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202210 Gründe für Zuversicht im neuen Jahr

Lesezeit 12 Minuten
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KölnWer hätte vor zwölf Monaten gedacht, dass die Corona-Pandemie unser Leben ein Jahr später immer noch so stark bestimmen würde? Nein, vieles in diesem Jahr lässt sich nicht schönreden. Aber dafür kann es 2022 besser. Wir haben zehn Dinge gesammelt, die uns Mut und Hoffnung machen

Das Ende der Pandemie ist absehbar

Es war ein Jahr voller Rückschläge und Umwege im Kampf gegen das Coronavirus: Ein behäbiger Start der Impfkampagne, die dritte Welle, ein sorgloser Wahlkampf-Sommer ohne echte Vorbereitung auf Welle vier. Eine zu niedrige Impfbereitschaft. Eine Ausnahmebelastung der Intensivmedizin. Alles tausendfach besprochen und beschrieben.

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Im Jahr 2021 wurde der Grundlage für das Ende der Pandemie gelegt.

Die großen Fortschritte, die gemacht wurden, gehen unterdessen gerne mal unter. Mehr als 70 Prozent aller Menschen in Deutschland sind doppelt geimpft, fast die Hälfte dieser Gruppe ist geboostert. Die Impfkampagne hat uns als gewaltiger Kraftakt in diesem Jahr vor Schlimmerem bewahrt. Inzwischen ist klar, dass eine Dreifachimpfung auch gegen die neue Omikron-Variante hilft. Die Pandemie zieht sich deutlich länger, als es sich vor knapp zwei Jahren irgendjemand hätte vorstellen können. Im Jahr 2021 wurde der Grundlage für das Ende der Pandemie gelegt. Ein für die Omikron-Variante angepasster Impfstoff, der im Frühjahr erwartet wird, wird darauf aufbauen.

Durch das hohe Impftempo und die – bedauerlicherweise – hohen Infektionszahlen ist im Frühjahr mit einer hohen Grundimmunität in der Bevölkerung zu rechnen. Für den Kölner Intensivmediziner Christian Karagiannidis, der auch im neuen Krisenstab der Bundesregierung sitzt, ist diese Aussicht ein „Licht am Ende des Tunnels“. Ob das Virus schon im kommenden Jahr endemisch wird, also sich also zu einem lästigen, aber kaum gefährlichen Erkältungsvirus entwickelt, kann niemand seriös abschätzen. Klar ist aber: Wir kommen diesem Zeitpunkt sichtbar näher. Auch, weil in diesem Jahr große Fortschritte im Kampf gegen das Coronavirus gemacht wurden.

Neue Töne im Kölner Erzbistum

Karneval im Sunnesching, Rosenmontagszug im Mai. Man kann mit der fünften Jahreszeit ja auf allerlei Weise jonglieren. Kirchlich gesehen stehen die Termine für 2022 so fest wie die Fundamente des Kölner Doms: Ostersonntag am 17. April, Aschermittwoch folglich am 2. März.

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Woelki befindet sich derzeit in einer Auszeit.

Und genau an diesem Tag ist er wieder da: Kardinal Rainer Woelki. Seine „Auszeit“, ein freundlicheres Wort für die Beurlaubung des Erzbischofs von Köln durch den Papst, endet mit dem Beginn der Fastenzeit. Zumindest wenn das entsprechende Dekret des Vatikans Bestand hat.

In der erzbischofsfreien Zeit seit Oktober hat sich im katholischen Köln so manches getan. Gesprächsfäden wurden neu geknüpft, eine neue Basis für Vertrauen wurde gesucht. Bistumsverwalter Rolf Steinhäuser machte ernst mit dem Transparenzversprechen, ließ die Bistumsfinanzen und die Vergabe von Großaufträgen durchleuchten.

Mit Blick auf den unbewältigten Missbrauchsskandal sprach er von seiner Kirche als „Täterorganisation“. Das ist ein anderer Ton als Woelkis Weihnachtspredigt 2020 mit seiner Entschuldigung, dass die Gläubigen wegen seines Umgangs mit Missbrauch gar viel Kritik an ihm auszuhalten gehabt hätten. Was im März aus Woelki wird, entscheidet nicht allein der Papst. Steinhäusers Wort von einer „Probezeit“ hat faktisch einen Freiraum für katholische Basisdemokratie eröffnet. Es liegt auch an den Gemeinden, den Pfarrern, Vereinen und Verbänden, wie es für Erzbischof und Erzbistum weitergeht. So keimt fürs Frühjahr wie ein Märzenbecher die Hoffnung auf Veränderung im hillijen Kölle.

Köln ist in Berlin prominent vertreten

Wenn es stimmt, dass Spitzenpolitiker auch im „Raumschiff Berlin“ ihrer Heimat verbunden bleiben, dann sollte die Kölner Region in den nächsten vier Jahren gut bedient werden. Mit Karl Lauterbach ist ein Kölner SPD-Urgestein jetzt als Gesundheitsminister im Bundeskabinett vertreten. Er lebt im Belgischen Viertel und ist oft im Veedel unterwegs. Zu seinem Wahlkreis gehört neben dem Kölner Nordosten auch Leverkusen. Mit Rolf Mützenich steht ein weiterer Kölner an der Spitze der SPD-Bundestagsfraktion.

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Katharina Dröge, neue Grünen-Co-Fraktionsvorsitzende

Das Parlament in Berlin ist jünger und weiblicher geworden. Das spiegelt sich auch in der Wahl von Katharina Dröge zur Co-Vorsitzenden der Grünen-Bundestagsfraktion wider. Sie hat in Chorweiler, Ehrenfeld und Nippes kandidiert. Ihr Parteifreund Sven Lehmann, der auch aus Köln kommt, spielt ebenfalls in Berlin künftig eine wichtige Rolle: Er wurde zum Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesfamilienministerium ernannt.

Mit der Kölner Region eng verbunden fühlt sich auch Oliver Krischer. Der Energieexperte aus Düren wurde zum Parlamentarischen Staatssekretär im Wirtschaftsministerium befördert.

NRW macht sich auf den weiten Weg zum klimaneutralen Industrieland

2022 soll das Jahr der Energiewende werden. 2022 muss das Jahr werden, in dem die Bundesregierung den Kohleausstieg um acht Jahre auf 2030 vorzieht. Mit allen Konsequenzen. Das Ziel ist ehrgeizig, die Treibhausgas-Emissionen müssen 2030 gegenüber 1965 um mindestens 65 Prozent sinken. 2045 soll Deutschland klimaneutral sein.

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Fünf bereits dem Untergang geweihte Tagebaudörfer, hier Keyenberg, bleiben erhalten.

Die Herausforderung könnte größer nicht sein – vor allem für Nordrhein-Westfalen mit seiner energieintensiven Industrie, die in hohem Maße auf Strom zu international wettbewerbsfähigen Preisen angewiesen ist. Die Transformation der Wirtschaft betrifft ja nicht nur das Rheinische Revier. Dort allein sind mindestens 50000 Arbeitsplätze von einer preisstabilen Versorgungssicherheit abhängig. Sie betrifft beispielsweise auch die Autoindustrie mit Ford in Köln, die Chemie in Leverkusen, Wesseling und Dormagen.

14,8 Milliarden Euro stehen im Rheinischen Revier für den Strukturwandel an Mitteln des Bundes zur Verfügung. 2022 muss das Jahr werden, in dem damit endlich Projekte finanziert werden, die bei der Schaffung neuer Jobs möglichst schnell Wirkung entfalten.

Sonderwirtschaftszonen als Türöffner für schnelle Subventionen

Durch die Ausweisung von begrenzten Sonderwirtschaftszonen soll ermöglicht werden, Unternehmen auf direktem Weg zu subventionieren, die mit dem Einstieg in eine klimaneutrale Produktion ernst machen wollen. Die Milliarden müssen in Arbeitsplätze mit Wertschöpfung fließen, fordern die Gesellschafter der Zukunftsagentur Rheinisches Revier. In den betroffenen Regionen selbst und nicht in Spitzenforschungsprojekte des Bundes wie das Zentrum für Elektronenmikroskopie oder Verkehrsprojekte, für die eigentlich andere Geldtöpfe vorgesehen sind.

Wenn das gelingt, ist das Vorziehen des Kohleausstiegs auf 2030 zu schaffen. Mit dem Effekt, dass fünf bereits dem Untergang geweihte Tagebaudörfer erhalten bleiben und es möglicherweise auch für die Reste von Lützerath noch die Rettung gibt. Dann könnten die Aktivisten 2022 aus dem Hambacher Forst und aus Lützerath abziehen. Sie hätten ihr wesentliches Ziel erreicht.

Die Mehrheit ist und bleibt solidarisch

Die sogenannten Querdenker lassen durch ihren Krawall und ihre Lautstärke schnell vergessen, dass sie deutlich in der Unterzahl sind. Die überwältigende Mehrheit in Deutschland hat sich in diesem Jahr solidarisch und vernünftig verhalten – und wird es auch im Jahr 2022 weiter tun.

Die Solidarität drückt sich auch aus in der enormen Spendenbereitschaft. Rekordsummen kamen nicht nur für die Opfer der Flut zusammen, sondern auch für diejenigen, die weit von uns entfernt leben und dringend Hilfe brauchen.

Die großen Hilfsorganisationen haben vermeldet, dass 2021 häufiger oder auch größere Summen gespendet wurden als sonst. Das ist in dieser auch mit Existenz-Sorgen gepaarten Krise alles andere als selbstverständlich. Die Pandemie, sie wird irgendwann vorbei sein. Verlieren wir bis dahin nicht unsere Nerven, nicht unsere Solidarität – und schon gar nicht die Hoffnung.

Große Erfindungen helfen uns weiter

Gut, streng genommen wurde der Impfstoff „Comirnaty“ bereits 2020 entwickelt – in Rekordgeschwindigkeit. Was aber im Jahr 2021 klar wurde: Der weltweit beste Impfstoff gegen Corona kommt aus Mainz, wo der Kölner Uğur Şahin und seine Frau Özlem Türeci vor 13 Jahren das Unternehmen Biontech gründeten. Derzeit arbeitet Biontech an einem an Omikron angepassten Impfstoff, der womöglich noch im März 2022 ausgeliefert werden könnte.

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Die Biontech-Stars: der Kölner Uğur Şahin und Özlem Türeci

Vor Corona konzentrierte sich Biontech eigentlich auf die Krebsforschung: Ein Vakzin gegen schwarzen Hautkrebs ging im Sommer in die klinische Phase. Wenn die Pandemie etwas positves hat, dann das: Die Forschung mit mRNA-Technologien läuft auf Hochtouren.

Biontech arbeitet derzeit an einer Kooperation mit dem Chemiker Benjamin List, Direktor am Max-Planck-Institut in Mülheim an der Ruhr. Neben Şahin und Türeci hat auch List in diesem Jahr deutlich an Bekanntheit gewonnen: Er erhielt den diesjährigen Chemie-Nobelpreis für seine Forschungen zur Organkatalyse – gemeinsam mit seinem Kollegen David MacMillan. Die von ihnen entdeckte Katalyseform wird bereits bei der Herstellung von HIV-Medikamenten angewandt. HIV ist heute kein Todesurteil mehr, mit den richtigen Medikamenten können Infizierte ein normales Leben führen.

Benjamin List ist mit seinen 53 Jahren ein ungewöhnlich junger Nobelpreisträger und er hat auch noch große Pläne: Angesichts des Klimawandels würde er gerne ausprobieren, ob sich Kohlenstoffdioxid nicht doch in Sauerstoff und Kohlenstoff spalten lässt. Aller Wahrscheinlichkeit nach klappt das nicht, zeigt er sich selbst skeptisch. Aber was, wenn doch?

Corona zwingt zu Pragmatismus

Gesellschaftliche Akteure, die selten gut miteinander auskamen, haben in der Pandemie gelernt, zusammenzuarbeiten. In Köln gilt das insbesondere für die städtischen Ämter, die gemeinsam mit dem NRW-Gesundheitsministerium und den Kassenärzten eine nach Anlaufschwierigkeiten fast ruckelfreie Impfkampagne organisiert haben. Das beste Beispiel dafür ist das Impfzentrum in der Deutzer Messe, das bis Ende September betrieben wurde.

Sebastian Brandt von der Kölner Feuerwehr, der das Zentrum leitete, sagte bei der Schließung nach mehr als 640.000 Impfungen: „Apotheken, Ministerium, Bundeswehr, Feuerwehr, Kassenärzte, die Messe – das waren sehr unterschiedliche Partner, natürlich gab es da auch Reibung. Aber gemeinsam hatte das sehr viel Power und Professionalität.“

Auch Jürgen Zastrow, der als Vertreter der Kassenärzte eigentlich naturgemäß im Konflikt mit dem Gesundheitsministerium steht, sagte damals: „Da ist schon zusammengewachsen, was zusammengehört.“ Ähnliches gilt für gemeinsame Impfaktionen im gesamten Stadtgebiet.

Forschungsnetzwerk „Vaccelerate“ gegründet

Aber auch jenseits der Organisation von Impfungen hat die Pandemie Fachleute zusammengebracht. Der Kölner Infektiologe Oliver Cornely hat während der Pandemie das internationale Forschungsnetzwerk „Vaccelerate“ gegründet, dem inzwischen weit mehr als 400 Kliniken angehören. Es bringt Probanden und Wissenschaftler binnen Tagen zusammen – ein Prozess, der vorher mindestens viele Wochen in Anspruch genommen hat. „Zwei Dinge nehmen im Prozess einer Studie sehr viel Zeit ein: Die Suche nach Kliniken und die Suche nach Probanden. Beides fällt künftig weitgehend weg. Das spart viel Zeit“, sagt Cornely und hofft, dass Impfstoffe künftig deutlich schneller entwickelt werden können.

Auch die Zusammenarbeit zwischen Unikliniken in Deutschland hat sich erheblich verbessert. So konnten Köln und Berlin gemeinsam in rund einem Monat belegen, dass Booster-Impfungen gut vor der Omikron-Variante schützen. Sollte es zu einer neuen Pandemie kommen, weiß nun jeder, was zu tun ist.

Der FC hat Steffen Baumgart

Die Saison des 1. FC Köln bis zur Winterpause grenzt schon fast an ein Weihnachtswunder. Mit Schiebermütze, Erzähllaune und großem Arbeitseifer begann Trainer Steffen Baumgart im Juli seine Arbeit am Geißbockheim. Zurück lagen sechs Monate des Zitterns um den Klassenerhalt, der erst in einer finalen Auseinandersetzung mit Holstein Kiel in den letzten Mai-Tagen gelungen war.

Die Saison hing dem Verein in den Knochen wie eine Achterbahnfahrt. Zahlreiche Rückschläge hatte es gegeben und nur die allernötigsten Höhepunkte, um es dann doch noch in die Relegation zu schaffen. Die Corona-Pandemie verschärfte die Situation für alle Bundesligisten, und erst recht für jene mit den meisten sportlichen Baustellen.

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Nach dem Klassenerhalt kam im Sommer neben Baumgart zudem Anthony Modeste von seinem Heimatverein St. Etienne zurück nach Köln. Sportlich glücklos war er dort, und keiner wusste, welches Potenzial noch in dem einst so gefeierten Kölner Stürmer schlummern könnte.

Doch was folgte, war eine zweite Jahreshälfte, die im Vergleich zur vorigen kaum unterschiedlicher hätte ausfallen können. Mut, Kommunikation, Ehrlichkeit, eine sportlich ambitionierte Idee – all das begann der FC-Trainer mit Leben zu füllen. Ein neuer Geist belebte den im Sommer nur geringfügig veränderten FC-Kader. Es sollte nach vorne gehen, es sollten Tore geschossen werden, ohne Angst davor, sich auch welche zu fangen.

Und nun? Steffen Baumgart hat noch einiges vor in Köln, Anthony Modeste trifft per Kopf, als könnte er das ewig so weitermachen, die meisten Bundesliga-Konkurrenten bauen sich nicht wieder turmhoch um Köln herum auf, so dass der geneigte FC-Fan es nur noch mit Humor ertragen könnte. 25 Punkte und ein respektabler achter Rang sind eine gute Ausgangsposition für die Rückrunde im kommenden Jahr. Steffen Baumgart hat mit dem 1. FC Köln einen erfolgreichen Neuanfang geschafft.

Unsere Demokratie funktioniert

Der Faustgruß hat sich in der Corona-Pandemie als hygienisch bevorzugte Alternative zum Händedruck etabliert. Zur Begrüßung oder Verabschiedung stößt man kurz die Fingerrücken der geballten Faust gegeneinander. Ex-US-Präsident Barack Obama hat den „fist bump“ schon vor der Corona-Pandemie regelmäßig angewandt und in der politischen Welt eingeführt.

Ohne Spektakel, ohne Schlammschlacht

Jetzt ist ein Faustgruß zwischen einer Frau und einem Mann ein Symbol, das uns optimistisch nach vorne blicken lässt. Im Dezember war Angela Merkel ein letztes Mal aus dem Kanzleramt getreten, ihr Nachfolger Olaf Scholz wartete artig vor der Tür. Sie stoßen die Fäuste gegeneinander, Merkel ballt danach noch einmal die Hand zur Ermutigung an den SPD-Regierungschef, winkt kurz und steigt in eine Limousine. Das ist er, der deutsche Stil des Regierungswechsels. Den Videoschnipsel sahen und bewunderten vor allem im Ausland Millionen.

Während in den USA Donald Trump seine Niederlage nicht akzeptierte und Anhänger des Republikaners sogar das Kapitol in Washington stürmten, ist der Abgang Merkels so unspektakulär, wie er in einer Demokratie sein sollte. In Nordrhein-Westfalen steht im Mai die Landtagswahl an, und auch dort deutet sich keine Schlammschlacht zwischen den politischen Lagern an, kein Rebellentum, kein Bruch mit Traditionen. Viele Themen von Klimaschutz über Gesundheitspolitik bis hin zu Schulpolitik und Digitalisierung mögen die Parteien heftig debattieren. Doch der Grundkonsens ist ungebrochen: Wer eine Wahl verliert, geht vom Feld. Manchmal dauert es ein paar Tage, eine Niederlage zu verarbeiten und zu akzeptieren. Doch die Demokratie lebt, sie wird gelebt und deshalb funktioniert sie auch.

Grüne Initiativen sprießen überall

Gut 115000 Unterschriften hatte die „Volksinitiative Artenschutz“ trotz erschwerter Corona-Bedingungen gesammelt, um das Thema Biodiversität im allgemeinen Bewusstsein zu verankern und in den Landtag zu bringen.

Neben dieser notwenigerweise plakativen Aktionen fußt ein ökologischer Wandel aber eben auch auf vielen kleinen Projekten vor Ort. Ein Beispiel: das von der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW finanzierte Unternehmen „Das große Blühen – 7500 Wildstauden für Köln“. Der Naturschutzbund (Nabu) organisiert dazu Aktionen zum Schutz von Insekten durch das Bereitstellen heimischer Wildstauden.

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Heimische Wildpflanzen in Gärten und Parks stärken die Biodiversität.

Eines der Ziele ist, mit mehr heimischen Wildstauden aus regionalem Saatgut eine naturnahe Bepflanzung von Balkonen, Gärten und Schulhöfen inmitten der Großstadt Köln zu unterstützen. Der Nabu erklärt dazu: „Damit zielt das Projekt auf eine häufig unterschätzte Flächenkomponente, die in einer Großstadt wie Köln als »Mikrobiotope« eine wichtige Funktion beim Erhalt der Biodiversität erfüllen.“

Insekten geht es in der Großstadt nicht zwingend schlecht – solange sie dort die richtige Nahrung vorfinden. Hier setzt die Aktion an – etwa durch Pollen und Nektar geeigneter Wildpflanzen.

„Viele Pflanzen, die in Baumärkten und Gärtnereien zu bekommen sind, haben gefüllte Blüten, produzieren also weder Nektar noch Pollen – die für Insekten lebenswichtige Grundlage“, erklärt der Nabu. Heimische Wildpflanzen sind hingegen züchterisch unverändert. Ein kleiner Schritt, aber einer von vielen.