AboAbonnieren

Zehntausende Menschen ohne Strom, Flüge gestrichenHeftiger Wintersturm trifft die USA

Lesezeit 4 Minuten
Schnee fällt, während eine Person die U.S. Route 42 in Florence entlanggeht.

Schnee fällt, während eine Person die U.S. Route 42 in Florence entlanggeht.

Zahlreiche Unfälle, ausgefallene Flüge, geschlossene Schulen: Die USA erleben die Kehrseite des Winters.

Millionen Menschen in den USA sind von Schnee, Blitzeis und Eiseskälte betroffen. Warnungen gelten für rund 60 Millionen Einwohner in mehr als einem Dutzend Bundesstaaten, wie US-Medien unter Berufung auf Meteorologen berichteten. Sie sprachen von einem „brutalen Wintersturm“, der bereits am Wochenende Teile des Mittleren Westens traf und sich mittlerweile bis zur Ostküste erstreckt.

Warnungen gelten auch für die Hauptstadt Washington, wo am 6. Januar im US-Kongress die Bestätigung des Sieges von Donald Trump bei der Präsidentenwahl anstand. In den vergangenen Tagen war es dort schon kalt, aber trocken. Am Morgen wachten die Menschen dann in einer schneebedeckten Stadt auf. Angesichts der Warnungen hatten sich einige bereits vor Tagen mit Konserven eingedeckt, wie am Wochenende in Supermärkten zu sehen war.

Das Kapitol in Washington in dichtem Schneetreiben.

Das Kapitol in Washington in dichtem Schneetreiben.

Wintersturm in den USA: Wetterdienst erwartet weitere Schneestürme bis Ende der Woche

Beim nationalen Wetterdienst (NWS) heißt es, an abgelegenen Stellen könne der Schnee bis zu 40 Zentimeter hoch werden. Bundesbehörden bleiben geschlossen.

Wie der NWS weiter mitteilt, soll sich der Wintersturm diese Woche weiter nach Westen ausbreiten. Leichter Schnee im Westen von Texas am Mittwoch sei ein Vorbote eines größeren Sturms am Donnerstag und Freitag, so der Dienst bei X.

Warnung vor gefährlichen Bedingungen für Autofahrer

Aufgrund von Schnee, Graupel und gefrorenem Regen sei bis zum Freitag in den südlichen Flachlandebenen und im mittleren Süden mit gefährlichen Bedingungen für Autofahrer zu rechnen.

Eine Wetterdarstellung des Cooperative Institute for Research in the Atmosphere der Colorado State University zeigt ein großes Wettersystem, das sich durch die USA nach Osten bewegt.

Behinderungen auf Straßen und Flughäfen

Die Polizei meldete landesweit Hunderte Autounfälle auf glatten Straßen, viele Fahrer saßen zudem im Schneetreiben in ihren Wagen fest. „Bitte, bitte, bitte, bleiben Sie zu Hause! Das ist nicht die Zeit, um sich die Landschaft anzuschauen“, warnte eindringlich ein Beamter der Autobahnpolizei in Kansas - und postete Bilder von liegengebliebenen Lastwagen und schneeverwehten Highways.

Teilweise wurden Autobahnen wegen Blitzeis gesperrt. Laut „New York Times“ kamen bei Verkehrsunfällen aufgrund des Wetters mindestens drei Menschen ums Leben.

Autos fahren durch einen Schneesturm auf schneebedeckten Straßen.

Auf den Straßen gab es viele Beeinträchtigungen.

„Überall ist Schnee“, sagte ein Autofahrer, der auf dem Weg von Colorado Springs nach Kansas City zeitweise steckenblieb, dem Sender CNN. „Ich bete zu Gott, dass ich morgen nach Hause komme.“

Zahlreiche Schulen blieben vorsorglich geschlossen. Auf Flughäfen in den betroffenen Bundesstaaten seien bis Sonntagabend (Ortszeit) etwa 1.700 Flüge gestrichen worden, berichtete der Sender CNN. Auch zahlreiche Züge seien ausgefallen.

Rekord-Schneefall erwartet

Besonders hart traf es Kansas und Missouri, wo bis zu 25 Zentimeter Schnee fielen. In einigen Regionen sei der heftigste Schneefall in einem Jahrzehnt zu erwarten, hieß es vom Wetterdienst. Die Menschen müssten sich auf „erhebliche Beeinträchtigungen des täglichen Lebens“ einstellen, etwa durch Blitzeis. Mancherorts seien zehn Grad minus gemessen worden – mit Temperaturstürzen von bis zu 15 Grad. Verantwortlich für die extremen Bedingungen seien auch Polarwirbel, die die USA erreicht hätten.

Einen dringenden Aufruf machte Kentuckys Gouverneur Andy Beshear: „Wir sehen da draußen viel zu viele Unfälle von Menschen, die nicht auf der Straße zu sein brauchen. Bleiben Sie drinnen“, schrieb er auf der Plattform X. Selbst Schneepflüge und andere Einsatzfahrzeuge blieben stecken, warnte der Wetterdienst. 

Notstand in mehreren Bundesstaaten

Um mehr Mittel bereitstellen und notfalls die Nationalgarde zur Unterstützung der Rettungsdienste einsetzen zu können, erklärte Beshear für Kentucky den Notstand. Dieser galt auch in sechs weiteren Bundesstaaten: Virginia, West Virginia, Arkansas, Missouri, Maryland und Teilen New Jerseys.

Vielerorts fiel wegen beschädigter Leitungen auch der Strom aus – die Last des Eises und die heftigen Winde setzten den Kabeln zu, erläuterte eine Meteorologin. Laut der Seite Poweroutage.us waren in den betroffenen Staaten am Morgen (Ortszeit) rund 300.000 Kunden ohne Elektrizität, allein in Kentucky waren es nach Angaben des Gouverneurs 90.000 Menschen.

Für mehrere Millionen Menschen warnte der Wetterdienst zudem vor Blizzards – so werden in den USA heftige Schneestürme mit starken Temperaturstürzen genannt. In einigen Bundesstaaten bestehe zudem die Gefahr von Tornados.

Während der Osten der USA mit dem Schnee kämpft, herrschen im Westen ganz andere Bedingungen. Hier rechnet der Nationale Wetterdienst für das südliche Kalifornien mit starken Winden, die eine sehr geringe Luftfeuchtigkeit haben und daher Brände verursachen könnte. Der Wetterdienst stuft das Risiko für Brandwetter teilweise als „extrem“ ein. (mit dpa)