„Wie ein Kriegsgebiet“Sturm „Sally“ wütet in den USA und sorgt für Überschwemmungen
Washington – Überflutete Straßen, zerstörte Häuser, massive Stromausfälle: Tropensturm „Sally“ hat in den US-Bundesstaaten Alabama und Florida beträchtliche Schäden angerichtet. Mindestens ein Mensch kam zudem durch das Unwetter ums Leben, wie örtliche Medien berichteten: In dem beliebten Küstenort Orange Beach (Alabama) sei eine Person getötet worden, eine weitere werde vermisst, sagte Stadtdirektor Ken Grimes dem Sender NBC in der Nacht zum Donnerstag (Ortszeit). Details könne er nicht nennen. Allein in Alabama und im benachbarten Florida fiel in rund einer halben Million Haushalten und Geschäften der Strom aus, wie das Portal Poweroutage meldete.
„Überall liegen Boote: Auf den Straßen, vor Geschäften, in den Hinterhöfen. In gewisser Weise ist es komisch“, sagte der Bürgermeister von Orange Beach, Tony Kennon, dem Portal AL.com. Der Sturm habe sie vom Hafen in die Stadt gespült. Zahlreiche Häuser seien außerdem von umgestürzten Bäumen beschädigt worden. Der Ort an der Golfküste wurde besonders hart von dem Sturm erwischt. Ganz in der Nähe, in Gulf Shores, war „Sally“ am Mittwochmorgen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 165 Kilometern pro Stunde als Hurrikan der Stufe zwei auf Land getroffen.
USA: Vor 16 Jahren wütete Hurrikan „Ivan“
Für einige Bewohner war es ein Déjà-vu: Fast auf den Tag genau vor 16 Jahren hatte Hurrikan „Ivan“ an der Küste Alabamas schwere Schäden verursacht. So viel Regen habe dieser allerdings nicht verursacht, meinte Bürgermeister Kennon. „Es sieht aus wie ein Kriegsgebiet“, erzählte Anwohnerin Doris Stiers aus Gulf Shores dem Sender CNN. „Viel Zerstörung, verwüstete Häuser, abgedeckte Dächer. Ich habe weder Strom noch Internet. Eine schlechte Nacht“, resümierte sie.
„Sally“ hatte sich zwar über Land rasch zu einem tropischen Wirbelsturm abgeschwächt. Da er sich nach Angaben des US-Hurrikanzentrums aber nur langsam fortbewegt - zuletzt mit rund 15 Stundenkilometern -, brachte er den betroffenen Regionen heftigen Regen und sorgte somit in Alabama und Florida für schwere Überschwemmungen. Meteorologen warnten vor „katastrophalen und lebensbedrohlichen“ Fluten. Mehrere Flüsse in der Region führten Hochwasser.
„In vier Stunden fiel so viel Regen wie sonst in vier Monaten“
In Pensacola (Florida) stand das Wasser fast einen Meter hoch in den Straßen, berichtete der Nationale Wetterdienst. „In vier Stunden fiel so viel Regen wie sonst in vier Monaten“, sagte Feuerwehrchefin Ginny Cranor dem Sender CNN. Im Bezirk Escambia, zu dem Pensacola gehört, seien fast 400 Menschen aus überfluteten Gegenden gerettet worden.
„Eines unser größten Probleme waren Autos, die in den Fluten steckenblieben“, sagte Bürgermeister Grover C. Robinson dem Sender ABC. Er rief die Menschen auf, daheim zu bleiben. Schwierig sei die Unterbringung in Notunterkünften: Wegen der Corona-Pandemie seien die Kapazitäten dort begrenzt. In der Gegend wurde auch die neue Pensacola-Bay-Brücke beschädigt. Ein führungsloser Lastkahn habe das Bauwerk getroffen, sagte ein Sprecher des Bezirks Santa Rosa.
Die Experten erwarten, dass der Sturm in nordöstlicher Richtung landeinwärts durch Alabama weiterzieht. Auswirkungen dürften auch in Teilen von Georgia sowie South und North Carolina zu spüren sein. Die Prognosen zu „Sally“ hatten sich in den vergangenen Tagen immer wieder geändert. Erst vor drei Wochen hatte Hurrikan „Laura“ Louisiana getroffen und dort schwere Zerstörungen angerichtet. „Laura“ war ein Hurrikan der Stufe vier und damit extrem gefährlich. Mindestens 15 Menschen kamen ums Leben.
Hurrikansaison könnte eine der heftigsten aller Zeiten werden
Tropische Orkane werden im westlichen Atlantik und im östlichen Pazifik Hurrikans genannt. Im Atlantik könnte die diesjährige Hurrikansaison, die von Juni bis November dauert, nach Angaben der US-Klimabehörde NOAA eine der heftigsten überhaupt werden.
„Sally“ ist bereits der achte Sturm, der in dieser Saison auf das US-Festland traf und stark genug war, um einen Namen zu erhalten, wie der Meteorologe Philip Klotzbach von der Colorado State University auf Twitter schrieb. So viele seien es bis zum 16. September bislang in keiner Saison gewesen.
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Den Meteorologen könnten aufgrund der Vielzahl der Stürme über dem Atlantik die Namen ausgehen: Normalerweise werden sie in alphabetischer Reihenfolge benannt, 21 Buchstaben werden dafür benutzt, aber jeder nur einmal. Bilden sich innerhalb einer Saison mehr als 21 Stürme über dem Atlantik, die aufgrund ihrer Stärke einen Namen erhalten, müssen die Meteorologen auf das griechische Alphabet zurückgreifen.
Über dem Atlantik bewegen sich derzeit die Hurrikans „Paulette“ und „Teddy“. Während sich „Paulette“ abschwächen sollte, dürfte „Teddy“ den Prognosen zufolge auf die Bermuda-Inseln zusteuern und sich zu einem Hurrikan der Stärke fünf auswachsen. (dpa)