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Umstrittenes GesetzDas sind die kreativsten Proteste gegen die Bonpflicht

Lesezeit 3 Minuten
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Bons verkaufter Backwaren liegen in einer Bäckerei in einem Schaufenster aus Protest gegen die geltende Kassenbon-Pflicht. 

München – Seit gut einem Monat gilt die Bonpflicht in Deutschland. Die Kritik an ihr hält an. Bei einigen betroffenen Unternehmern hat die Regelung gegen Steuerbetrug an Ladenkassen allerdings nicht nur Wut, sondern auch Kreativität ausgelöst: Sie protestieren auf ihre Weise dagegen, dass Händler mit elektronischen Kassensystemen Kunden bei jedem Kauf unaufgefordert einen Beleg aushändigen müssen. Vor allem Bäcker mit Laufkundschaft, die in der Regel keine Kassenbons haben will, beklagen überflüssige Müllberge. Der Fiskus hingegen beklagt seit Jahren hohe Ausfälle bei Steuereinnahmen durch Mogelkassen - es ist von Milliarden die Rede. Eine Auswahl kreativer Proteste und anderer Reaktionen:

SÜßER PROTEST

Im bayerischen Moosinning und in Budenheim bei Mainz ist die Bonpflicht zum Verkaufsschlager geworden. Dort garnieren Bäckereien ihre Krapfen beziehungsweise Kreppel mit einer Quittung aus Fondant beziehungsweise Zuckerpapier. Bedruckt wird das Ganze mit Lebensmittelfarbe. Das Ergebnis sieht - zumindest in Bayern - einer normalen Quittung dank Steuernummer, Adresse, Preis und Mehrwertsteuerausweis sehr ähnlich. In Mainz weist ein zusätzliches „Helau“ den Krapfen als Faschingsaktion aus. Die Aktionen kommen nach Angaben der Unternehmen bei den Kunden gut an, auch wenn trotz der süßen Kassenzettel noch normale Belege vorgeschrieben sind.

EIN KORB FÜR DEN ODER DAS BON

Dem Bon einen Korb geben einige Betriebe wie das Café Eigler in Leipzig mit einem Wortspiel. Dabei liegen „Schokobons“ einer Süßwarenmarke oder Bonbons bereit, versehen mit dem Hinweis, nach dem Einkauf doch bitte unbedingt unaufgefordert ein(en) Bon mitzunehmen.

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 Ein Krapfen mit einem Kassenbon aus Fondant.

DER BON ALS DEKORATION

Das Gasthaus Gutenberg in Karlsruhe hatte bereits im Dezember mit seinem Protest gegen die Bonpflicht begonnen. Mehr als 1000 Bons wurden fein säuberlich auf Schnüre gefädelt und wie Girlanden in den Gasträumen aufgehängt. Inzwischen habe man sie abgenommen, heißt es auf Nachfrage. Statt über den Köpfen der Gäste finden sich die Bons - zusammen mit neuen Quittungen - jetzt im Schaufenster. Das ist offenbar ein beliebter Ort für die Kassenzettel: Auch die Bäckerei Jahn im bayerischen Ansbach sammelt dort die Zettel.

ZURÜCK ZUM URSPRUNG

Dem Staat geben, was der Staat haben wollte, ist das Motto verschiedener Aufrufe. So postete beispielsweise die Bäckerei Frick aus Weingarten in Baden-Württemberg auf Ihrem Facebook-Account eine Erklärung zur Bonpflicht für die Kunden - verbunden mit dem Vorschlag, die Zettel doch mit nach Hause zu nehmen, zu sammeln und bei Gelegenheit dem Finanzamt in den Briefkasten zu stecken. Bei Theo's Kitchen im schleswig-holsteinischen Husum sammelt man die Bons sogar selbst, um sie ans Finanzministerium zu schicken. Zwei Tüten seien schon voll, heißt es dort.

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DIE MASSE MACHT'S

Etwa eine halbe Million Bons sammelte der baden-württembergische Landtagsabgeordnete Erik Schweickert (FDP) nach eigenen Angaben von zehn Bäckern in seinem Wahlkreis. Er nutzte sie für eine Protestaktion vor dem Landtagsgebäude. Die meisten Säcke wurden danach von einem Entsorgungsunternehmen abtransportiert, fünf nahm Schweickert mit in die Sitzung des Wirtschaftsausschusses, dessen Vorsitzender er ist.

GESETZESTREU IM SAUNACLUB

Die Bonpflicht sorgt allerdings nicht nur für Ärger zwischen ihren Machern und Unternehmern. In der Nähe des hessischen Dieburgs musste die Polizei anrücken, um den Streit zwischen dem Besucher eines Saunaclubs und dessen Sicherheitsdienstes zu schlichten. Der Mann hatte nämlich nach dem Besuch des Etablissements einen Bon verlangt und war daraufhin zunächst vor die Tür gesetzt worden. Warum der Mann auf Ausstellung eines Bons bestand, blieb offen. Er kam allerdings zu seinem Recht: Nach Intervention der Beamten erhielt er eine handschriftliche Quittung für seinen gezahlten Eintritt.

ALTERNATIV

Dabei müsste die Debatte um die Bonflut gar nicht sein, denn es gibt verschiedene digitale Alternativen zum Zettel: Bons können auch über Apps oder das abfotografieren eines QR-Codes übertragen werden. (dpa)