die bis kommenden Freitag nach Rhodos gebucht seien, könnten kostenfrei stornieren oder auf ein anderes Urlaubsziel umbuchen. Der Tui-Konzern habe insgesamt derzeit etwa 39.000 Gäste auf Rhodos, sagte Dünhaupt, 7800 von ihnen seien vom Feuer betroffen und evakuiert worden.

Auch Reisende aus Deutschland sind nach Einschätzung des Deutschen Reiseverbands betroffen. „Rund 20.000 deutsche Urlauber von Reiseveranstaltern“ befinden sich den Angaben einer Sprecherin zufolge derzeit auf der Ferieninsel. Von den Stränden Kiotari und Lardos im Osten der Mittelmeerinsel wurden nach Angaben der Küstenwache mehr als 2000 Menschen von Schiffen abgeholt und zu einem anderen, sicheren Strand der Insel gebracht.

Waldbrände: Deutsche Touristen stranden in Turnhallen und im Freien bei Evakuierung

Fernsehbilder zeigten Touristen, die am Sonntagabend in Turnhallen auf Matratzen schliefen. Unter den Bewohnern von Rhodos gab es eine große Welle der Hilfsbereitschaft: Viele nahmen Touristen in ihren privaten Unterkünften auf, besorgten Essen, Wasser, Bettwäsche und Matratzen.

Nach ersten Schätzungen der Polizei sollen seit Samstag rund 16 000 Menschen auf dem Landweg und 3000 Menschen von Stränden aus über das Meer in Sicherheit gebracht worden sein. Derweil landeten trotz der überbordenden Probleme und andauernden Brände im Laufe des Sonntags neue Ferienflieger, wie der Vizebürgermeister der Insel Thanasis Virinis am Sonntagmorgen dem TV-Sender Mega sagte.

Die Grafik zeigt die griechische Mittelmeerinsel Rhodos und welche Regionen von den Waldbränden betroffen sind.

Die Grafik zeigt die griechische Mittelmeerinsel Rhodos und welche Regionen von den Waldbränden betroffen sind.

Das griechische Außenministerium hat am Flughafen der Insel einen Hotspot eingerichtet, wo Touristen unbürokratisch eine Ausreisegenehmigung erhalten, wenn sie keine Ausweispapiere mehr haben. Das berichtete am Sonntag der griechische Staatssender ERT. Viele Menschen hätten vor dem Feuer flüchten müssen und unter Umständen keine Zeit mehr gehabt, ihr Hab und Gut mitzunehmen. Zudem hat der Krisenstab des Zivilschutzes zwei Telefonnummern für ausländische Besucher eingerichtet, wenn sie Angehörige vermissen. Vermisst wird allerdings bislang nach offiziellen Angaben niemand.

Die Brände tobten unterdessen weiter. Für Sonntag und auch Montag ist keine Entspannung in Sicht - zumal es weiterhin stark windete. Ein Sprecher der Feuerwehr sprach gegenüber dem Staatssender ERT von drei großen Fronten. Es handelt sich um Brände rund um den Ferienort Kiotari, das Dorf Apollona und den Stausee Gadoura.

Rhodos: Höchste Warnstufe vor Waldbränden gilt weiterhin für weite Teile der Mittelmeerinsel

Der griechische Zivilschutz warnte für Sonntag für weite Teile Griechenlands vor extrem hoher Waldbrandgefahr. Die höchste Alarmstufe fünf galt neben Rhodos auch für Mittelgriechenland, den Westen und Nordosten der Halbinsel Peloponnes sowie den Großraum Athen und die Insel Euböa. Seit Tagen hat eine starke Hitzewelle mit vielerorts Temperaturen von über 40 Grad das Land im Griff. Auch zuvor war es bereits länger heiß und trocken.

Im Zuge der globalen Erwärmung steigt in vielen Regionen die Waldbrandgefahr, wie etwa der Weltklimarat IPCC festgestellt hat. Zwar kann ein wärmeres Klima dazu beitragen, dass mehr Wasser vom Himmel fällt, auch häufiger in Form von Starkregen. Die Zeiträume ohne Niederschläge werden aber teils länger. Und gerade in ohnehin trockenen Gebieten steigt die Gefahr von Dürreperioden. In extrem trockener Vegetation können sich Waldbrände schneller ausbreiten. (das/dpa)