Suzi Quatro im Interview„Ich habe für andere Frauen die Türen eingetreten“
- Suzi Quatro geht mit 68 Jahren wieder auf Tournee. Als ihre Karriere begann, war sie als Frau eine Pionierin im Rockgeschäft.
- Im Interview erzählt sie über ihren deutschen Mann, ihr zweites Leben in Hamburg und zu viele Lederklamotten im Schrank.
Sie sind mit einem Deutschen verheiratet. Wie sieht es mit Ihren Deutsch-Kenntnissen aus?
Suzi Quatro: Nicht gut. Ich verstehe zwar, wenn sich zwei normal unterhalten. Aber ich selbst beherrsche die Sprache nicht. Ich war 43, als ich Rainer traf. In dem Alter fängt es langsam an, schwierig zu werden, neue Sprachen zu erlernen. Es blieb einfach nicht viel hängen. Die blöde Grammatik war frustrierend. Ich habe mich bemüht, aber irgendwann aufgegeben.
Und Ihren Mann stört das nicht?
Meinem Mann ist es gar nicht immer recht, wenn ich alles verstehe. Er sagt dann oft: Du hörst, was du gar nicht hören sollst. Wenn er schimpft, macht er es eh auf Englisch. Auf Deutsch klänge das sonst noch härter. Selbst „Ich liebe dich“ klingt irgendwie nicht nach Liebe. (lacht)
Wo leben Sie heute?
Mein hauptsächliches Zuhause ist in Essex, England. Das Hauptdomizil meines Mannes ist in Hamburg. Wir pendeln immer hin und her. Mein Mann kümmert sich um meine Tourneen. Insofern sind wir beide mehr auf Reisen als zu Hause.
Tournee ab April
Als Susan Kay wurde Suzi Quatro 1950 in Detroit geboren. Vor allem in den 70er Jahren hatte sie große Hits wie „Can the Can“ und „If You Can’t Give Me Love“. Seit 1993 ist sie mit dem deutschen Tour-Promoter Rainer Haas verheiratet. Die nur 1,52 große Musikerin lebt zeitweise in Hamburg.
Ende März erscheint ihr Album „No Control“. Ab April ist sie wieder auf großer Tournee. (cv)
Sie stehen seit 55 Jahren auf der Bühne. Fühlt es sich auch so an?
Auf eine Art schon. Andererseits gibt mir die Musik immer noch denselben Kick wie früher. Ich liebe, was ich tue. Daran hat sich nichts geändert. Ich habe auch immer noch dieselben Zweifel, wenn ich raus auf die Bühne gehe. Ich denke dann: Werden sie mich heute mögen?
Solche Gedanken gehen Ihnen dann durch den Kopf?
Klar. Ich nehme einfach nichts selbstverständlich. Mein emotionales Alter liegt bei sechs, wird mir von meinem Umfeld oft gesagt. Manchmal weine ich nach einer Show.
Mischt sich auch Stolz darunter, sich als weiblicher Künstler so lange gehalten zu haben?
Ich bin sehr stolz darauf, dass es mir gelungen ist, die Tür für andere Frauen einzutreten. Das ist Geschichte. Keine andere Musikerin vor mir war auf die Art erfolgreich. Das ist wundervoll und macht mich glücklich, auch wenn es nicht meine Intention war. Ich tat damals einfach, wonach mir war. Ich bin allerdings genauso stolz darauf, es geschafft zu haben, normal zu bleiben. Ich habe kein großes Ego, da gibt es kein Diven-Gehabe. Das Erreichte macht mich eher demütig.
Ihr Vater nahm Sie anfangs in seiner Band unter die Fittiche. Hat Ihnen das die Stärke gegeben, eine Pionierin des Rock’n’Roll zu werden?
Ich glaube eher, dass das der Tatsache geschuldet war, dass ich als die Zweitjüngste von fünf Geschwistern meine eigene Stimme finden musste. Zu sein, wer ich bin, hat mich stark gemacht. Deshalb heißt der erste Song auf der neuen Platte auch „No Soul, No Control“. Denn die Person, die mich kontrollieren könnte, muss erst noch geboren werden.
Wie war es, mit Ihrem Sohn an der neuen Platte zu arbeiten, der Gitarrist im Hardrock-Bereich ist?
Fabelhaft! Er hatte oft darüber geredet, aber ich war nie bereit. Irgendwann wurde er konkreter. Es fühlt sich an, als hätte er Suzi einmal um den Block geschickt und sie wäre nach 55 Jahren wieder heimgekommen.
Sie sind 68. Wollen Sie Mick Jagger nacheifern, der auch mit 75 noch explosive Auftritte hinlegt?
Die kann ich auch! Zwei Stunden lang wirbele ich über die Bühne. Ich habe dabei sogar noch einen Bass um den Hals und trage Leder! Es ist höchstwahrscheinlich, dass ich so enden werde wie er. Rock’n’Roll ist lebenslänglich. Aber gegen Mick bin ich mit 68 ja noch ein Baby!
Macht Ihnen die Zahl 70 Angst?
Mein 70. Geburtstag ist mir völlig egal, wenn, dann feiere ich den mit einem Höllenkonzert. Alter war mir immer egal, ich habe diesbezüglich auch nie gelogen.
Ist die private Susan anders als die Bühnenfrau?
Ja, weicher. Mein Mann nennt mich fernab der Bühne nicht mehr „The Wild One“, sondern „The Mild One“ – die Milde! Ich denke, ich bin eine gute Kombination aus beidem. Denn natürlich kann ich nicht 24 Stunden Suzi Quatro sein, das wäre ja ganz schön ermüdend.
Wie viele Leder-Outfits haben Sie?
Zu viele und aufs ganze Haus verteilt. Die alten Teile habe ich oben in meinem Speicher gelagert. Oft gebe ich welche weg: für Wohltätigkeitsvereine, an Museen oder ein Hard Rock Café. Unten hängen die, die ich aktuell trage.
Das Gespräch führteKatja Schwemmers