Selbstmord eines Mobbingopfers„Ich hoffe, ihr seid nicht böse“

Der Abschiedsbrief von Tim Ribberink als Traueranzeige.
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Den Haag – Die letzten Sätze in seinem Abschiedsbrief sind erschütternd. ,,Lieber Papa und Mama, ich bin mein ganzes Leben lang verspottet, gemobbt, veräppelt und ausgeschlossen worden. Ihr seid fantastisch. Ich hoffe, ihr seid nicht böse auf mich. Auf Wiedersehen, Tim.“ Dann nahm sich Tim Ribberink das Leben.
Seine Eltern Gerrit und Hetty Ribberink veröffentlichten jetzt den Abschiedsbrief als Todesanzeige in der Zeitung ,,Twentse Courant Turbantia“. Die Anzeige löste in den Niederlanden einen Schock aus. Sie war überschrieben mit den Worten der Eltern: ,,Zur allgemeinen Kenntnisnahme: Mit dem Allerbesten, das wir hatten, ist uns das Schrecklichste widerfahren. Mit unbeschreiblichem Schmerz in unserem Herzen mussten wir Abschied nehmen von unserem ganzen Stolz: Tim Ribberink. Tim wurde nur 20 Jahre alt.“
Der Brief wirft die Frage auf: Hätte Tims Tod verhindert werden können? Eine Antwort darauf wollen vor allem die Eltern. Sie haben Anzeige gegen unbekannt erstattet. Sie wollen, dass die Polizei den- oder diejenigen findet, die ihren Sohn in sozialen Medien regelmäßig verspottet haben. Dort hieß es über Tim, er sei ,,ein Loser“, ,,schwul“, ,,ein Softie“. Auch der Eissalon Happy Days in Denekamp, wo der Student jobbte, wurde durch den Kakao gezogen. ,,2010 tauchten die ersten Berichte in den sozialen Medien auf“, erinnern sich die Eigentümer Martina und Henk Knol. ,,Wir haben sie aber nicht ernst genommen.“ Auch an der Hooge School in Windesheim, wo Tim Geschichte auf Lehramt studierte, hat niemand etwas vom Mobbing bemerkt. ,,Wir sind alle geschockt“, sagt der Direktor Lex Stomp dem ,,De Telegraaf“.
Tims Onkel Theo sagt, Tim sei zurückgezogen und etwas seltsam gewesen. „Er trank kein Bier. Er ging nicht zum Tanzen in eine Disco. Er war fast immer alleine. Er war ein Außenstehender.“ Andere Einwohner aus dem kleinen Dorf Tilligte direkt an der deutschen Grenze berichten, dass Tim die Gesellschaft von älteren Menschen vorzog und die seiner Altersgenossen mied. ,,Mit seiner Oma ging er oft in den Zoo“, berichtet eine Nachbarin.
Tim scheint kein Einzelfall zu sein. ,,Es gibt unzählige Jugendliche, die daran denken, sich das Leben zu nehmen, weil sie ständig gemobbt werden“, meint der auf Mobbing spezialisierte Psychologe Bob van der Meer. ,,Mobbing wird total unterschätzt. Menschen, die sehr sensibel sind, können daran zerbrechen.“