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Vulkanausbruch87.000 Menschen müssen ihr Zuhause verlassen – Asche erreicht entfernte Inseln

Lesezeit 4 Minuten
HANDOUT - 09.12.2024, Philippinen, Mansalanao: Auf diesem vom philippinischen Institut für Volcanology and Seismology zur Verfügung gestellten Handout ist eine explosive Eruption am Gipfelschlot des Vulkans Kanlaon zu sehen. Foto: -/Philippine Institute of Volcanology and Seismology via AP/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

Der Ausbruch des Vulkans Kanlaon setzt eine riesige Aschewolke frei.

Auf den Philippinen ist der Vulkan Kanlaon erneut aktiv. Die Behörden bereiten die Menschen auf Schlimmeres vor.

Nach dem Ausbruch eines Vulkans auf den Philippinen gehen die Massenevakuierungen rund um den Berg Kanlaon am Dienstag weiter. Die Behörden erwarten nach einem Ausbruch mit einer riesigen Aschewolke weitere Eruptionen, Zehntausende Menschen müssen ihre Dörfer verlassen.

„Am Vulkan Kanlaon hat sich eine explosive Eruption ereignet“, hatte das philippinische Institut für Vulkanologie und Seismologie am Montag gemeldet. Allen lokalen Behörden werde empfohlen, die Bevölkerung in einem Umkreis von sechs Kilometern um den Vulkan in Sicherheit zu bringen. Wie die philippinische Regierung mitteilte, seien 87.000 Menschen von den Evakuierungen betroffen – eine logistische Herausforderung, bei der die Armee hilft.

Videos der Aschewolke über dem Kanlaon

Videos zeigten eine riesige Rauchwolke über dem Berg. Die Facebook-Userin Dianne Paula Abendan, die in La Castellana ganz in der Nähe des Vulkans lebt, veröffentliche Aufnahmen des Ausbruchs am Montagnachmittag gegen 15 Uhr Ortszeit. Ihr Video wurde auch im philippinischen TV gesendet. Zu sehen ist eine riesige, blumenkohlförmige Rauchwolke, die gen Himmel steigt. Aufgeregte Stimmen sind im Hintergrund zu hören, Menschen filmen das Naturereignis mit Handys.

In den sozialen Medien verbreiten sich zahlreiche weitere Videos, die den Ausbruch des Kanlaon zeigen. Begleitet wird die Eruption von lautem Donnern, die Erde bebt laut Augenzeugen. Das Geräusch entstand laut Experten durch die starke Druck- oder Stoßwelle, die Objekte im Umkreis von mindestens 30 Kilometern um den Vulkangipfel erschütterte.

Am südöstlichen Hang fielen glühende Asche und andere Materialien herab, es gab einen Ascheregen. Bilder zeigen, wie in Orten in der Nähe des Vulkans eine dicke Schicht Asche alles bedeckt. Auch Bauern zerstörte die Asche ihre Ernte. Sie wurde inzwischen durch den Wind weitergetrieben und kam auf Nachbarinseln runter, die teilweise mehrere Hundert Kilometer entfernt liegen.

Der Vulkan Kanlaon liegt auf der Insel Negros im Zentrum der Philippinen. Er ist 2435 Meter hoch und einer von 24 aktiven Vulkanen auf den Philippinen. Die Philippinen liegen am pazifischen „Ring of Fire“, wo vulkanische Aktivitäten und Erdbeben häufig vorkommen.

Philippinen: Aschewolke des Kanlaon steigt rund 4.000 Meter hoch

Laut dem Institut für Vulkanologie und Seismologie stieg die Aschewolke am Montag rund 4.000 Meter über dem Vulkankrater auf. Der Ausbruch habe rund sieben Minuten gedauert. Die Aktivität des Vulkans bedeute, dass „der Magma-Ausbruch begonnen hat, auf den weitere Ausbrüche folgen könnten“, teilten Behördenvertreter mit.

Das Philippine Institute of Volcanology and Seismology (Phivolcs) erhöhte die Alarmstufe auf 3 auf einer Skala von 5. Stufe 3 bedeutet, dass ein erhöhtes Risiko für Lavaströme und die Möglichkeit eines gefährlichen Ausbruchs innerhalb weniger Wochen besteht. Alle Siedlungen im Umkreis von sechs Kilometern rund um den Kanlaon sollten sich auf eine Räumung einstellen, heißt es.

Phivolcs-Direktor Teresito Bacolcol riet im philippinischen Fernsehen allen Bewohnerinnen und Bewohnern in der Nähe des Vulkans, Masken gegen die giftige Vulkanasche und Gase zu tragen. Bacolcol sagte der Nachrichtenagentur Reuters: „Wir können noch nicht bestätigen, dass es sich um einen magmatischen Ausbruch handelt.“ Derzeit spreche man zunächst von einem „explosiven Ausbruch“. Dieser könne aber zu „magmatischen Unruhen“ führen, so Balcolol.

15 Dörfer sollten dem Institut zufolge geräumt werden. In vier Dörfern im Hochland liefen die Evakuierungen, wie ein Vertreter der dortigen Polizei mitteilte. In vielen Schulen wurde der Unterricht auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Medien veröffentlichten Informationen zu Evakuierungsrouten und Notfall-Hotlines für Betroffene. Busse brachten viele Anwohner aus der Gefahrenzone in Evakuierungszentren.

Kanlaon-Ausbruch: Stadion in Bacolod City soll 30.000 Menschen aufnehmen

Besonders ernst ist die Lage in La Castellana, wo sich schätzungsweise 46.900 Menschen innerhalb der sechs Kilometer breiten Gefahrenzone befinden. Das Panaad-Stadion in der Provinzhauptstadt Bacolod City wurde zum Evakuierungszentrum erklärt, hier können bis zu 30.000 Menschen untergebracht werden. Kirchen riefen zu Spenden für die Bewohnerinnen und Bewohner auf, die ihr Zuhause verlassen müssen.

Am Dienstag und Mittwoch gingen die Evakuierungsmaßnahmen forciert weiter. Behörden warnten vor pyroklastischen Dichteströmen und Vulkanasche rund um den Kanlaon. Die insgesamt rund 54.000 Bewohner von La Castellana in der Provinz Negros Occidental und Canlaon City in Negros Oriental wurden zum sofortigen Verlassen der Gefahrenzone aufgefordert, wie die staatliche Nachrichtenagentur Philippine News Agency meldet. Die Evakuierungen seien nicht mehr als präventiv zu betrachten, sondern wurden angeordnet. Sollte sich die Warnstufe auf 4 erhöhen, würde sich der Radius rund um den Vulkan auf 10 Kilometer vergrößern.

Die Regierung sei auf ein „Wost-Case-Szenario“ vorbereitet, hieß es am Mittwoch auf den Philippinen. Im Falle einer Ausweitung des Evakuierungsbereichs auf 10 Kilometer wären weitere 10.000 Bewohnerinnen und Bewohner betroffen.

Die Provinz Negros Occidental erwog unterdessen, den Ausnahmezustand auszurufen. Dies erklärte Gouverneur Eugenio Bong Lacson. Dann könnten Hilfsgelder in Höhe von fast 78 Millionen Pesos (1,27 Millionen Euro) in den betroffenen Gebieten eingesetzt werden.

Bereits im September waren hunderte Anwohner in Sicherheit gebracht worden, nachdem der Vulkan innerhalb eines Tages tausende Tonnen von schädlichen Gasen ausgestoßen hatte.

Laut der Seismologie-Behörde brach der Vulkan Kanlaon seit 1866 mehr als 40 Mal aus. Im Jahr 1996 kamen drei Wanderer durch den Ascheausstoß des Vulkans ums Leben. (mit afp)