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Hakenkreuze und TodeslisteEssener Terror-Verdächtiger war wohl ein guter Schüler

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Einsatzfahrzeuge stehen vor dem Don-Bosco-Gymnasium in Essen.

Essen – Die Pläne zum Bombenanschlag waren weit fortgeschritten. Am Freitag wollte ein 16 Jahre alter Gymnasiast aus Essen in seiner Schule ein Blutbad per Sprengstoffanschlägen inszenieren. So viele Menschen wie möglich plante der Teenager mit sich in den Tod zu reißen. Es sollte ein blutiger Protest gegen den angeblichen „Untergang der weißen Rasse“ werden.

Gegenüber seinem Kumpel vom Don-Bosco-Gymnasium (DBG) soll der Jugendliche mit seinen Mordfantasien geprahlt haben. Zudem drohte er nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Ermittlerkreisen damit, dass er im Falle eine Razzia Sprengsätze in der elterlichen Wohnung platzieren würde. Außerdem soll er demnach eine Liste mit Namen von Schülern und Lehrern angelegt haben.

Vorbild Erfurt und Winnenden

Die Ermittler fanden auch ein Ringbuch mit handschriftlichen Notizen und eine 50-seitige Word-Datei, die einen rechtsextremistisch motivierten Terror-Plot nahelegt. Überschrift: „DBG-Massaker.“ Als Vorbild nahm sich der Beschuldigte die Amokläufe an der Columbine High School in den USA 1999, in Erfurt 2002 und Winnenden 2009. Zuerst hatte der SPIEGEL über die Datei berichtet.

Gut einen Tag nach seiner Festnahme beantragte die Generalstaatsanwaltschaft in Düsseldorf einen Haftbefehl für den Schüler, den der Haftrichter auch erlassen hat. Wie Behördensprecher Holger Heming auf Anfrage mitteilte wird dem Schüler die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat, die Vorbereitung eines Explosionsverbrechens und Verstößen gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz vorgeworfen.

Schießende Strichmännchen und Hakenkreuze

In den aufgefundenen Beweismitteln hetzte der 16-Jährige den Staatsschützern zufolge gegen Muslime, Schwarze, Juden und Homosexuelle. In seiner Kladde hatte er Strichmännchen gemalt. Darauf zu sehen ist eine Person, die in einen Menschenpulk schießt. Außerdem hatte er SS-Runen und Hakenkreuze aufgezeichnet. In seinen Unterlagen fanden sich außerdem ein Abschiedsbrief, in dem er seinen Selbstmord durch einen Terror-Akt ankündigte und ein Video mit Hitlergruß.

Bei der Durchsuchung in der elterlichen Wohnung sicherten die Ermittler unter anderem Rohrbomben, mehrere davon außen mit Nägeln gespickt, sowie weitere Utensilien für die Herstellung von Sprengstoff, zudem ein selbstgebautes Gewehr. Während das Landeskriminalamt noch prüft, ob die Bomben zündfähig waren, gehen die Strafverfolger inzwischen davon aus, dass die Langwaffe scharf war. Dem Terror-Verdächtigen fehlte allerdings noch die nötige Munition.

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Der Zehntklässler galt auf dem katholischen Gymnasium nach Erkenntnissen der Polizei als guter Schüler. Auch war er kein totaler Außenseiter. Erst in den vergangenen Wochen soll er wegen fremdenfeindlicher Äußerungen ins Abseits geraten sein. Er soll damit geprahlt haben, bald werde etwas passieren. Bis einer seiner Bekannten sich seiner Mutter anvertraute, die dann über die Schulleitung die Polizei einschaltete. Inzwischen sitzt der Jugendliche in Untersuchungshaft. Hinweise auf Komplizen liegen derzeit nicht vor.