Nach Mobbing-VorwürfenRoyaler Nachwuchs kehrt Traditions-Internat den Rücken
Kopenhagen – Nach Berichten über Missstände am dänischen Internat Herlufsholm will sich Dänemarks Königsfamilie von der Schule zurückziehen. Prinz Christian (16), Sohn von Kronprinz Frederik (54) und Kronprinzessin Mary (50), werde die Schule verlassen, seine Schwester anders als geplant dort nicht eingeschult, berichtete der dänische Sender DR unter Berufung auf eine Mitteilung des Königshauses.
Der Sender TV2 hatte in einer Anfang Mai veröffentlichten Doku mit dem Namen „Herlufsholms hemmeligheder“ (Die Heimlichkeiten von Herlufsholm) Fälle von körperlicher Gewalt, Mobbing und sexuellem Missbrauch an der Schule enthüllt. Mehrere frühere Schüler berichten darin von kränkenden Erfahrungen. Ältere Schüler sollen die jüngeren vor allem nachts überfallen und unter anderem verprügelt haben.
Danach wurden der Schulleiter des Internats entlassen und umfassende Reformen angekündigt. An diesem Wochenende trat schließlich der gesamte Vorstand zurück, wie die Schule dem Sender DR zufolge mitteilte.
Neuer Behördenbericht droht Herlufsholm Sanktionen an
Damit reagierte das Internat auf einen neuen Bericht der dänischen Schulaufsichtsbehörde, die das Gremium scharf kritisierte und Sanktionen androhte. So wurde etwa vorgeschlagen, dass die Schule ihre staatlichen Fördergelder zurückzahlen solle. Die Schule kann bis zum 8. August auf die Vorschläge der Behörde reagieren.
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Das Königshaus hatte bereits zuvor mit offener Kritik reagiert. Als Eltern von Christian sei man zutiefst erschüttert, von systematischem Mobbing und einer Kultur der Kränkungen und Gewalt an der Bildungseinrichtung zu hören, teilten Frederik und Mary im Mai mit. Als Eltern erwarteten sie, dass die Schule eine Kultur schaffe, in der sich alle sicher und als Teil der Gemeinschaft fühlten.
Nun betonten sie diese Notwendigkeit eines Kulturwandels erneut. (dpa)