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„Er ist lieb, weil er mit dem Tod kämpft“Tierschützer prangert Video von Carmen Geiss an

Lesezeit 3 Minuten
Steht in der Kritik, nachdem sie einen Schuppenkarpfen zurück ins Wasser entlassen hat: Reality-Star Carmen Geiss

Steht in der Kritik, nachdem sie einen Schuppenkarpfen zurück ins Wasser entlassen hat: Reality-Star Carmen Geiss

Meeresbiologe und Youtuber Robert Marc Lehmann kommentierte einen Instagram-Clip des Reality-Stars mit deutlichen Worten.

Reality-Star Carmen Geiss ist sicher nicht für ihre Tierliebe im ganzen Land bekannt. Doch in einem Instagram-Video, in dem sie einen zuvor gefangenen Karpfen zurück in die Freiheit entlässt, zeigte sich die Kölnerin zuletzt äußerst bewegt während ihrer Aktion.

„Heute mal einen gefangen, lasse ich ihn jetzt wieder frei“, kommentiert die 59-Jährige in dem Clip, der von ihrem Mann Robert Geiss gefilmt und kommentiert wird. „So mein Schatz“, fügt Carmen Geiss noch an. Dann entlässt sie den Fisch vorsichtig in die Tiefe des Wassers, um anschließend zu jauchzen: „Wie schön war das bitte? Ich finde es toll. Der war ja so lieb.“

Robert Geiss ergänzt dazu nur knapp zum Abschied: „Haben wir heute wenigstens mal was gefangen, wir gehen nicht immer leer aus. Aber wir haben es wieder zurückgegeben in den See.“ Unter dem Video teilen sich derweil die Meinungen, ob die Aktion nun wirklich so schön war.

Carmen Geiss muss Shitstorm über sich ergehen lassen – „Tierquälerei“

Nicht wenige erheben Vorwürfe: „‚Catch and Release‘ ist Tierquälerei“, schreibt ein User. „Schlimm. Wie kann man sich über so eine Tierquälerei nur freuen und das auch noch posten“, kritisiert ein anderer. Es kommt die Frage auf, ob das Fangen und Freilassen von Fischen überhaupt erlaubt ist.

Die meisten Likes sammelt die Kritik an der Art des Vorgehens von Carmen Geiss: „Lass ihn doch am besten noch langsamer ins Wasser“. Doch das sieht nicht jeder so: „Absolut klasse! Das sollten sich viele Leute zum Vorbild machen ...“, und „Carmen hat halt ein Herz für Tiere“, sind Beispiele für Gegenstimmen.

Robert Marc Lehmann kritisiert „Catch and Release“: „Das Ganze dauert Minuten“

Die fundierteste Kritik an der TV-Berühmtheit formuliert aber wohl ein anderer. Robert Marc Lehmann ist ein deutscher Meeresbiologe, arbeitete selbst früher in Zoos, die er heute wegen ihrer Tierhaltung zumeist hart kritisiert. Einem breiteren Publikum bekannt wurde Lehmann, als er bereits vor über zehn Jahren in diversen TV-Shows den menschlichen Umgang mit Tieren anprangerte.

Heute postet er regelmäßig Videos von möglichen Misshandlungen an Tieren auf seinem Youtube-Kanal, schätzt die Situation ein und äußert seine Meinung dazu. „Wenn man das Video sieht, kann man ihr fasst nicht böse sein“, beginnt Lehmann seine Analyse des Instagram-Clips zunächst mit einem breiten Lächeln.

Doch dann wird es ernst: „Der Fisch wurde geangelt, gedrillt mit Haken im Maul oder irgendwo, dabei verbraucht er eine Menge Sauerstoff, wird dann an Land gezogen, wird da „gehandelt“ und abgehakt. Dann wird er gehalten, außerhalb des Wassers, es wird gelabert (...) und das Ganze dauert Minuten“, zählt Lehmann mahnend auf. Die Fische würden dabei „wahnsinnig leiden, weil sie Schmerz empfinden“.

Lehmann über Carmen Geiss: „Das ist eine Fehlinterpretation“

In Deutschland sei der einzige erlaubte Grund, einen geangelten Fisch zurückzusetzen der, dass er nicht verwertet werden kann, erklärt der studierte Biologe, der sich entschieden gegen „Catch and Release“ im Angelsport ausspricht: „Das ist Tierquälerei“. Im Ausland sei das anders. Doch wo die Geissens geangelt haben, geht aus dem Video nicht hervor.

Carmen Geiss habe das Tier zwar „sehr gut zurückgesetzt“ und sei „sehr lieb zu dem Fisch“ gewesen. Doch der Karpfen sei eben nicht für eine mögliche Verwertung geangelt worden, sondern nur zum Spaß.

Die Interpretation von Carmen Geiss, der Fisch sei ja „so lieb“ gewesen, bekräftigt Lehmann zudem als falsch: „Der war so lieb, weil er krass gestresst mit Sauerstoffmangel in seinem Nicht-Element am Ersticken ist. Das ist eine Fehlinterpretation. Der ist nicht lieb, weil er lieb sein möchte, sondern weil er mit dem Tode kämpft“. Die Geissens wüssten nicht, was sie da tun, so Lehmann. „Und das vor einem Millionenpublikum“. (oke)