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In Lieferwagen gelebtElternpaar in Spanien verkauft 14-jährige Tochter für Zwangsheirat

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Ein Streifenwagen der Policia Nacional steht in einer Straße in Madrid. In Spanien ist es nach einer Zwangsheirat zu Festnahmen gekommen. (Symbolbild)

Ein Streifenwagen der Policia Nacional steht in einer Straße in Madrid. In Spanien ist es nach einer Zwangsheirat zu Festnahmen gekommen. (Symbolbild)

Sie fristete ein grausames Dasein, dann zeigte sie ihre Eltern an. In Spanien sorgt eine Zwangsheirat für Entsetzen.

Ein Elternpaar soll in Spanien seine 14-jährige Tochter für 5.000 Euro an einen erwachsenen Mann als Ehefrau verkauft haben. Etwa drei Jahre nach der Zwangsheirat seien die Eltern sowie der Ehemann des Opfers in Cádiz im Südwesten des Landes festgenommen worden, berichteten die Zeitung „La Vanguardia“ und andere Medien unter Berufung auf die Nationalpolizei.

Den Festgenommen werde unter anderem Menschenhandel, sexualisierte Gewalt und Kindesmissbrauch zur Last gelegt, hieß es. Für den Vater wurde Untersuchungshaft angeordnet, während die Mutter und der Mann des Opfers unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt wurden. Ihnen allen drohen mehrjährige Haftstrafen.

Zwangsheirat: Junge Frau erstattet Anzeige gegen Eltern und Ehemann

Die betroffene junge Frau, eine in Spanien geborene Rumänin, habe auf einer Polizeiwache in Cádiz Anzeige gegen die drei Tatverdächtigen erstattet. Sie habe ausgesagt, seit der Eheschließung im Oktober 2021 psychisch, körperlich und sexuell misshandelt worden zu sein. Sie habe mit dem Mann in einem Lieferwagen gelebt und sei von ihm gezwungen worden, Schrott zu sammeln, um Geld zu verdienen.

Auch in Deutschland sind Zwangsheiraten ein Problem. 188 Fälle, bei denen Lehrer oder Sozialarbeiterin sich sicher gewesen seien, dass eine Frühehe vorliege oder konkret geplant sei, hat die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes in einer Online-Befragung unter Lehrkräften in Deutschland festgestellt. In weiteren 191 Fällen galt dies für eine Zwangsverheiratung. Zudem nannten die Befragten 682 Verdachtsfälle von Frühehen und 786 von Zwangsverheiratung.

Moderne Sklaverei: Menschenrechtler fordern besseren Schutz

„Alles zusammen genommen ergibt das 1847 Fälle von angedrohten oder vollzogenen Früh- und Zwangsverheiratungen an deutschen Schulen“, sagte damals Myria Böhmecke von Terre des Femmes. Das Bundesfamilienministerium hat seit 2008 nach Angaben der Organisation keine Zahlen zu Zwangsehen vorgelegt. Damals seien 3443 Fälle von Frühehen oder Zwangsverheiratungen registriert worden.

Menschenrechtsorganisationen und die Vereinten Nationen hatten zuletzt einen besseren Schutz vor moderner Sklaverei gefordert. Vor dem Internationalen Tag zur Abschaffung der Sklaverei am 2. Dezember sagte UN-Generalsekretär António Guterres, Regierungen müssten die Strafverfolgung stärken und Täter vor Gericht bringen.

50 Millionen Menschen leben in moderner Sklaverei

Nach Schätzungen der australischen Organisation Walk Free leben knapp 50 Millionen Menschen in moderner Sklaverei. Im Verhältnis zur Bevölkerung treten die meisten Fälle in Nordkorea, Eritrea und Mauretanien auf.

Betroffen sind laut Guterres vor allem jene, die durch „Armut, Diskriminierung und Konflikte verwundbar geworden sind“. Unter ihnen seien viele Kinder und Frauen. Sie seien von Menschenhandel, Zwangsarbeit, sexueller Ausbeutung und Zwangsheirat wie nun im Fall aus Spanien betroffen. (das/dpa/kna)