ZDF-Weihnachtsserie: 40 Jahre „Timm Thaler”
München/Mainz – Vier Jahrzehnte ist der Start der ersten ZDF-Weihnachtsserie am 25. Dezember her. Als Tommi Ohrner vor 40 Jahren zu „Timm Thaler” - dem Helden der ersten Weihnachtsserie im ZDF-Programm - wurde, war er erst 14.
Der Wuschelkopf mit dem breiten Lachen verzauberte damals viele Zuschauer. In seiner Rolle als Teenager, dem der Geschäftsmann und Bösewicht Baron de Lefouet (Horst Frank) das unwiderstehliche Lachen abkauft, begeisterte er Millionen.
In der Abenteuerserie nach dem Buch von James Krüss kämpft Timm Thaler um sein Lachen und Lebensglück. Gedreht wurde unter anderem auf der spanischen Vulkaninsel Lanzarote, wo der Wohnsitz des Barons inszeniert wurde, am architektonisch eindrucksvollen Aussichtspunkt Mirador del Río.
„Für mich war diese Serie ein Abenteuerspielplatz. Das war toll. Wir waren unterwegs in Lanzarote. Wir waren in Hamburg. Und ich habe die Dreharbeiten als solches natürlich sehr gemocht und es war aufregend für einen jungen Kerl wie mich”, sagt der heute 54-jährige Ohrner, der jetzt Programmchef und Morgenmoderator bei Klassik Radio in Augsburg ist. „Und dass das so ein großer Erfolg wurde, das wusste man ja damals noch gar nicht. Man hat eine Kinderserie gemacht, aber dass dann ein Hype daraus wurde, und dass dann eine Tradition der Weihnachtsserie für das ZDF daraus entstand, war für alle Beteiligten überraschend - nicht nur für mich.”
„Timm Thaler” sei bis heute „absolut positiv belegt” für ihn, betont Ohrner: „Das war meine Eintrittskarte zu allem, was ich gemacht habe. Ohne 'Timm Thaler' hätte ich es wesentlich schwerer gehabt. Da bin ich viel leichter durch verschiedene Türen gekommen und insofern bin ich dieser Serie sehr, sehr dankbar.” Bei der Erstausstrahlung im Dezember '79 sei er selbst übrigens gar nicht zum Schauen gekommen, erinnert sich Ohrner. „Das ging so ein bisschen an mir vorbei, weil wir teilweise im Urlaub waren.”
„Timm Thaler” war der Auftakt zum Format der legendären ZDF-Weihnachtsserie, die es bis 1995 gab. Sie prägte in erster Linie die Fernsehjugend vieler (West-)Deutscher, die in den 70er und frühen 80er Jahren geboren worden sind. Heute überdecken längst andere TV-Weihnachtsrituale wie die neuen Märchenverfilmungen im Ersten und Zweiten die frühere Tradition. Ohrner sagt, ein Geheimnis des Erfolgs der Weihnachtsserien sei die tägliche Ausstrahlung gewesen: „Früher war es ja oft so, dass Serien nur einmal die Woche kamen oder man noch länger warten musste. Aber mit der täglichen Ausstrahlung hat man eine Dichte gehabt, so dass die Kinder geschaut haben plus eben auch die Eltern, die auch in den Ferien waren.”
Weihnachtsserien im Laufe der ZDF-Geschichte - meist produziert von der Münchner Firma TV60 Film - hießen „Madita” (1980), „Nesthäkchen” (1983), „Patrik Pacard” (1984), „Oliver Maass” (1985), „Mino” (1986) und „Nonni und Manni” (1988). Zu jeder könnte man ausführliche Geschichten über Story, Darsteller, Drehorte und Mode schreiben.
„Nesthäkchen” handelte zum Beispiel von der kleinen Arzttochter Annemarie in Charlottenburg (heute Berlin) während der Kaiserzeit. Das Mädchen wird kurz vor dem Ersten Weltkrieg wegen Scharlachs für eine Kur auf die Nordsee-Insel Amrum geschickt.
„Patrik Pacard” erzählte von einem Münchner Jungen, der bei einem Norwegenurlaub ins Zentrum irrer Geheimdienst-Jagden gerät - es ging dabei um eine wissenschaftliche Formel, die Ananas auf Gletschern und Getreide in der Wüste wachsen lässt.
Als Weihnachtsserienstar Nummer eins mit mehreren Rollen über die Jahre kann Patrick Bach gelten. Er spielte die Hauptrolle des Zirkusjungen „Silas” (1981) und war der Piratenjunge „Jack Holborn” (1982). In der Serie „Anna” (1987) verkörperte er den Sympathieträger Rainer, den besten Freund der Hauptfigur, der im Rollstuhl sitzt.
Und heute? Ist Bach 51 Jahre alt, mehrfacher Vater, arbeitet als Schauspieler und Synchronsprecher und machte erst kürzlich wieder bei der RTL-Show „Ninja Warrior Germany - Promi-Special” mit.
Die Weihnachtsserie „Anna” über eine junge Ballerina, die nach einem Unfall ihren Lebensmut verliert und wieder zurück auf die Beine findet, wurde 1988 sogar als Kinofilm fortgesetzt. Hauptdarstellerin Silvia Seidel starb 2012 mit nur 42 Jahren in München. Sie wurde tot in ihrer Wohnung entdeckt. „Anna”-Autor Justus Pfaue schrieb in einem „B.Z.”-Nachruf, um in diesem Beruf lange erfolgreich zu sein, müsse man auch seine Ellbogen einsetzen. „Und das wollte oder konnte Silvia nicht.”
Auch wenn Serien wie „Timm Thaler”, „Silas” oder „Patrik Pacard” eingängige Titelmelodien hatten, - komponiert von Christian Bruhn, der auch das „Heidi”-Titellied schrieb - brachte es von den Weihnachtsserien nur „Anna” mit dem Lied „My Love Is A Tango” von Guillermo Marchena zu einem Nummer-eins-Hit in der Bundesrepublik. (dpa)