Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius soll intern zwei CDU/CSU-Politiker scharf kritisiert haben. Stein des Anstoßes: Deren Verhalten in den Sondierungsgesprächen.
Bericht über scharfe Kritik„Sie haben kein Gewissen“ – Pistorius attackiert offenbar Unionspolitiker

Boris Pistorius (SPD), Bundesminister der Verteidigung in der vergangenen Woche auf dem Weg zu den Sondierungsgesprächen von Union und SPD. Intern soll Pistorius nun scharfe Kritik an zwei Sondierungsteilnehmern aus dem Team der CDU/CSU geübt haben.
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Nach der Einigung auf ein gemeinsames Sondierungspapier ist der Weg für Koalitionsgespräche zwischen Union und SPD frei. Das Papier ist umstritten und auch an den Verhandlungspartnern gibt es Kritik. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) soll nun insbesondere zwei Kollegen scharf kritisiert haben. Das berichtet das Magazin „Stern“ und bezieht sich auf Verhandlungsprotokolle, die dem Blatt laut eigener Aussage vorliegen würden.
Pistorius: Dobrindt und Frei die „mit Abstand unangenehmsten“
Der ehemalige niedersächsische Ministerpräsident Boris Pistorius gilt seit Jahren als beliebtester Politiker Deutschlands, auf eine eigene Kanzlerkandidatur verzichtete der gebürtige Osnabrücker zugunsten des damaligen Amtsinhabers Olaf Scholz. Nach dem Willen von vier ehemaligen Wehrbeauftragten der Bundesregierung soll Pistorius auch unter dem zukünftigen Bundeskanzler Friedrich Merz das Verteidigungsressort leiten.
Nun soll sich Pistorius erschüttert über Aussagen der CDU/CSU-Seite zum Thema Migration gezeigt haben: der ehemalige Bundesverkehrsminister und heutige CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt und Thorsten Frei, parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Bundestagsfraktion, seien die „mit Abstand unangenehmsten“ Gesprächspartner gewesen.
„Humanität und Verantwortung für andere Menschen“ seien bei Dobrindt und Frei „Null Komma null“ vorhanden gewesen, soll Pistorius demnach gesagt haben.
Schlimmste Sätze „rausgekegelt“
Die getroffene Vereinbarungen zum Thema Migration verteidigte Pistorius unterdessen. Man habe die schlimmsten Sätze „rausgekegelt“ berichtete der SPD-Politiker vor seiner Fraktion. Die CDU habe zwar erreicht, dass der Begriff Begrenzung wieder ins Aufenthaltsgesetz aufgenommen werde, dabei würde es sich laut Pistorius allerdings um ein „Placebo“ handeln – ein Begriff also, der nur dem Schein nach eine Wirkung hat.
Pistorius betont Sondierungs-Erfolg der SPD
Nach Ansicht von Boris Pistorius habe die SPD gemessen am Ergebnis der vergangenen Bundestagswahl herausragende Erfolge bei den Sondierungsgesprächen erzielt. „Wir haben sie nicht eine Sekunde in unseren Vorgarten gelassen“, befand der Politiker dem „Stern“-Bericht zufolge.
Die Sozialdemokraten erhielten bei der Wahl im Februar 2025 etwas mehr als 16 Prozent der Stimmen, womit die Partei hinter der CDU/CSU und der AfD drittstärkste Kraft wurde. Es war das schlechteste Ergebnis der Partei bei Bundestagswahlen überhaupt.