Einem Bericht von „Human Rights Watch“ zufolge sollen saudi-arabische Grenzwachen seit 2022 hunderte äthiopische Migranten getötet haben.
Saudische Grenzwachen unter VerdachtÄthiopien und Saudi-Arabien prüfen Bericht über Massentötung von Migranten

Saudi-arabische Grenzwachen sollen einem Bericht zufolge hunderte äthiopische Migranten an der Grenze zum Jemen getötet haben. Äthiopien will dem Bericht nun gemeinsam mit Saudi-Arabien nachgehen. (Symbolbild)
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Äthiopien will gemeinsam mit Saudi-Arabien einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) nachgehen, wonach saudi-arabische Grenzwachen seit Anfang 2022 hunderte äthiopische Migranten an der Grenze zum Jemen getötet haben sollen.
„Die äthiopische Regierung wird den Vorfall umgehend gemeinsam mit den saudi-arabischen Behörden untersuchen“, teilte das äthiopische Außenministerium am Dienstag im Onlinedienst X (vormals Twitter) mit. Bis zum Abschluss der Untersuchung sollten alle „Spekulationen“ vermieden werden.
Der am Montag veröffentlichte HRW-Bericht hatte weltweit Entsetzen ausgelöst. Das Auswärtige Amt äußerte sich „sehr besorgt“, die US-Regierung forderte von Riad eine Untersuchung der Vorfälle. Die EU begrüßte am Dienstag die angekündigte Untersuchung. Eine saudi-arabische Regierungsquelle hatte die Vorwürfe zuvor als „unbegründet“ zurückgewiesen.
Zeugin: Kugeln „wie Regen“ auf äthiopische Migranten niedergegangen
Human Rights Watch stützt sich in dem Bericht auf 38 Zeugeninterviews sowie Satellitenbilder und in Online-Netzwerken veröffentlichte Aufnahmen. Eine 20-jährige Zeugin aus Äthiopien etwa berichtete, wie saudi-arabische Grenzschützer das Feuer auf eine Gruppe von Migranten eröffneten, die sie unmittelbar aus ihrem Gewahrsam entlassen hatten. Die Kugeln seien „wie Regen“ auf die Migranten niedergegangen.
In Saudi-Arabien arbeiten hunderttausende Äthiopier. Viele versuchen, über die gefährliche Route über das Horn von Afrika und das Kriegsland Jemen nach Saudi-Arabien zu gelangen.
Die Vorfälle ereigneten sich HRW zufolge zu einem großen Teil nach Inkrafttreten einer Waffenruhe im Jemen im April 2022. Saudi-Arabien ist in dem Bürgerkrieg im Jemen Kriegspartei. HRW dokumentiert nach eigenen Angaben seit fast einem Jahrzehnt Misshandlungen von äthiopischen Migranten in Saudi-Arabien und Jemen. Die jüngsten Tötungen schienen jedoch „weit verbreitet und systematisch“ und könnten Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellen, erklärte die Organisation. (AFP)