Kommentar zum Auftritt bei LanzDie seltsame Art der Stiko-Kommunikation
In Deutschland gibt es seit Tagen, ja Wochen, eigentlich nur ein Thema, das die Menschen weit mehr als alle Wasserstandsmeldungen der Ampel-Koalitionäre interessiert: Corona und wie wir aus der vierten Welle wieder herauskommen. Die Zahlen steigen fast täglich, und mittlerweile haben alle Experten von Drosten über Priesemann bis Karagiannidis gewarnt und den Weg aus der Krise beschrieben: Impfen, wir müssen mehr impfen.
Rund ein Drittel der Deutschen immer noch nicht geimpft
Die Steigerung der Impfquote ist wichtig, da rund ein Drittel der deutschen Bevölkerung nicht immunisiert ist. Im Speziellen sind es aber auch die Booster-Impfungen, die die Ansteckungsgefahr für bereits Geimpfte reduzieren sollen. Hier läuft es mittelgut. Das Gesundheitsministerium hat es verschlafen, eine wirkliche Kampagne zu starten und die Infrastruktur zur Verfügung zu stellen.
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Vor allem tröpfeln die Informationen zum Boostern jedoch vereinzelt und in verwirrender Form zu den Impfwilligen und Ärztinnen und Ärzten. Soll man sich nach sechs Monaten impfen lassen oder doch früher, wie Jens Spahn jetzt empfiehlt? Sollen erst die über 70-Jährigen geimpft werden und sich alle anderen brav hinten anstellen? So lautet noch immer die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko), obwohl alle anderen, auch die Politik, schon längst die Auffrischungsimpfung für alle anpreisen. Genug Impfstoff sollte vorhanden sein.
Stiko-Chef Mertens tritt bei Lanz im ZDF auf
In dieser Situation schafft der Auftritt des Stiko-Chefs Thomas Mertens am Dienstagabend bei Markus Lanz wenig Vertrauen. Nach 23 Uhr kündigte er in der Talkshow an, dass es in wenigen Tagen eine neue Empfehlung zur Impfung aller Bevölkerungsgruppen geben werde.
Obwohl in der Sache richtig, so kann man sich doch fragen, wie der Vorsitzende des wichtigsten Expertengremiums in Deutschland dazu kommt, eine solche Information beiläufig quasi in einen Nebensatz zur schlechten Sendezeit zu verpacken. Offenbar ist Mertens gar nicht bewusst, welche Verantwortung er in der Krise trägt.
Diesen Eindruck erweckte die Stiko mit ihrem Agieren bereits in der Vergangenheit, als beispielsweise im Sommer eine allgemeine Impfempfehlung für 12- bis 17-Jährige auch denkbar spät kam und zuvor sämtliche Eltern verunsichert wurden. Dabei lagen Daten aus anderen Ländern bereits vor. Vorsicht und eine sorgfältige Prüfung ist sicher richtig, aber eine zu große Schwerfälligkeit hilft in Krisenzeiten niemandem.