Das Bahnunglück in Hürth geschah wenige Stunden, bevor Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) in der Region Termine hatte. Zur Katastrophe äußerte er sich nicht.
Bahnunglück in HürthVerkehrsminister ist in der Nähe – und gibt kein Statement
Als im vergangenen Jahr ein Zug in Garmisch-Partenkirchen entgleiste und fünf Menschen zu Tode kamen, war die Betroffenheit groß. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) trat mit Bahnchef Richard Lutz am selben Tag vor die Kameras und sprach sein Mitgefühl den Opfern und den Angehörigen der Katastrophe aus. Der Politiker entschuldigte sich explizit, nicht noch am selben Tag mit einem Hubschrauber zum Unglücksort fliegen zu können. Der Grund: schlechtes Wetter auf der Route von Berlin. Einen Tag später besuchten Wissing und Lutz dann den Unglücksort und beobachteten die Bergungsarbeiten in Bayern.
Verkehrsminister Wissing sagte nichts zur Katastrophe
Am Donnerstag fuhr ein Zug der Deutschen Bahn in Hürth zwei Gleisarbeiter tot. Bereits vor 12 Uhr hatte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ über die Katastrophe berichtet, die Deutsche Presse-Agentur schickte um 12.06 Uhr eine Eilmeldung, dass es zwei Tote gegeben habe. Ein Intercity war in eine Gruppe Bauarbeiter gefahren, zu den genauen Gründen für die Katastrophe ermittelt die Staatsanwaltschaft. Der Minister sagte auch Stunden später nichts zu dem Vorfall, bei dem zwei vom Staatsunternehmen beauftragte Menschen starben.
Dabei war Wissing diesmal noch nicht einmal in Berlin. Im Gegenteil: Er nahm in unmittelbarer Nähe der Zugkatastrophe in Hürth Termine wahr. Mit seiner Dienstlimousine traf der FDP-Politiker – verspätet wegen eines Staus – gegen 14.45 Uhr in Düren ein, um einen Wasserstoffzug zu besteigen und nach Euskirchen zu fahren. Ankunft dort: gegen 15.30 Uhr. Einen Abstecher zum Katastrophenort im 36 Kilometer entfernten Hürth gab es nicht, auch kein Statement oder einen Tweet. Nach Angaben eines Sprechers war der Minister allerdings „durch den Krisenstab des Ministeriums sofort nach Bekanntwerden des tragischen Unglücks informiert“ worden.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) bekundeten am Nachmittag über das soziale Netzwerk ihr Mitgefühl und bedankten sich auch bei den Helfenden vor Ort. Die Deutsche Bahn verschickte ein Statement eines Pressesprechers mit einer Trauerbekundung – wenn auch kein offizielles Wort aus dem Vorstand darin zu lesen war.
Auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ richtet ein Sprecher Wissings am Freitag aus: „Selbstverständlich gilt sein und unser Mitleid in dieser schrecklichen Situation den Verstorbenen, Verletzten und ihren Angehörigen.“ Ein Besuch vor Ort in Hürth sei „aufgrund des noch laufenden Rettungseinsatzes“ nicht erfolgt.
Das Verhalten Wissings stößt bei der Bahngewerkschaft EVG auf Unverständnis. „Ein Statement des Ministers hätten wir erwartet, wenn er sich schon in Nordrhein-Westfalen aufgehalten hat“, so EVG-Bundesvorstandsmitglied Jürgen Lenz zum „Kölner Stadt-Anzeiger“.