Weltraum-GeschichtenSieben populäre Irrtümer über das Weltall

Sonnenaufgang aus dem All
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1. Vom Mond aus kann man die Chinesische Mauer sehen
Ganz klar, die Chinesische Mauer ist so lang, dass man sie ganz einfach vom Mond aus sehen können muss – das meinen viele. Dennoch ist das ein Irrtum, wenn auch ein hartnäckiger und weit verbreiteter. Zwar hat sie in der Tat eine beeindruckende Länge von über sechstausend Kilometern, aber leider ist sie nur so schmal wie eine Straße. Einer, der es ganz genau wissen muss, ist der US-Amerikaner James Irwin, der als Mitglied der Apollo-15-Mission, 1971 als achter Mensch den Mond betreten und sich dort viele Stunden aufgehalten hat. Der Astronaut ist sich ganz sicher: „Es ist unmöglich, die Chinesische Mauer vom Mond aus zu sehen“.
2. Die Mondphasen entstehen durch den Erdschatten
Wir sehen den Mond, weil er vom Sonnenlicht angestrahlt wird. Da liegt es ja nicht fern zu vermuten, dass der Erdschatten den Mond ganz oder teilweise im Dunkeln verschwinden lässt und ihn so für unsere Augen unsichtbar macht. Dieser Gedankengang hat allerdings einen entscheidenden Haken, denn schließlich wäre es so unmöglich, dass Mondsichel und Sonne gleichzeitig nebeneinander am Himmel auftauchen. Genau das aber kann man ja hin und wieder beobachten. So ist das Ganze unterm Strich auch sehr viel einfacher. Der Mond wird in seiner Kugelform immer nur zur Hälfte von den Sonnenstrahlen direkt erfasst. Exakt diese angestrahlte Hälfte entzieht sich aber je nach Konstellation der Himmelskörper mehr oder weniger unseren Blicken, da wir nicht hinter die Kugel schauen können. Der so übrig bleibende sichtbare Teil der angestrahlten Hälfte bezeichnet nun die Mondphasen, sternenklare Nacht natürlich vorausgesetzt. So kommt es auch, dass uns der Vollmond, also die vollständig ausgeleuchtete Hälfte des Mondes, genau dann erscheint, wenn er der Erdschatten-Theorie nach komplett im Dunkeln verschwunden sein müsste.
3. Lichtjahre bezeichnen sehr große Zeiträume
In Science-Fiction-Filmen aber auch in seriösen Medien ist immer wieder von Lichtjahren die Rede. Damit sind allerdings keine unvorstellbar großen Zeiträume gemeint, sondern vielmehr Entfernungen beziehungsweise Strecken: das Lichtjahr ist somit also eine Längen- und keine Zeiteinheit. Es bezeichnet die Strecke, die das Licht (genauer: eine elektromagnetische Welle) in einem Jahr im Vakuum zurücklegt und das sind etwa 9,5 Billionen Kilometer.
4. Die Sonne ist in Horizontnähe größer, weil sie dann der Erde näher ist
Die Sonne erscheint manchmal riesig groß am Horizont. Da liegt der Verdacht nahe, dass sie unserem Heimatplaneten zu diesem Zeitpunkt näher ist als sonst, denn wachsen und schrumpfen wird sie ja wohl nicht, oder? In der Tat ändern sich weder Größe noch Entfernung zur Erde: das Ganze ist vielmehr eine optische Täuschung. Taucht der Himmelskörper am Horizont auf, so steht uns ganz plötzlich ein Größenvergleich zur Verfügung: Häuser, Autos, Bäume und was es da sonst noch so alles gibt, sind uns von den Maßen her gut bekannt. Im direkten Vergleich wirkt die Sonne nun gigantisch. Steht sie aber hoch am Himmel, so haben wir keine Möglichkeit mehr die Größe wirklich zu vergleichen, höchstens ein paar andere Himmelskörper, von denen wir aber eigentlich auch keine konkrete Größenvorstellung haben. Wir sitzen hier also lediglich einer Illusion auf.
5. Die Mondlandung hat niemals stattgefunden
„Kein Mensch hat je den Mond betreten“ meint seit den 1970er Jahren der US-Amerikaner Bill Kaysing, einer der Väter der sogenannten Mondlandungslüge. In der Tat kann er zusammen mit seinen Anhängern beeindruckende Argumente vorbringen, wie etwa die auf den NASA-Fotos im Winde flatternde US-Flagge, wo es auf dem Mond doch keine Atmosphäre gibt oder der sternenlose Himmel, sowie augenscheinliche Unstimmigkeiten bei den Vermessungskreuzen. Wissenschaftler in aller Welt haben die Vorwürfe immer wieder geprüft und kommen allesamt zu dem gleichen Ergebnis: Kaysing hat Unrecht. So offenbart etwa die im Winde wehende Fahne ihr Geheimnis in der Detailvergrößerung der originalen NASA-Fotos: am oberen Ende ist eine stabilisierende Stange eingezogen, um die US-Flagge nicht ganz unfotogen schlapp herabhängen zu lassen. Der Himmel hingegen ist auf den gleichen Fotos sternenlos, weil diese nicht hell genug sind, um abgebildet werden zu können.
Das Problem kennt jeder Fotoamateur. Zu lösen ist es nur mit einer Langzeitaufnahme. Die aber würde bei freihändig gehaltenen Kameras zu Verwackelungsunschärfen führen oder zur Überbelichtungen anderer Objekte, wie Raumfähre oder Astronauten. Jedes Bild, dass die Kamera der Astronauten aufnimmt, versieht sie automatisch mit sogenannten Réseaukreuzen, Vermessungskreuzen also, die spätere Analysen und Berechnungen erleichtern. Es ist physikalisch unmöglich, dass abgebildete Personen oder Gegenstände, die auf den Fotos zu sehen sind, diese Kreuze teilweise oder ganz verdecken, so wie es auf einigen Aufnahmen den Anschein hat. Für die Kritiker ist dies eines der Hauptindizien der Retusche bzw. Manipulation der Bilder. Sieht man sich die entsprechenden Fotos genauer an, so fällt auf, dass Teile der Kreuze ausschließlich über besonders hellen Bildteilen verschwinden. Die helle Untergrundfläche überstrahlt das Kreuz sozusagen. Fotografen kennen diesen Effekt, der daher rührt, dass das Filmmaterial konstruktionsbedingt an dieser Stelle nicht mehr in der Lage ist, die zu große Helligkeit zu verarbeiten. Der entsprechende Bildteil franst so quasi weiß aus und kann auch benachbarte Details mit zerstören, also eben auch die sehr dünnen Kreuze. Manchmal sind die schmalen Kreuze auch lediglich schlecht sichtbar, weil darunter gelegene Bilddetails ein genaues Erkennen erschweren.
6. Sterne kann man gegen Bezahlung auf den eigenen Namen taufen lassen und sogar kaufen
Vor allem im Internet tummeln sich allerlei findige Geschäftsleute, die Sternentaufen vergeben oder sogar ganze Sterne zum Kauf anbieten. Das mag für manche vielleicht eine witzige Geschenkidee sein, da man zumeist eine kleine Urkunde erhält. Die Internationale Astronomische Union (IAU) in Paris warnt aber: „Diese Namen haben keinerlei formale oder offizielle Gültigkeit. Kommerzielle Interessen werden bei der Benennung in keinster Weise berücksichtigt. Auch Eigentum an Sternen oder Planeten kann nicht erworben werden, die Schönheit des Nachthimmels steht nicht zum Verkauf.“
7. Auf dem Mond sehen die Astronauten die Erde aufgehen
Tja, so stellt man sich das vor, als Erdenmensch, der noch nie auf dem Mond war. Astronauten und Astronomen wissen es aber besser. Der Mond dreht uns nämlich immer die gleiche Seite zu. Das hat man auch in früheren Zeiten schon gewusst und kräftig spekuliert, was auf der „dunklen Seite des Mondes“ wohl alles für schreckliche Ungeheuer leben könnten. Aus diesem Sachverhalt folgt nun aber auch, dass man von jedem Punkt dieser Mondseite aus, die Erde entweder ganz sieht (Mondvorderseite) oder gar nicht (Mondrückseite). Sie geht weder auf, noch unter. Ein bisschen anders sieht die Sache allerdings an den Rändern des Mondes aus, die von der Erde aus sichtbar sind. Hier spielt die sogenannte Libration des Mondes eine Rolle, also eine leichte Taumelbewegung des Erdtrabanten. Sie sorgt dafür, dass wir auf der Erde unterm Strich doch ein bisschen mehr als die theoretisch maximal möglichen 50 Prozent des Mondes zu Gesicht bekommen, nämlich etwa 59 Prozent. Ihr ist es auch zu verdanken, dass an diesen Randzonen des Mondes die Erde an dessen Horizont aufsteigt und auch wieder dahinter verschwindet. Die Fotos, die wir von Erdauf- und Untergängen kennen, sind aber allesamt vom Weltall aus geschossen worden, zum Beispiel von William Anders während der Apollo-8-Mission und nicht von der Mondoberfläche.