Ein 21-Jähriger tötet seine Großmutter. Ist er ein eiskalter Mörder? „True Crime Köln“ berichtet über den Fall mit überraschender Wendung.
Fauler HundDie traurige Geschichte eines Kölner Mannes, der seine Großmutter ermordete
Die Rentnerin war für ihre Gutmütigkeit und Herzlichkeit bekannt. Sie bezahlt für ihre Hilfsbereitschaft mit dem Tod. So sieht es die Richterin am Landgericht, die über die Tat eines 21-Jährigen urteilen soll. Der junge Mann tötete seine Großmutter brutal, die ihn zuvor in ihrem Haus aufgenommen hatte. Was wie die Tat eines eiskalten Mörders aussieht, entpuppt sich vor Gericht als traurige Geschichte eines jungen Mannes.
Die neue Folge von „True Crime Köln“ berichtet von einem Mord in Heimersdorf, der im Sommer 2019 für nur wenige Schlagzeilen sorgte. Eine Gewalttat innerhalb einer Familie, bei der schon nach kurzer Zeit feststand, wer der Täter war – das schien ein unspektakulärer Fall zu werden, den das Landgericht in kürzester Zeit abschließen können sollte. Doch schon in dem Moment, als der Angeklagte den Gerichtssaal betrat, nahm der Fall eine unerwartete Wendung.
Die neue Folge von „True Crime Köln“ hören:
„Ich sah einen verlorenen, verstörten, in sich versunkenen, leichenblassen Jungen. In dem Moment war klar: Da steckt was anderes dahinter.“ So erinnert sich die langjährige Gerichtsreporterin des „Kölner Stadt-Anzeiger“, Hariett Drack im Gespräch bei „True Crime Köln“ an den Fall. Es sei eine „eine furchtbare Geschichte“ gewesen. Selbst die Staatsanwaltschaft habe am Ende Verständnis für die Tat und Mitleid mit dem Täter gehabt.
Jugendamt und Therapeuten versagen
Nach und nach wird vor Gericht nicht nur die Lebensgeschichte eines vernachlässigten, seelisch und psychisch stark beeinträchtigen Menschen deutlich. Klar werde auch, so Drack, dass der Tod der Seniorin vermeidbar gewesen wäre, „wenn Familie, Therapeuten und das Jugendamt ihre Arbeit richtig gemacht hätten“. Während des Prozesses habe sich die öffentliche Meinung über den Täter geändert. Viele hätten ihm helfen wollen. Hariett Drack hat bis heute regelmäßigen Kontakt zu dem Verurteilten, der in Porz in der Forensik einsitzt.
Der Fall ist einer von vielen, über die die Journalistin in ihrem gerade erschienenen Buch „Saal 210 – Wenn Menschen morden“ berichtet. Drack hat 40 Jahre lang über Verbrechen in Köln und der Region geschrieben. In ihrem Buch erzählt sie einige „Fälle aus dem Schwurgericht“, so der Untertitel. Hinzu kommen einige Episoden aus dem Alltag des Amtsgerichts. Dem Fall um die Eskalationen des tödlichen Streits zwischen dem Enkel und seiner Großmutter in Heimersdorf hat sie die Überschrift „Fauler Hund“ gegeben. So hatte die Großmutter ihren Enkel beschimpft, als sie ihm mit dem Rauswurf drohte. Danach tötete der junge Mann den einzigen Menschen aus seiner Familie, der sich um ihn gekümmert hatte.
Die neue Folge von „True Crime Köln“ kann man über die Homepage des Kölner Stadt-Anzeiger im Netz oder überall, wo es Podcasts gibt, hören.