Alice Schwarzer spricht im Podcast „Talk mit K“ über ihr Leben, die Ächtung von Prostitution, ihre Haltung zum Kopftuch und die Situation der Frauen im Iran.
Alice Schwarzer„Ich war noch nie unglücklich verliebt“
Die Feministin Alice Schwarzer, die am 3. Dezember 80 Jahre alt wird, war in ihrem Leben noch nie unglücklich verliebt. „Ich bin intelligent genug, mich niemals unerwidert verliebt zu haben. Ich steige erst ein, wenn die andere Seite reagiert. Ich gucke zweimal hin, wenn mir eine Silhouette, die Bewegungen, die Ausstrahlung gefallen. Dann würde ich aber erst weitermachen, wenn was zurückkäme", sagt sie im Podcast „Talk mit K“.
Schwarzer, die ihre Wahlheimat in Köln gefunden hat, spricht in dem ausführlichen Gespräch aber auch über politische Fragen: Sie zeigt sich tief berührt von den demonstrierenden Frauen im Iran, die ihr Leben riskieren, indem sie ihr Haar zeigen. „Ich finde, dass in diesen Zeiten eigentlich alle Frauen, die in unseren Ländern ein Kopftuch freiwillig tragen, aus Solidarität mit den Frauen, die mit ihrem Leben dafür bezahlen, dieses Kopftuch ablegen müssten.“
Gleichzeitig verwehrt sich gegen den Vorwurf, sie wolle Frauen, die in Deutschland Kopftuch tragen, entmündigen. „Niemals werden Sie von mir ein Wort finden, dass ich solchen Frauen Vorschriften mache. Wenn diese Frauen mit mir reden wollen, dann sage ich aber gerne etwas dazu. Und zwar erstens: Bedenkt, wofür das Kopftuch steht! Unter anderem für die Toten im Iran. Der politische Islam hat es zu seiner Flagge gemacht, es ist ein politisches Signal. Zweitens bedeutet das Kopftuch, das Haar und der Körper einer Frau seien haram, also sündig. Und ein Mann, der eine Frau ohne Kopftuch sieht, stürze sich gleich auf sie. Was ist das für ein Männerbild?! Und was für ein Frauenbild?! Pro Kopftuch zu sein, wäre für eine Feministin wie mich also völlig absurd. Trotzdem kann ich verstehen, dass manche Frauen es tragen.“
Die Emma-Herausgeberin, die am 3. Dezember 80 wird und die Proteste im Iran seit Jahrzehnten als Journalistin verfolgt, blickt „verzweifelt“ auf die Situation in diesem Land. Einerseits freue sie sich wahnsinnig über die „mutigen Frauen und die Männer, die öffentlich an ihrer Seite stehen. Doch anderseits frage ich mich, wie das enden wird. Ohne Hilfe vom Ausland können die Menschen in diesem Gewaltregime nicht siegen. Ich bin der Meinung, dass das demokratische Ausland, wenn es das ernst meint mit den Menschenrechten, Wege finden muss, diese Bewegung zu unterstützen.“