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Antijüdische Übergriffe in RusslandWütender Mob stürmt Flughafen nach Landung von israelischer Maschine

Lesezeit 3 Minuten
Eine Menschenmenge vor dem Flughafen in Dagestan. Eine Person hat eine Palästina-Fahne dabei. Im russischen Nordkaukasus kommt es zu antijüdischen Übergriffen.

Eine Menschenmenge vor dem Flughafen in Dagestan. Eine Person hat eine Palästina-Fahne dabei. Im russischen Nordkaukasus kommt es zu antijüdischen Übergriffen.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland spricht von „schockierenden Bildern“. Das Schicksal der Passagiere ist derzeit noch unklar.

Wegen der Nachricht von der Ankunft eines Flugzeugs aus Israel haben dutzende Männer den Hauptstadtflughafen der mehrheitlich muslimischen russischen Republik Dagestan gestürmt. Russischen Medienberichten zufolge stürmten sie auf das Dach des Flughafens von Machatschkala und auf das Rollfeld.

Im Online-Netzwerk Telegram veröffentlichte Videos zeigen, wie die Männer Zäune durchbrachen, Türen im Terminal eintraten und versuchten, Autos beim Verlassen des Flughafens zu kontrollieren.

Flughafen in Russland gestürmt: „Schockierende Bilder aus Dagestan“

Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland (ZdJ) veröffentlichte am Sonntagabend ein Video, das die Hetzjagd am Flughafen zeigen soll. „Ein aggressiver Mob sucht nach jüdischen Passagieren, die gerade aus Tel Aviv gelandet sind“, schrieb der ZdJ im sozialen Netzwerk X (vormals Twitter) und sprach von „schockierenden Bildern aus Dagestan“.

Nach Angaben der russischen Luftfahrtbehörde wurde der Flughafen von Machatschkala vorläufig geschlossen und Sicherheitskräfte vor Ort entsandt. Die Lage sei wieder unter Kontrolle, berichtete die Regierung der Kaukasusrepublik auf Telegram. Sie rief den Mob auf, alle „illegalen Akte“ einzustellen.

Red-Wings-Flug auf Tel Aviv sorgt für Eskalation am Flughafen in Mahachtschkala

Laut der Website Flightradar war ein Flug der russischen Fluggesellschaft Red Wings aus Tel Aviv um 19.00 Uhr Ortszeit in Mahachtschkala gelandet. Dem unabhängigen russischen Medium Sota zufolge handelte es sich um einen Transitflug, der um 21.00 Uhr nach Moskau weiterfliegen sollte.

Ob sich die Maschine am Abend noch auf dem Rollfeld befand und was mit den Passagieren war, blieb zunächst unklar. Bevor sie in den Flughafen eindrangen, hatten einige der Männer noch versucht, die Reisepässe von Passagieren auf der Suche nach israelischen Staatsbürgern zu kontrollieren. Auf den Videos war zu sehen, wie einer ein Schild mit der Aufschrift „Kindermörder haben keinen Platz in Dagestan“ hochhielt. Andere riefen demnach „Allahu Akbar“ (Gott ist groß).

Israel ruft Russland zum Schutz seiner Staatsbürger auf

Israel rief nach dem Vorfall Russland zum Schutz aller israelischen Staatsbürger auf. Sein Land erwarte von den russischen Behörden, dass sie „alle israelischen Bürger und alle Juden schützen und entschlossen gegen die Randalierer sowie gegen die Aufstachelung zur Gewalt gegen Juden und Israelis vorgehen“, erklärte das Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu.

Am Samstag hatte bereits eine Menge aufgebrachter Menschen ein Hotel in der Stadt Chassawjurt in Dagestan umringt, weil es das Gerücht gab, dort seien Flüchtlinge aus Israel untergebracht. Nach örtlichen Berichten drangen mehrere Dutzend Männer in das Hotel ein, um angeblich die Pässe der Hotelgäste zu kontrollieren. Die Polizei riegelte das Hotel ab.

In Naltschik wurden zudem am Sonntag Reifen neben einem jüdischen Kulturzentrum im Bau angezündet, wie die staatliche Nachrichtenagentur Ria meldete. Das Gebäude wurde nach Angaben der Sicherheitsbehörden der Teilrepublik Kabardino-Balkarie mit extremistischen Losungen beschmiert. Fotos zufolge stand dort „Tod den Juden“. In der Teilrepublik Karatschajewo-Tscherkessien riefen Demonstranten dazu auf, die örtliche jüdische Bevölkerung auszusiedeln.

Antijüdische Übergriffe bereits am Samstag im Nordkaukasus

Die Behörden in Dagestan erklärten Ria zufolge unterdessen, die Identität aller an den Unruhen Beteiligten solle mithilfe von Überwachungskameras festgestellt und die mutmaßlichen Täter vor Gericht gestellt werden. Der Republikchef von Dagestan, Sergej Melikow, rief die Bevölkerung auf, sich nicht von Extremisten aufstacheln zu lassen, die die Lage destabilisieren wollten.

„Wegen der Fakes, die von unseren Feinden verbreitet werden, waren einige noch ganz junge Leute drauf und dran, die Gesetze zu verletzen“, schrieb er auf Telegram. Auch die islamische Geistlichkeit der Region stellte klar: „Der Antisemitismus hat keinen Platz im multiethnischen Nordkaukasus.“ (das/dpa/afp)