Nach immer wieder neuen Vorwürfen der sexuellen Nötigung will Scotland Yard nun härter durchgreifen und stärkere Konsequenzen ziehen.
Skandal bei Londoner PolizeiÜber 1000 Verdachtsfälle sexueller Nötigung
Die Londoner Polizei will nach einem neuen Skandal um Dutzende Vergewaltigungen durch einen Beamten härter gegen auffällig gewordene Beschäftigte vorgehen. Vorwürfe gegen mehr als 1000 Polizisten und andere Mitarbeiter im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt oder sexuellen Übergriffen sollten erneut sorgfältig geprüft werden, kündigte die Metropolitan Police am Dienstag an. Bei den betroffenen Fällen wurden bislang nur Vorwürfe erhoben, aber keine Konsequenzen gezogen.
London: Versagen im eigenen Lager
Ein 48 Jahre alter Polizist hatte am Montag vor Gericht etliche Fälle von Vergewaltigung über einen Zeitraum von 20 Jahren eingeräumt. Er wurde am Dienstag formell aus dem Amt entlassen. Bevor er 2021 von seinen Aufgaben entbunden wurde, war er unter anderem damit beauftragt, das britische Parlament zu schützen. Polizeichef Mark Rowley, der erst seit wenigen Monaten im Amt ist, räumte Versäumnisse ein: „Wir sind gescheitert. Es tut mir leid. Er hätte kein Polizist sein dürfen“, sagte er der BBC. „Eine Kombination aus schwachen Regeln und schwachen Entscheidungen“ habe dazu geführt, dass in den 20 Jahren mehrere Chancen, den Mann zu entlassen, verpasst worden seien.
Man habe nicht gleichermaßen konsequent die eigene Integrität überwacht, wie man es bei Kriminellen tue. Für die skandalgeplagte Londoner Polizei ist der Fall, in dem Anfang Februar das Strafmaß verkündet werden soll, ein erneuter Schlag. Nach mehreren drastischen Fällen wie dem Mord an der Londonerin Sarah Everard durch einen aktiven Polizisten haben die Ordnungshüter der britischen Hauptstadt viel Vertrauen in der Bevölkerung verloren. Auch unabhängige Berichte stellten Scotland Yard ein verheerendes Zeugnis hinsichtlich Sexismus und Rassismus in den eigenen Reihen aus. Der neue Polizeichef Rowley hat das erklärte Ziel, Vertrauen wiederherzustellen und die Polizei zu reformieren. (dpa)