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Neuer VulkanausbruchIsländische Behörden warnen Schaulustige vor lebensgefährlichen Gasen

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Der Vulkan Fagradalsfjall beim Ausbruch im Jahr 2021 auf der Halbinsel Reykjanes im Südwesten Islands. Dort spuckt die Erde erneut Lava aus.

Der Vulkan Fagradalsfjall beim ersten Ausbruch im Jahr 2021 auf der Halbinsel Reykjanes im Südwesten Islands. Dort spuckt die Erde erneut Lava aus.

Zum dritten Jahr in Folge kommt es zu einem kräftigen Ausbruch in der Region. Überwachungskameras halten tollkühne Vulkan-Touristen fest.

Auf Island ist es im dritten Jahr in Folge zu einem vulkanischen Ausbruch mit spektakulären Bildern gekommen. Die Eruption begann am Montag, 16.40 Uhr (Ortszeit), auf derselben Halbinsel südwestlich der Hauptstadt Reykjavik, auf der sich bereits in den beiden Vorjahren brodelnde und spritzende Lava ihren Weg an die Erdoberfläche gebahnt hatte. Wie lange das erneute Naturschauspiel diesmal zu sehen sein wird, ist unklar.

Vulkanausbruch auf Island: Behörden warnen Schaulustige

Die Behörden warnen davor, dass Schaulustige mit ihren Autos auf der Straße Reykjanesbraut, die nahe an den Ausbruchsstellen vorbeiführt, stehenbleiben, um Fotos zu machen oder sich gar auf dem schwer zugänglichen Lavagebiet den Ausbruchsstellen nähern. Erst müssten Experten die Lage bewerten und das Gebiet zur Besichtigung freigeben.

Das Drohnenfoto zeigt den Ausbruch des Berges Litli-Hrútur auf der dünn besiedelten Reykjanes-Halbinsel.

Das Drohnenfoto zeigt den Ausbruch des Berges Litli-Hrútur auf der dünn besiedelten Reykjanes-Halbinsel.

Auf den Überwachungskameras in der Gegend seien bereits mehrere Menschen in der Nähe des Ausbruchs zu sehen gewesen, sagte Hjördis Guðmundsdóttir, Sprecherin des Zivilschutzes in der isländischen Tageszeitung Morgunbladid.

„Zum Glück nicht Tausende, denn dankenswerterweise sind viele Menschen unserer Warnung gefolgt. Aber einige haben offenbar beschlossen, nicht zuzuhören.“ Aufgrund der Gasemissionen sei es dringend geboten, sich von den Ausbruchsstellen fernzuhalten. Die Natur sei unvorhersehbar. „Wir werden den Menschen Bescheid geben, sobald es gefahrlos ist, sich dem Vulkan zu nähern“, so Guðmundsdóttir.

Die Vulkanausbrüche auf Island in den Jahren 2021 und 2022 haben sich zu wahren Touristenattraktionen entwickelt: Zigtausende Einheimische, aber besonders viele Touristen besuchten den Fagradalsfjall (auf Deutsch: Schöne-Tal-Berg), denn seine Lage erlaubte es, ziemlich nah an den Ort des Geschehens heranzukommen. Einige Touristen grillten Marshmallows über der noch heißen Lava, Hubschrauber boten Besichtigungen über dem Vulkan an.

Vulkanausbrüche auf Island sind Touristen-Attraktionen

Das Drohnenfoto zeigt den Ausbruch des Berges Litli-Hrútur auf der dünn besiedelten Reykjanes-Halbinsel.

Das Drohnenfoto zeigt den Ausbruch des Berges Litli-Hrútur auf der dünn besiedelten Reykjanes-Halbinsel.

Der jüngste Ausbruch habe in einer Senke nördlich eines kleinen Berges namens Litli Hrutur begonnen, erklärte der isländische Wetterdienst am Montag. Mittlerweile habe sich eine gut 900 Meter lange Erdspalte aufgetan, die Lava fließe deutlich schneller als bei den vorherigen Ausbrüchen in der Gegend. Damit ist die jetzige Eruption nur einige Kilometer vom Ort der letzten beiden Ausbrüche in den vergangenen zwei Jahren entfernt.

„Es ist kein riesiger Vulkanausbruch und auch keine Katastrophe, aber wir müssen ihn mit Vorsicht behandeln“, kommentierte Magnús­ Tumi Guðmunds­son­, Geologe-Professor der Universität Island, den jüngsten Ausbruch in der isländischen Zeitung „Morgunbladid“.

Es ist kein riesiger Vulkanausbruch und auch keine Katastrophe ...
Magnús­ Tumi Guðmunds­son­, Geologe-Professor der Universität Island

Der Ausbruch am Dienstagmorgen sei ungefähr zehnmal so kraftvoll wie die Anfänge des ersten Ausbruchs im Jahr 2021 gewesen, schätzt er, die Aktivitäten nähmen deutlich an Kraft zu. Ob der aktuelle Ausbruch am Ende insgesamt größer sein wird als die beiden Vulkanausbrüche davor, sei allerdings noch unklar.

Fest stehe jedoch: Bei einem Ausbruch in der Größe könne viel Gas in die Luft geraten. „Darum sollten keine Menschen in der Nähe sein, die dadurch in Schwierigkeiten geraten könnten“, so Gudmundsson. Möglicherweise werde das Gas auch Ortschaften in der Nähe der Ausbruchsstellen erreichen, gegebenenfalls müssten sich Menschen in dieser Region stundenweise drinnen aufhalten. Das käme ganz auf den Wind an, der die giftigen Aschewolken verbreite und möglicherweise nah an bewohnte Gebiete bringe.

Vulkanausbruch auf Island: Spalteneruption statt Aschesäule

Die Eruption sieht nicht so aus, wie sich viele Menschen einen klassischen Vulkanausbruch vorstellen: Statt eines massiven Lavastroms, der aus einem kegelförmigen Vulkan in die Luft schießt, sprudelt die Lava vielmehr aus einem länglichen Erdspalt hervor. Diese Art von Ausbruch wird auch als Spalteneruption bezeichnet. Sie führt in der Regel nicht zu großen Explosionen oder riesigen Aschesäulen.

„Es gibt drei Spalten, aus denen Lava im Grunde in alle Richtungen austritt“, sagte Vulkanologie-Professor Thorvaldur Thordarson von der Universität Island. Es sei ein Ausbruch von geringer Intensität, der bislang keine große Bedrohung darstelle.

Wenn die Eruption aber lange genug dauere, könne sie der Infrastruktur gefährlich werden – so könnten beispielsweise wichtige Stromleitungen gekappt werden. Störungen des Flugverkehrs seien nicht zu befürchten, teilte die isländische Regierung mit. (mit dpa und afp)