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Kulturdezernent Charles„Wäre ich Künstler, würde ich nach Köln ziehen“

Lesezeit 3 Minuten
Der neue Kölner Kulturdezernent Stefan Charles

Der Kölner Kulturdezernent Stefan Charles schätzt seine neue Wahlheimat sehr.

Der Kölner Kulturdezernent Stefan Charles ist vor gut einem Jahr in die Stadt gezogen. Im Podcast „Talk mit K“ erzählt er von seinen Plänen für die Kulturszene und davon, was ihn an Köln begeistert.

Seit gut einem Jahr lebt Stefan Charles in seiner neuen Wahlheimat und bringt den Unterschied zwischen Köln und seiner früheren Heimat Zürich unter anderem so auf den Punkt: „In Zürich würde Ihnen niemand sagen, er findet Zürich super. In Köln erzählt Ihnen das jeder, wie toll er Köln findet“, sagt der Kölner Kulturdezernent im Podcast „Talk mit K“ (den Siea auf allen gängigen Podcast-Plattformen oder hier im Player hören können). „Das finde ich schon ein sehr schönes Merkmal. Ich nehme die Stadt so wahr, dass es eine Stadt ist, in der man sehr gerne lebt und die man auch nicht verlassen will.“ Er sei „sehr gut angekommen“ in Köln und bewundere das große Kulturangebot.

„Dieses Quirlige und und vielleicht manchmal sogar ein bisschen Chaotische dieser Stadt ist für die Kunst und Kultur unglaublich fördernd“, das sei in Zürich mit seiner „zu glatten Oberfläche“ manchmal schwieriger. „Wäre ich Künstler, würde ich nach Köln kommen.“ Er sei eigens in unmittelbare Neumarkt-Nähe gezogen: „Ich will kein ruhiges Wohnquartier, sondern da leben, wo das Leben geschieht. Das ist auch wichtig, um Kultur in der ganzen Breite wirklich verstehen zu können.“

Jede Woche auf der Opernbaustelle

Im Podcast erzählt der Kulturdezernent von seinen Plänen für die Kölner Kultur: Er sei „zuversichtlich“, die Eröffnung von Oper und Schauspiel im Jahr 2024 am Offenbachplatz feiern zu können: „Wir sind nicht blauäugig, wir gucken sehr kritisch auf diese Baustelle und auf alle Gewerke. Wir gewinnen sehr an Planungssicherheit.“

Er sei fast jede Woche persönlich auf der Baustelle, „wir überlassen wirklich nichts dem Zufall“. Charles freut sich sehr auf die Eröffnung, noch mehr aber freut er sich, dass durch die Interimszeit in Mülheim ein toller Kulturort mit dem Depot geschaffen worden sei, der weiter bespielt werden müsse. „Wir haben da etwas Unglaubliches gewonnen.“ Er versäume es nie, mit Gästen von außerhalb ins Depot zu gehen, „weil das einfach ein ganz positiver Ort geworden ist“.

Von den vielen Kultureinrichtungen im Stadtzentrum ist Charles besonders begeistert. „Dieses Ensemble von Einrichtungen plus archäologische Zone ist in seiner Dichte einzigartig in Europa. Ich kenne nichts Vergleichbares.“ Diesen Wert gelte es zu nutzen. „Eine meiner Aufgaben ist es, mehr Strahlkraft für die Kölner Kultur zu entwickeln.“ Er sei auch der Ansicht, dass die städtischen Museen ihre Besucherzahlen künftig massiv erhöhen könnten. Wichtig seien Synergien. Nicht jeder Kulturort brauche etwa einen eigenen Veranstaltungssaal.

Eine Veränderung, die er bereits angestoßen habe, sei das Kulturraummanagement. Die Verwaltung versuche in der Stadt zu identifizieren, wo Räume oder Gebäude vorhanden seien, die sich für die kulturelle Nutzung eignen. „Bislang mussten sich Künstler oder Organisationen selbstständig darum kümmern, diese Gebäude zu aktivieren – und das ist ein komplexer Prozess.“

Wir haben da etwas Unglaubliches gewonnen
Stefan Charles über das Depot in Mülheim

Ein kleines Team versuche nun gewissermaßen als Start-up in der Verwaltung alle diese Prozesse abzuwickeln, um direkt mit den Eigentümern der Gebäude zu verhandeln, um dann Ateliers oder Proberäume zu einem fairen Preis zur Verfügung zu stellen. „Das machen wir sehr strategisch. Wir wissen, wo es Leerstände gibt, wir wissen, wo Ateliers wegfallen, wir wollen zusätzliche Atelierplätze schaffen.“ 129 Ateliers hätten so im ersten Jahr umgesetzt werden können, in dem Tempo solle weitergearbeitet werden.

Grundsätzlich müssten Prozesse in unterschiedlichen Geschwindigkeiten ablaufen. In Museen sei es normal, Jahre im Voraus zu planen, „für die freie Szenen sind manchmal schon zwei Wochen eine lange Zeit.“ Darauf müsse sich eine Verwaltung einstellen.