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Ein Toter bei Singapore AirlinesKopfverletzungen, kochendes Wasser und Chaos – Passagiere schildern Szenen aus Kabine

Lesezeit 3 Minuten
Die Unglücksmaschine von Flug SQ321 auf dem Suvarnabhumi International Airport in Bangkok, Thailand.

Die Unglücksmaschine von Flug SQ321 auf dem Suvarnabhumi International Airport in Bangkok, Thailand.

Noch immer werden Schwerverletzte nach dem Flug SQ321, der in schwere Turbulenzen geriet, behandelt. Ein Mann war ums Leben gekommen.

Nach dem Katastrophenflug SQ321 von Singapore Airlines, der ein Todesopfer forderte, werden weiterhin 20 Verletzte auf Intensivstationen in der thailändischen Hauptstadt Bangkok behandelt. Das sagte ein Sprecher des Klinik-Betreibers am Mittwoch der Nachrichtenagentur afp. Die Menschen aus Australien, Großbritannien, Hongkong, Malaysia, Neuseeland, Singapur und den Philippinen würden in den Krankenhäusern Samitivej Srinakarin und Samitivej Sukhumvit betreut.

Beim Flug von London Heathrow zum Changi International Airport nach Singapur war es am Montag zu einem schweren Zwischenfall gekommen. Die Boeing 777-300ER geriet rund zehn Stunden nach dem Start über dem Irrawaddy-Becken in Myanmar in heftige Turbulenzen. Der Vorfall ereignete sich, als gerade das Frühstück serviert wurde. Die Maschine sackte von einer Flughöhe von 11.300 Metern plötzlich um fast 2000 Meter ab.

In der Folge verloren Menschen den Halt und flogen durch die Kabine. Einige wurden an die Kabinendecke gedrückt. Fotos aus dem Inneren der Boeing zeigen Sauerstoffmasken und kaputte Teile der Deckenverkleidung. Der Boden ist mit Essen und Getränken bedeckt, Gepäck liegt verstreut herum, Blutflecken sind auf dem Boden zu sehen.

Flug SQ321 von Singapore Airlines: 73-Jähriger stirbt

Der 73-jährige Mann aus Großbritannien, der ums Leben kam, erlag einem Herzinfarkt. Von den 211 Passagieren und 18 Crew-Mitgliedern wurden 104 Insassen verletzt, einige von ihnen schwer. Die meisten Verletzungen wurden nach Krankenhaus-Angaben durch Kopfstöße verursacht.

Die Maschine mit der Kennung 9V-SWM wurde nach dem Vorfall zur Notlandung zum internationalen Flughafen Suvarnabhumi in Bangkok umgeleitet. 131 Passagiere und zwölf Besatzungsmitglieder wurden am Dienstag nach Singapur gebracht, viele sind aber noch in Bangkok. Ein spezialisiertes Team aus Singapur ist vor Ort, um die betroffenen Personen und ihre Familien zu unterstützen.

Flug SQ321: Mehr Turbulenzen durch Klimakrise?

Unterdessen hat die Ursachenforschung zum Unglück begonnen. Nur selten kommt es auf Flügen zu solch heftigen Turbulenzen, bei denen Menschen Schaden nehmen. Normalerweise können die Flugkapitäne die Gefahr rechtzeitig erkennen, warnen und damit sicherstellen, dass alle an Bord angeschnallt sind.

Allerdings nimm mit der Klimakrise die Häufigkeit von Turbulenzen zu, wie der „Guardian“ berichtet. Es wird eine Studie zitiert, nach der die Zahl schwerer Turbulenzen zwischen 1979 und 2020 aufgrund veränderter Windgeschwindigkeiten in großen Höhen um 55 % gestiegen sei. Die Autoren der Studie fordern, dass die Luftfahrtindustrie in bessere Systeme zur Vorhersage und Erkennung von Turbulenzen investieren müsse.

Viele Passagiere auf Flug von Singapore Airlines hatten keine Sicherheitsgurte angelegt

Dass geschlossene Sicherheitsgurte auch im Fall von Flug SQ321 geholfen haben, legen Äußerungen von Passagieren auf Social-Media-Plattformen nah. So schreibt der Brite Andrew Davies, der sich beim Unglücksflug an Bord befand: „Die Lektion lautet: Legt IMMER den Sicherheitsgurt an. Diejenigen, die verletzt wurden, hatten keinen Gurt angelegt.“ Passagiere, die wie er seinen Gurt nicht gelöst hatten, blieben unverletzt, soweit er dies beurteilen könne.

Davies berichtete in der BBC, in der Maschine habe es „ein schreckliches Geschrei“ gegeben. Er habe einer Frau mit einer Kopfverletzung geholfen, die „vor Schmerzen geschrien“ habe.

Passagier Josh Silverstone wurde bei dem Flug verletzt und anschließend im Krankenhaus behandelt, welches er aber inzwischen verlassen konnte. Im Gespräch mit „Sky News“ erzählt er von chaotischen Szenen nach dem Vorfall. Überall sei Blut gewesen, eine Frau vor ihm habe sich nicht mehr bewegen können. Das Kabinenpersonal, welches gerade das Frühstück servierte, sei teilweise von kochendem Wasser verbrüht worden.

Ein anderer britischer Passagier berichtet der BBC, es habe vor dem Durchsacken der Maschine keine Warnung gegeben. Jerry (68) sagt, er sei zur Hochzeit seines Sohnes nach Australien gereist. Er selber sei mit seinem Kopf an der Kabinendecke angeschlagen, seiner Frau sei es ebenso ergangen. Andere Passagiere, die nicht angeschnallt waren, hätten Purzelbäume geschlagen. Er selber betrachte es als Glück, noch am Leben zu sein. (mit afp)