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Hinweise auf FremdverschuldenMädchen tot in Kinderheim gefunden – Staatsanwalt geht von Tötungsdelikt aus

Lesezeit 3 Minuten
Wunsiedel: Ein Einsatzwagen der Polizei steht vor einer Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung (weißes Haus auf der linken Seite).

Wunsiedel: Ein Einsatzwagen der Polizei steht vor einer Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung (weißes Haus auf der linken Seite).

In Bayern ist ein zehnjähriges Mädchen tot gefunden worden. Jetzt wird wegen eines Tötungsdeliktes ermittelt.

Ein zehn Jahre altes Mädchen ist am Dienstagmorgen (4. April) tot in einer Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung in Wunsiedel in Oberfranken gefunden worden. Nach Angaben der Ermittler gibt es Anzeichen für ein Fremdverschulden am Tod des Mädchens.

Am Donnerstag teilte Matthias Goers von der zuständigen Staatsanwaltschaft Hof mit: „Wir gehen von einem Tötungsdelikt aus“. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft sei die Zehnjährige gewaltsam ums Leben gekommen. Derzeit gebe es aber weder Beschuldigte noch Tatverdächtige in dem Fall, so Goers.

Zuvor waren zwei Jungen im Alter von 11 Jahren und ein 16-Jähriger in den Fokus der Ermittler gerückt, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen am Mittwoch erfuhr. Unklar war zunächst, ob sie für den Tod des Mädchens verantwortlich gewesen sein sollen oder ob es sich womöglich um einen Unfall gehandelt haben könnte. Sie wurden allerdings nicht in Polizeigewahrsam genommen, sondern in einer Jugendschutzeinrichtung untergebracht.

Staatsanwalt Goers teilte mit, dass sie inzwischen als Kontaktpersonen geführt würden – was darunter zu verstehen ist, konkretisierte er nicht.

Wunsiedel: Zehnjähriges Mädchen leblos aufgefunden – Notarzt kann nur noch Tod feststellen

Wie der Bayerische Rundfunk berichtet (BR), lebte das Mädchen in der Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung St. Josef in Wunsiedel. Angestellte der Einrichtung hätten das Kind am Dienstag leblos in einem Zimmer entdeckt, teilten das Polizeipräsidium Oberfranken und die Staatsanwaltschaft Hof am Mittwoch mit. Ein Notarztteam habe nur noch den Tod des Mädchens feststellen können, hieß es.

Details zur Tat sind noch nicht bekannt. Laut Informationen der Staatsanwaltschaft sei der Fundort auch der Tatort gewesen. Zum Opfer machten Polizei und Staatsanwaltschaft keine weiteren Angaben.

Rechtsmedizinische Untersuchung angeordnet

Zur Klärung der genauen Todesursache wurde laut Polizei eine rechtsmedizinische Untersuchung angeordnet. Dabei hätten sich nach ersten Erkenntnissen Anzeichen für ein Fremdverschulden am Tod des Mädchens ergeben.

Die Gemeinde Wunsiedel im Fichtelgebirge in Oberfranken. Laut Polizei gibt es Hinweise auf Fremdverschulden - es wurde eine Sonderkommission eingesetzt. (Archivbild)

Die Gemeinde Wunsiedel im Fichtelgebirge in Oberfranken. Laut Polizei gibt es Hinweise auf Fremdverschulden - es wurde eine Sonderkommission eingesetzt. (Archivbild)

Spezialisten sicherten in der Einrichtung den Angaben zufolge umfangreich Spuren. Die Kriminalpolizei hat laut einer Sprecherin zudem eine Sonderkommission „Park“ gebildet. Es liefen „umfangreichen Zeugenvernehmungen“, so ein Sprecher von Staatsanwaltschaft Hof und Polizeipräsidium Oberfranken laut BR. Auch am Donnerstag war die Spurensicherung noch in der Einrichtung vor Ort und befragte weiter Zeuginnen und Zeugen.

Das Gelände rund um die Jugendhilfeeinrichtung, in der laut eigenen Angaben 89 Kinder und Jugendliche leben, in der oberfränkischen Kleinstadt wurde nach Bekanntwerden des Falls weiträumig abgesperrt.

Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef in Wunsiedel bildet Krisenteam

Wunsiedel ist eine Stadt im Fichtelgebirge. Die oberfränkische Stadt hat nach letzten Erhebungen ca. 9.000 Einwohner. Das Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef liegt nahe dem Dorfkern. Die Facheinrichtung der Jugendhilfe und gehört zur Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg, betreut werden dort laut Website „Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene“ aus der Region, „die nicht oder nicht dauerhaft in ihrer Familie leben können“.

Wegen der Osterferien seien aktuell viele Kinder nicht vor Ort, berichtet Christine Allgeyer vom Träger der Einrichtung in der „Süddeutschen Zeitung“. „Aber für die Kinder, die da waren und sind, ist das natürlich ein traumatisierendes Ereignis“, so Allgeyer weiter. Die Einrichtung habe ein Krisenteam gebildet, welches die Kinder und Jugendlichen in der Ausnahmesituation begleiten soll. (pst mit dpa)