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US-Sängerin trägt GrillsMadonna nimmt den Mund ziemlich voll

Lesezeit 3 Minuten

Madonna trägt freiwillig Zahnspange.

Köln – Madonna hat mit ihren 55 Jahren der Weltöffentlichkeit mal wieder ihre neueste Modeerrungenschaft präsentiert: ihre mit Gold eingefassten Zähne. Sie, die stets Trendsetterin sein will, ist damit aber in Wahrheit auf einen seit lange fahrenden Zug aufgesprungen. Sie reiht sich ein in die Riege prominenter Zahnschmuck-Träger.Seinen Ursprung hat die Mode in den 1980er Jahren. In der Hip-Hop-Kultur werden die wie lose Zahnspangen funktionierenden Accessoires Grills genannt. Meist sind sie aus Gold, Silber oder Platin. Besonders teure Exemplare sind zusätzlich mit Diamanten besetzt oder mit eingravierten Schriftzügen verziert. Kostenpunkt: Von Plastik-Kronen für fünf Dollar bis hin zu Edel-Modellen für mehrere Zehntausend Dollar. Um die Jahrtausendwende wurden die Grills unter Rappern mehr und mehr zum Symbol von Reichtum und Erfolg. Snoop Dogg, Flavor Flav, P. Diddy und Usher haben die Glitzerzähne unter Rappern salonfähig gemacht. Dabei kommt die Idee der Goldzähne ursprünglich aus den ärmsten Vierteln Amerikas, wo Menschen sich keinen Zahnarztbesuch leisten konnten. Dann haben sich Rapper die Goldzähne zu eigen gemacht. Sie waren kein Zeichen der Armut mehr, sondern ein Symbol, um sich Respekt zu verschaffen.

Grills gehören heute aber nicht mehr unweigerlich in die Black- Music-Nische. Mittlerweile wollen auch Stars wie Johnny Depp, Rihanna und Beyoncé nicht auf den Zahnschmuck verzichten.

Allerdings ist die Mode gar nicht so ungefährlich, betonen Zahnärzte. Sie warnen, dass sich Bakterien unter den Grills festsetzen können, die dann schnell zu Zahnfleischentzündungen und anderen Krankheiten führen können. Madonna postete vorbildlich ein Instagram-Bild, auf dem sie ihre Goldaufsätze mit einer Zahnbürste säubert.

Der Modetrend ist nicht nur teuer und bei falscher Anwendung zahnschädigend, er ist auch gar nicht so einfach anzufertigen. Die Luxus-Variante herzustellen dauert mehrere Stunden. Erst wird beim Arzt ein Abdruck der vorderen Zahnreihen genommen, der anschließend mit Gips gefüllt wird. Damit die Grills perfekt sitzen, werden sie dem Gipsabdruck angepasst und erst dann über die echten Zähne gestülpt. Die Grills gibt es als Bogen wie eine Spange oder auch für einzelne Zähne. Wer kein millionenschwerer Superstar ist, kann auf die kostengünstigere Variante zurückgreifen: Mit Wachs gefüllte Grills, die sich beim Tragen an die jeweiligen Zähne anpassen. Die sind allerdings auch nicht so stabil. Den Extra-Glamour kann man schon für wenig Geld im Internet bestellen. Zahlreiche Online-Shops bieten die verschiedensten Formen, Farben und Materialen an.

Während in Deutschland der Zahn-Trend noch nicht wirklich übergeschwappt ist, mussten vier Schulen in Texas schon vor Jahren die Notbremse ziehen und die Grills verbieten. Die Schüler konkurrierten um den teuersten und auffallendsten Zahnschmuck – das lenkte vom Unterricht ab.Vielleicht fahren auch Madonna und ihre halbstarken Musikkollegen Justin Bieber und Miley Cyrus die Ablenkungsstrategie: Mit viel Glitzer im Mund wird schon keiner merken, dass die Plattenverkäufe sinken.

Doch stößt Madonna auch auf viele Spötter. Der britische Talker Piers Morgan meinte via Twitter, dass die Sängerin wie der berühmte Bond-Bösewicht „Jaws“ aussähe, der, gespielt von Richard Kiel, mit einem riesigen Goldgebiss unter anderem in „Moonraker“ Angst und Schrecken verbreitet.