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Empörung über „peinliche Posse“AfD-Chefin Weidel verbreitet KI-Fake nach Mannheimer Messerangriff

Lesezeit 3 Minuten
Die AfD-Parteichefin Alice Weidel bei einer Rede in Baden-Württemberg. (Archivbild)

Die AfD-Parteichefin Alice Weidel bei einer Rede in Baden-Württemberg. (Archivbild)

Die AfD-Parteichefin räumt ein, sie sei einem „Fake aufgesessen“. An der Weiterverbreitung der Falschmeldung ändert das wenig.

In der Debatte um Konsequenzen aus dem Mannheimer Messerangriff hat sich AfD-Parteichefin Alice Weidel für falsche Zitierungen von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) entschuldigt. „Eine von mir in einer Rede zitierte Pressemitteilung stammte nicht aus dem #BMI (Bundesinnenministerium) – da sind wir bei der Recherche einem Fake aufgesessen, was uns sehr leid tut“, schrieb Weidel auf der Plattform X.

Das Ministerium zeigte sich unterdessen empört: „Die Fraktionsvorsitzende der AfD im Deutschen Bundestag hat ein gefälschtes Statement der Bundesinnenministerin zu der schrecklichen Messerattacke in Mannheim öffentlich verbreitet“, hieß es bei X.

„Wir wenden uns entschieden gegen #Desinformation und gegen die Instrumentalisierung der furchtbaren Gewalttat in Mannheim“, führte das Ministerium aus. Trotz Korrektur verbreite sich die Falschinformation weiter.

Fake-Video von Innenministerin Faeser wurde mit ChatGPT erstellt

Auf AfD-Kanälen war ein entsprechendes Video von einer Weidel-Rede auf dem „Pfalztreffen“ der AfD Donnersberg am Samstag in rheinland-pfälzischen Kirchheimbolanden am Sonntag zwar nicht zu sehen, allerdings kursierten Kopien eines Videos mit dem Logo „AfD TV“ weiter im Netz. Darin zitiert Weidel vor johlendem Publikum aus einer offensichtlich ausgedachten Pressemitteilung Faesers.

Laut dem Portal „T-Online“ war das Fake von ChatGPT, also einem Sprachgenerator mit Künstlicher Intelligenz, erstellt worden. Verantwortlich dafür sei wiederum der AfD-Politiker Reimond Hoffmann gewesen, hieß es weiter. Hoffmann habe demnach selbst auf X über die von ihm mit KI erstelle „Pressemitteilung“ informiert.

Alice Weidel fällt auf KI-Fake von Parteikollegen rein

Die AfD ließ eine Anfrage zu den Hintergründen zunächst unbeantwortet. In der erfundenen Pressemitteilung geht es unter anderem darum, dass ein Video von der Messerattacke in Mannheim nicht weiter verbreitet werden sollte, weil dies der AfD nützen könnte.

Weidel hatte Auszüge daraus in der Rede wörtlich vorgetragen und die Tatsache, dass „solche Leute“ wie Faeser noch im Amt seien, als „Schande“ und „widerwärtig“ bezeichnet. Auf X schrieb sie nun, der „Tenor“ ihrer Bemerkungen zur Innenministerin bleibe „dennoch richtig“.

Scharfe Kritik an Alice Weidel: „Nur noch peinlich“

Die parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, Katja Mast, sagte am Sonntag laut Mitteilung, das „Fantasieren in der AfD“ werde immer absurder. „Ich finde es bitter und nur noch peinlich, dass Alice Weidel auf ein selbst erdachtes Statement hereingefallen ist.“

Auch aus NRW wurde Kritik an Weidel laut. Die von der AfD-Chefin verbreitete Falschmeldung sei ein Beispiel dafür, warum im Medienkompetenzrahmen auf Quellenkritik gesetzt werde, schrieb Franziska Müller-Rech bei X.

Die Bonner FDP-Politikerin ist die Sprecherin für Schule, Gleichstellung und Queerpolitik der FDP-Fraktion im NRW-Landtag. „Schüler müssen in der Lage sein, Quellen auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen, bevor sie sich – wie Alice Weidel und die AfD hier mal wieder – lächerlich machen“, fügte Müller-Rech an.

NRW-Politiker kritisieren Weidel: „Peinliche Posse“

Auch der Essener Lokalpolitiker Ali Kaan Sevinc (SPD) kritisiere Weidel. „Professionalität und Seriosität und AfD – das beißt sich gegenseitig aus“, schrieb Sevinc bei X und sprach von einer „peinlichen Posse“.

Bei dem Messerangriff eines 25 Jahre alten Mannes afghanischer Herkunft auf Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen Bewegung Pax Europa am Freitag in Mannheim waren sechs Menschen und der Täter selbst verletzt worden.

Ein bei dem Angriff am Freitag schwer verletzter Polizist erlag seinen Verletzungen unterdessen am Sonntag. Der Täter war noch nicht vernehmungsfähig, Beamte hatten zuvor seine Wohnung durchsucht und Gegenstände zur Ermittlung des Motivs und der Planung der Tat sichergestellt. (das/dpa)