Nach den tödlichen Schüssen in Brüssel hat die Polizei einen Verdächtigen aufgespürt und erschossen. Der Mann war wohl illegal im Land.
Mann war als Gefährder bekanntPolizei schießt Verdächtigen nach Attentat in Brüssel nieder
Der mutmaßliche Attentäter von Brüssel ist tot. Das teilte die Staatsanwaltschaft am Dienstag (17. Oktober) in Brüssel mit. Nach den tödlichen Schüssen auf zwei Schweden hatte die belgische Polizei den Tatverdächtigen am Dienstagmorgen aufgespürt.
Zunächst hieß es, der Mann sei bei einem Polizeieinsatz in der Brüsseler Gemeinde Schaerbeek festgenommen worden. Dabei schossen Polizisten den bewaffneten Verdächtigen offenbar nieder.
Brüssel: Staatsanwaltschaft bestätigt Tod von mutmaßlichem Attentäter
Die Polizisten eröffneten während der Festnahme das Feuer auf den Verdächtigten, wie Staatsanwalt van Duyse erklärte. Die Nachrichtenagentur AP meldet kurz darauf, dass der mutmaßliche Attentäter tot sei. Nachdem diese Nachricht von Belgiens Innenministerin Annelies Verlinden zunächst nicht bestätigt werden konnte, teilte die Staatsanwaltschaft laut der Nachrichtenagentur AFP um kurz nach 10 Uhr dann mit, dass der mutmaßliche Attentäter tot sei.
Brüssels Bürgermeister Philippe Close (52) schrieb auf dem Twitter-Nachfolger X: „Der Terrorist soll von der Polizei neutralisiert worden sein.“ Die Polizei habe zudem eine Waffe bei dem Mann gefunden, die die Waffe des Mordanschlags am Montagabend sein könne.
Bei dem Mann soll es sich um den Täter handeln, der am Montagabend zwei Menschen erschossen hatte und anschließend geflüchtet war. Die belgische Polizei hatte zuvor eine Großfahndung in der belgischen Hauptstadt eingeleitet.
Brüssel: Mutmaßlicher Täter nach Attentat niedergeschossen
„Unser Land wurde gestern von einem feigen, abscheulichen Terrorakt heimgesucht, der zwei Schweden das Leben kostete. Unsere Polizei- und Sicherheitskräfte sind auf der Suche nach dem Täter“, sagte die belgische Innenministerin Annelies Verlinden am Dienstagmorgen. Premierminister Alexander De Croo hatte die Einwohner Brüssels zuvor zur Wachsamkeit aufgerufen, weil weitere Taten zu befürchten waren.
Für die belgische Hauptstadt war am Montagabend die höchste Terrorwarnstufe des Landes ausgerufen worden. „Bedrohungsstufe 4 für die Region Brüssel-Hauptstadt“, schrieb das belgische Krisenzentrum am auf X, ehemals Twitter.
Täter in Brüssel wohl von IS inspiriert
Laut der Nachrichtenagentur Belga war ein bewaffneter Mann im Norden der Innenstadt von einem Roller abgestiegen und hatte auf der Straße Schüsse abgegeben. Als mehrere Menschen in einen Hauseingang flohen, soll er sie verfolgt und auf sie geschossen haben.
Bei dem Verdächtigen, der nun festgenommen wurde, handelt es sich um einen 45-jährigen Tunesier. Er hatte sich vermutlich seit 2016 in Belgien aufgehalten. Das sagte Justizminister Van Quickenborne auf einer Pressekonferenz. Er sei der Polizei im Zusammenhang mit Menschenhandel, illegalem Aufenthalt und Gefährdung der Staatssicherheit aufgefallen.
Im Juli 2016 wurden von einer ausländischen Polizeibehörde unbestätigte Informationen übermittelt, wonach der Mann ein radikalisiertes Profil habe und in ein Konfliktgebiet in den Dschihad ziehen wolle, wie van Quickenborne sagte. Solche Informationen gebe es zuhauf. Sie sei ohne Ergebnis überprüft worden. „Darüber hinaus gab es, soweit unseren Diensten bekannt, keine konkreten Hinweise auf eine Radikalisierung.“
„Potenziell terroristisches Motiv“: Polizei in Brüssel sucht 45-Jährigen, der sich illegal in Belgien aufgehalten haben soll
Nicole de Moor, Staatssekretärin für Asyl und Migration, berichtete am Dienstagmorgen laut der belgischen Zeitung De Standaard, der Verdächtige habe im November 2019 einen Asylantrag in Belgien gestellt, der im Oktober 2020 abgelehnt worden sei. Zu einer Abschiebung sei es nie gekommen, da der Mann nicht ausfindig gemacht werden konnte.
Der Mann habe sich illegal in Belgien aufgehalten habe, sagte Belgiens Premierminister Alexander De Croo am frühen Dienstagmorgen. Wegen eines „potenziell terroristischen Motivs“ zog die Bundesstaatsanwaltschaft die Ermittlungen an sich. Ein Mann bekannte sich im Internet zu der Tat und gab an, von der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat inspiriert worden zu sein.
Der Mann gibt in dem Bekennervideo an, das auch in den sozialen Medien zu sehen war, die Schweden aufgrund ihrer Nationalität getötet zu haben, erklärte der Sprecher der Bundesanwaltschaft, Eric Van Duyse, im Sender LN24. Im Sommer hatten mehrere Koranschändungen in Schweden in der islamischen Welt Empörung ausgelöst.
Höchste Terrorwarnstufe in Brüssel ausgerufen
De Croo sagte, weil die Bedrohungslage für Brüssel auf die höchste Stufe hochgestuft worden sei, werde es nun eine verstärkte Polizeipräsenz geben. Auch an einer Reihe von sensiblen Orten, insbesondere an Orten, die mit der schwedischen Gemeinschaft in Verbindung stehen, würden verstärkte Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt.
De Croo zufolge waren die Opfer Schweden. Er habe dem schwedischen Premier sein aufrichtiges Beileid ausgedrückt: „Als enge Partner ist der Kampf gegen den Terrorismus ein gemeinsamer Kampf.“ Die schwedische Fußballnationalmannschaft trat an dem Abend in Brüssel zum EM-Qualifikationsspiel gegen Belgien an. Wie De Standaard berichtet, soll außerdem ein Taxifahrer verletzt worden sein, er soll sich außer Lebensgefahr befinden.
Zwei Schweden in Brüssel getötet: EM-Qualifikationsspiel abgebrochen
Die Partie zwischen Belgien und Schweden wurde nach Bekanntwerden des Todes zweier Schweden in Brüssel abgebrochen. Das teilte die beiden beteiligten Fußball-Verbände am Montagabend auf X, vormals Twitter, mit. Die Zuschauer im Stadion wurden aufgefordert, auf ihren Plätzen zu bleiben. „Die belgische Polizei möchte, dass schwedische Fans aus Sicherheitsgründen in der Arena bleiben“, schrieb der Verband.
In der Halbzeit verbreitete sich die Nachricht vom Tod der beiden Schweden. Nach Angaben des schwedischen TV-Senders SVT hätten die Spieler von Schwedens Nationalmannschaft daraufhin beschlossen, das Spiel nicht fortzusetzen. Die belgischen Nationalspieler hätten sich dem angeschlossen.
Schwedische Nationalspieler von Polizei zum Flughafen in Brüssel begleitet
Die Fußballfans in Brüssel konnten das Stadion erst kurz vor Mitternacht verlassen. Die etwa 35.000 Fans im König-Baudouin-Stadion mussten rund zwei Stunden in der Arena ausharren. Beamte sorgten für zusätzlichen Schutz der schwedischen Staatsangehörigen und begleiteten die schwedischen Nationalspieler direkt zum Flughafen, damit sie sicher abreisen konnten. Dies erklärte der Geschäftsführer des belgischen Fußballverbands gegenüber dem belgischen Sender RTBF.
Die Zuschauer hatten zuvor den kühlen Temperaturen und ihren Sorgen getrotzt und zusammen gesungen. Zunächst wurden die belgischen Fans evakuiert, dann die Gäste-Anhänger, um Menschenansammlungen zu vermeiden. „Alle blieben sehr ruhig, die Fans fingen an zu singen“, berichtete ein Fan.
Der Tatort in der Nähe des Place Sainctelette im Norden der belgischen Hauptstadt ist nur fünf Kilometer vom Stadion entfernt.
Medienberichte: Tat in Brüssel könnte islamistischen Hintergrund haben
Der belgische EU-Ratspräsident Charles Michel schrieb auf X: „Das Herz Europas wird von Gewalt getroffen. Mein Mitgefühl gilt den Familien der Opfer des tödlichen Anschlags im Zentrum von Brüssel.“ (pst/dpa/afp)