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Bei Unfall in Südtirol gestorbenKölner Student engagierte sich in Kirchengemeinde

Lesezeit 3 Minuten
Kerzen Luttach DPA 060120

Kerzen sollen an die Opfer des Unfalls in Luttach erinnern.

Luttach/Köln – Sieben junge Menschen Anfang 20, totgefahren von einem betrunkenen, nicht viel älteren Mann in Südtirol. Für sieben Familien aus Deutschland endeten die Weihnachtsferien mit dieser Horrornachricht. Eines der Todesopfer stammt aus Köln. Wie mehrere italienische Medien berichten, soll es sich um einen Architektur-Studenten der TH Köln handeln.

Dem Vernehmen nach wohnte der junge Mann in Weiß, engagierte sich in der katholischen Kirchengemeinde seines Stadtteils. Er soll nebenbei als Webdesigner gearbeitet haben. Italienische Medien veröffentlichten Bilder des jungen Mannes und anderer Opfer.

Luttach: Deutsche Angehörige besuchen Unfallstelle in Südtirol

Einige Angehörige der jungen Deutschen haben am Montag die Unglücksstelle in Luttach besucht. Abgeschirmt von der Polizei hielt sich die Gruppe zunächst in dem Hotel auf, in dem auch die Skiurlauber untergebracht waren. Anschließend blieben die Angehörigen kurz vor den am Straßenrand stehenden Grablichtern stehen.

Die Todesopfer des Unfalls befinden sich im Krankenhaus in Bruneck, etwa 20 Kilometer von Luttach entfernt. Dort waren seit Sonntagmittag Verwandte eingetroffen, um die Toten zu identifizieren. Betreut wurden sie von Notfallpsychologen und -seelsorgern.

Das italienische Portal „Corriere della Sera“ berichtet, dass der Unfallfahrer seinem Anwalt Alessandro Tonon nach dem Unfall sagte, dass er alleine auf dem Weg in den „Hexenkessel“ gewesen sei – jene Skihütte, aus der die Unfallopfer kamen. Seine Freundin und er hätten sich kurz zuvor getrennt. Er hatte nach Angaben der Ermittler 1,97 Promille Alkohol im Blut.

Tragödie in Südtirol: Unfallfahrer äußert Suizidgedanken gegenüber Anwalt

Der Unfallfahrer soll seinem Anwalt gesagt haben, dass er gar nicht gemerkt habe, dass er betrunken gewesen sei. „Mir war nicht klar, dass ich betrunken war. Es kam mir nicht so vor, als hätte ich so viel getrunken.“ Der Mann ist 27 Jahre alt, kommt aus einem Nachbarort von Luttach und ist Heizungsinstallateur.

Nachdem ihm die Auswirkungen seiner Trunkenheitsfahrt bewusst geworden seien, habe er Suizid-Gedanken geäußert, berichtete der „Corriere della Sera“ unter Berufung auf Akten der Staatsanwaltschaft. „Es wäre besser gewesen, ich wäre gestorben anstelle der anderen Menschen“, hatte er auch seinem Anwalt gesagt. Er befindet sich nun im Gefängnis in Bozen.

Der kleine Ort Luttach mit rund 1100 Einwohnern ist eines der wichtigsten touristischen Zentren im Ahrntal, rund um den Ort befinden sich 14 Dreitausender.

Die Gefahren durch Alkohol und zu schnelles Fahren sind hier schon länger ein Thema. Die Tempo-50-Schilder am Ortseingang sind kaum zu übersehen: Sobald jemand rast, blinken zusätzlich gelbe Lichter. Auf die tödlichen Gefahren von Alkohol am Steuer weisen die Behörden in Südtirol ebenfalls hin. „Wer fährt, trinkt nicht“ steht auf Schildern.

Anwohner bemängeln seltene Geschwindigkeitskontrollen in Luttach

Direkt an der Zufahrt zu dem Hotel, in dem die jungen Touristen aus Deutschland untergebracht waren, befindet sich ein Tempo-50-Schild. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Unfallfahrer mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs war. Die Polizei betonte am Montag in Bozen, noch stehe das genaue Tempo aber nicht fest.

Luttachs Bürgermeister Helmut Klammer sagte, die Gemeinde könne nicht mehr tun, als Schilder aufzustellen. Manche Anwohner sehen das anders. Immer wieder gebe es Beschwerden, weil Leute betrunken und zu schnell unterwegs seien, sagen sie. Doch die Polizei kontrolliere zu selten.Nach zahlreichen schweren Autounfällen innerhalb kurzer Zeit in Italien ist in der Hauptstadt Rom eine Kundgebung für den 23. Februar für mehr Sicherheit auf den Straßen geplant.In Italien gibt es eigens einen Paragrafen zu Morden im Straßenverkehr.

Wer betrunken oder unter Drogen einen Menschen tötet, muss mit acht bis zwölf Jahren Haft rechnen. Wegen der großen Zahl der Opfer im Fall von Luttach könnten dem Fahrer bis zu 18 Jahre Haft drohen.Der „Hexenkessel“ an der Talstation hat unterdessen wieder geöffnet. (mit dpa)