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Prozess sorgt weltweit für AufsehenTochter hält Angeklagten für „einen der schlimmsten Sexstraftäter“

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Gisele P. (r.) sitzt neben ihrer Tochter Caroline Darian und ihrem Sohn  im Gerichtsgebäude während des Prozesses gegen ihren Ehemann, der beschuldigt wird, sie fast zehn Jahre lang unter Drogen gesetzt und Fremde eingeladen zu haben, sie in ihrem Haus in Mazan zu vergewaltigen.

Gisele P. (r.) sitzt neben ihrer Tochter Caroline Darian und ihrem Sohn im Gerichtsgebäude während des Prozesses gegen ihren Ehemann, der beschuldigt wird, sie fast zehn Jahre lang unter Drogen gesetzt und Fremde eingeladen zu haben, sie in ihrem Haus in Mazan zu vergewaltigen.

In Frankreich soll ein Mann seine Frau jahrelang betäubt und Fremden zur Vergewaltigung überlassen haben. Jetzt spricht seine Tochter.

Der angeklagte Franzose, der seine Frau über Jahre hinweg mit Schlafmitteln betäubt und Fremden zur Vergewaltigung angeboten hatte, ist in den Augen seiner Tochter „einer der schlimmste Sexualstraftäter der vergangenen 20 Jahre“. „Wie soll man sich selber wieder aufbauen, wenn man sich dessen bewusst ist?“, fragte die 45 Jahre alte Carolin Darian am Freitag in dem Aufsehen erregenden Vergewaltigungsprozess in Avignon.

Darian schilderte vor Gericht den Moment, in dem sie durch einen Anruf ihrer Mutter von den Taten ihres Vaters erfuhr. „Meine Mutter sagte mir: ‚Ich war heute auf der Polizeiwache. Dein Vater hat mich bewusstlos gemacht, um mich zusammen mit Fremden zu vergewaltigen‘“, berichtete sie. „Das war der Punkt, an dem für mich alles zusammenbrach“, sagte sie unter Tränen.

Tochter macht emotionale Aussage – und glaubt, ebenfalls betäubt worden zu sein

„Ich habe meine Brüder angerufen, wir waren entsetzt, wir haben geweint“, fügte Darian hinzu. Sie wünsche niemandem den Schmerz, den sie in dem Moment gespürt habe. Als die Geschwister am folgenden Tag von der Polizei befragt wurden, zeigten die Beamten der Tochter Nacktfotos von ihr, auf denen sie sich zunächst nicht erkannte. „So habe ich erfahren, dass mein Vater mich ohne mein Wissen nackt fotografiert hat. Warum bloß?“, sagte sie.

Opfer Gisèle Pélicot wollte einen öffentlichen Prozess.

Opfer Gisèle Pélicot wollte einen öffentlichen Prozess.

Darian zeigte sich überzeugt, dass ihr Vater sie ebenfalls bewusstlos gemacht habe, was dieser jedoch - im Unterschied zu den Vergewaltigungen seiner Ehefrau - zurückweist. Die Tochter verarbeitete ihre Erlebnisse in einem Buch mit dem Titel „Ich habe aufgehört, dich Papa zu nennen“. Sie gründete zudem eine Selbsthilfegruppe für Opfer von Vergewaltigungen nach der unfreiwilligen Einnahme betäubender Mittel.

Mutter Gisèle Pélicot schildert ausführlich das Unvorstellbare

Ihre Mutter Gisèle Pélicot hatte am Vortag vor Gericht ausführlich geschildert, wie sie jahrelang unter unerklärlichen Gedächtnislücken und gynäkologischen Problemen litt, bevor sie erfuhr, in welcher Weise sich ihr Mann an ihr verging. Dies geschah, als ihr Mann ins Visier der Justiz geriet, weil er in einem Supermarkt unter die Röcke von Frauen fotografiert hatte. Bei der folgenden Hausdurchsuchung stießen die Ermittler auf etwa 4000 Fotos und Videos von Vergewaltigungen der offensichtlich bewusstlosen Frau.

Etwa 200 Mal wurde Gisèle Pélicot zwischen 2011 und 2020 ohne ihr Wissen vergewaltigt, teils von ihrem Ehemann und in 92 Fällen von Fremden. Die Ermittler identifizierten 50 von ihnen, die sich nun neben dem Hauptangeklagten Dominique Pélicot vor Gericht verantworten müssen. Ihnen drohen Haftstrafen von bis zu 20 Jahren.

„Die Scham muss die Seite wechseln“

Gisèle Pélicot hatte sich ausdrücklich gegen ein Verfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgesprochen und sich einverstanden erklärt, mit vollem Namen in den Medien zitiert zu werden. „Die Scham muss die Seite wechseln“, erklärte sie. „Ihre Kinder sind stolz auf ihre Mutter“, sagten die Anwälte. „Der Name steht heute für eine mutige Person“, betonten sie.

Die 72-Jährige lehnte auch eine Spendenaktion des französischen TV-Stars Nabilla zugunsten ihrer Familie ab, die bis Freitag 40.000 Euro eingebracht hatte. Das laufende Verfahren solle nicht gestört werden, erklärte Gisèle Pélicot. (afp)