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Mord, Totschlag und BetrugDie wahre Geschichte der Heiligen Ursula und der 11.000 Jungfrauen

Lesezeit 4 Minuten
Das Gemälde von Bartholomäus Bruyn d.Ä, zeigt das Martyrium der Heiligen Ursula und ihrer 11000 Gefährtinnen vor den Toren der Stadt. Rechts im Bild sieht man das spätmittelalterliche Stadtpanorama, links den Rheinlauf vorbei am Siebengebirge, gemalt um 1512 bis 1515.

Das Gemälde von Bartholomäus Bruyn d.Ä., gemalt Anfang des 16. Jahrhunderts, zeigt das Martyrium der Heiligen Ursula und ihrer Gefährtinnen vor den Toren Kölns

Was ist dran an der Geschichte um die Stadtpatronin, die mit ihren Gefährtinnen ermordet worden sein soll? „True Crime Köln“ erzählt die wahre Geschichte der Heiligen Ursula.

Das Gemälde von Bartholomäus Bruyn dem Älteren deutet das kommende Blutbad vor den Toren der Stadt nur an. Der Kölner Maler, der im 16. Jahrhundert auch zeitweise als Ratsherr die Geschicke der Stadt mitbestimmte, hat um 1515 das Martyrium der heiligen Ursula und ihrer 11.000 Gefährtinnen nachempfunden. Attilas Hunnenheer massakriert Tausende wehrlose Frauen und – wie es die Legende erzählt – auch ein paar männliche Begleiter. Der Massenmord entwickelte sich zu einer identitätsstiftenden Geschichte für die Stadt, die sich selbst das Markenzeichen „heilig“ gegeben hatte. Die Heilige Ursula wurde zur Stadtpatronin, obwohl keiner weiß, ob man es denn überhaupt mit einer Person zu tun hat, die wirklich mal gelebt hat.

Die neue Folge von „True Crime Köln“ erzählt die wahre Geschichte der Heiligen Ursula und ihrer 11.000 Gefährtinnen. Was ist dran an der Legende? Alles nur ausgedacht?

Die neue Folge hören:

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Wenn nichts dran wäre, hätte man es mit einem anderen Straftatbestand zu tun: einem massenhaften Betrug mit einem mutmaßlichen Massenmord. Denn nachdem im Umfeld der Bauarbeiten für die romanische Kirche zu Ehren der Ursula ein riesiges Gräberfeld entdeckt worden war, begann ein schwunghafter Handel mit Knochen, die man als Reliquien der Heiligen in alle Welt verkaufen konnte. Der Reliquienhandel wurde zu einem der wichtigsten Wirtschaftszweige für die Stadt.

Wikinger plündern Köln

Zu Gast im Podcast-Studio des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sind der Stadtdechant der Kölner katholischen Kirche, Robert Kleine, und der Experte für das Frühmittelalter in Köln, Karl Ubl. Der gebürtige Wiener und Kölner Universitätsprofessor hat für die Buchreihe „Geschichte der Stadt Köln“ den sehr lesenswerten zweiten Band beigesteuert. Er kann anschaulich beschreiben, welche Bedeutung die Märtyrer-Geschichten für die mittelalterliche Stadt und ihre Bewohner hatte. Sie waren eine Art Versicherung gegen Bedrohungen aller Art.

So wirft die neue „True Crime Köln“-Folge auch einen Blick auf ein Kapitel der Stadtgeschichte, von dem viele noch nie gehört haben: Auch in Köln plünderten die Wikinger, die über den Rhein tief ins europäische Festland gelangten. Und weil der Heilige Gereon, der ältere der Kölner Schutzpatronen, da offenbar versagt hatte, mussten weitere Heilige beziehungsweise ihre Reliquien zum Schutz der Stadt herangezogen werden. So prägen mutmaßlich erfundene Geschichten tatsächlich die reale Geschichte.

Logo True Crime.Köln

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Es ist nicht die einzige spannende Erkenntnis, von der die neue Podcast-Folge „Mord, Totschlag und Betrug: Die wahre Geschichte der Heiligen Ursula und der 11.000 Jungfrauen“ berichten kann. Sie widerlegt auch die von nahezu allen Stadtführerinnen und Stadtführern nacherzählte These, dass die 11.000 Jungfrauen die Erfindung von geschäftstüchtigen Kölnern gewesen sind, um noch mehr Reliquien verkaufen zu können. Das ist nachweislich nicht wahr.

„True Crime Köln“ hören Sie überall da, wo es Podcasts gibt, und über die Homepage des Kölner Stadt-Anzeiger.


Führungen bei „Urlaub in Köln“

Im Rahmen des Ferienprogramms „Urlaub in Köln“ der Akademie för uns kölsche Sproch/SK Stiftung Kultur kann man sich auf die Spuren der Heiligen Ursula und ihrer 11.000 Gefährtinnen machen. Helmut Frangenberg, Redakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“ und Moderator von „True Crime Köln“, erzählt zu Wasser und zu Land vom „Tatort Rhein: Mord an 11.000 Jungfrauen“.

Zum „Tauchgang ins Mittelalter“ gehört eine Schiffstour und der Besuch der Goldenen Kammer in der romanischen Kirche St. Ursula. Termine sind am Samstag, 22. Juli, Samstag 29. Juli und Sonntag. 6. August. Teilnahmebeitrag inklusive Schiffstour mit der „MS Willi Ostermann“: 25 Euro, ermäßigt 20 Euro.

Zusammen mit Programmleiterin Priska Höflich führt Frangenberg auch die Radtour „Täter und Opfer in der Nachbarschaft“ am Sonntag, 5. August, durch Lindenthal und Braunsfeld. Auch diese Führung wurde durch eine „True Crime Köln“-Folge inspiriert: „Hitler in Lindenthal: Die Geburtsstunde des Dritten Reichs“. Die Radtour am Samstag, 5. August führt durch die Nachbarschaft der Stadtwaldvilla, in der im Januar 1933 die Weichen für Hitlers Kanzlerschaft gestellt wurden, berichtet von jüdischen Nachbarn und NS-Funktionären. Teilnahmebeitrag: 18 Euro.

Alle Infos zu diesen und vielen weiteren Angeboten findet man im Netz unter www.urlaubinkoeln.de.