In Köln wurden Kriegsverbrecher als Helden gefeiert. Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Kirche unterstützten die Ausbeutung der Kolonien.
Kolonialismus im Rheinland (Teil 2)Wie in Köln Kriegsverbrecher verehrt wurden
„Finde ich keinen Weg, so bahne ich mir einen.“ Das war der Leitspruch von Heinrich von Wissmann. Auf den Wegen, die er sich bahnte, lagen Tausende Leichen in Ostafrika. Der umstrittene Befehlshaber der deutschen Kolonialtruppen hatte wichtige Unterstützer in Köln. Seine Verbindung zum Kölner Industriellen und Erfinder des Otto-Motors, Eugen Langen, war besonders eng. Auf einer Afrikareise hatte er dessen Tochter Hedwig kennengelernt, die er dann in der Trinitatiskirche heiratete – eine Verbindung, die nicht nur in Köln bejubelt wurde. Auf Initiative der Kölner Unterstützer der deutschen Kolonialpolitik wurde ein Kanonenboot nach Hedwig von Langen benannt, das in Afrika eingesetzt wurde.
Der zweite Teil des Spezial der Podcastreihe „True Crime Köln“ befasst sich mit den Förderern der Ausbeutung und Unterdrückung in Afrika. Die Mitgliederlisten der Kölner Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft lesen sich wie ein „Who is who“ der Stadtgesellschaft. Viele Namen, die bis heute einen glänzenden Ruf genießen, sind verbunden mit einem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte.
Als Wissmann 1905 mit einem großen Trauerzug zum Melaten-Friedhof gebracht wird, hat in Südwestafrika, dem heutigen Namibia, ein noch brutalerer Militärführer das Kommando dort übernommen. Auf Befehl von Lothar von Trotha wurde der erste Vernichtungskrieg des 20. Jahrhunderts geführt, der als Völkermord an den Herero und Nama in die Geschichte einging. Auch Trotha hat biografische Spuren in der Region hinterlassen: In Köln war er zeitweise zur Schule gegangen, in Bonn verbrachte er seinen Lebensabend. Sein Grab kann wie das von Wissmann bis heute besichtigt werden.
Es gibt viele weitere Erinnerungsorte im Zusammenhang mit dem kolonialen Projekt. Sie stehen für die Verehrung der Täter. Während an die vergessenen Opfer nicht gedacht wird. Die Nachfahren der Herero kämpfen bis heute darum, dass Deutschland seiner Verantwortung gerecht wird. In Köln tut man sich derweil schwer damit, Straßen umzubenennen, die an deutsche Beteiligte an den Kolonialkriegen erinnern.
In dem dreiteiligen Spezial von „True Crime Köln“ gehen Helmut Frangenberg und Laura Ostenda auf Spurensuche in der Vergangenheit, aber auch im heutigen Kölner Stadtbild. Den ersten Teil der Reihe „Kolonialismus im Rheinland: Als Köln einen Platz an der Sonne wollte“ kann man überall hören, wo es Podcasts gibt, und über die Homepage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Da findet man auch alle anderen Folgen von „True Crime Köln“, der Podcastreihe über wahre Kriminalfälle aus Köln und aus der Region.