Bistum Trier hat Missbrauch jahrzehntelang vertuscht
Trier – Verantwortliche im Bistum Trier haben laut einer Untersuchung über Jahrzehnte hinweg sexuellen Missbrauch durch Priester vertuscht. Täter seien innerhalb und außerhalb des Bistums versetzt worden, auch um sie vor einer strafrechtlichen Verfolgung zu bewahren, berichtete die unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Trier (UAK).
An den neuen Einsatzorten sei es erneut zu Missbrauchstaten an Kindern und Jugendlichen gekommen: Das Bistum habe „in einer großen Reihe von Fällen” keine Maßnahmen zum Schutz potenzieller Opfer getroffen, kritisierte die UAK in ihrem ersten Zwischenbericht.
Zwei „gravierende Fallbeispiele”
Die Kommission berichtete aus den Akten von zwei „gravierenden Fallbeispielen”, die sich über die Jahre 1955 bis 1975 erstreckten. Ein Bistumspriester sei nach mehrfachem Missbrauch nach einem Haftbefehl „auf spezielle Intervention der Diözese Trier” zum Einsatz nach Paraguay geschickt worden. Ein anderer Priester habe trotz vorheriger Verurteilung in Österreich wegen Missbrauchs eine Stelle im Bistum Trier bekommen und dann in der Eifel erneut Kinder und Jugendliche missbraucht. Die Fälle zeigten: Es habe kein „verantwortliches Umgehen” mit Tätern gegeben.
Um die „eindeutige Rolle und Verantwortlichkeit” der jeweiligen Leitungen und Bischöfe beurteilen zu können, werde es weitere Untersuchungen geben, kündigte die Kommission an. Bis Mitte Oktober solle eine erste Studie zum Missbrauchsgeschehen in der Amtszeit des früheren Trierer Bischofs Bernhard Stein (1904-1993) vorgelegt werden, gegen den es seit längerem Vertuschungsvorwürfe gibt. Die Kommission ist seit gut einem Jahr im Amt - ihre Arbeit ist auf insgesamt sechs Jahre ausgelegt.
Bislang seien für den Zeitraum von Anfang 1946 bis Ende 2021 bistumsweit 513 Opfer und 195 beschuldigte oder überführte Täter erfasst worden, teilte das siebenköpfige Gremium aus Betroffenen und Fachleuten mit. Man gehe davon aus, dass mit einer an der Universität Trier in Auftrag gegebenen Studie zur Erfassung von Missbrauchsfällen die Zahlen weiter steigen werden.
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