KommentarDürfen uns von Trumps kindischem Verhalten nicht anstecken lassen
Köln – Die Redewendung vom „Kind im Mann“ ist uns geläufig. Betrachte ich die Politik, gewinnt sie für mich völlig neue Bedeutung. Statt verträumt mit Spielzeugeisenbahnen spielt der US-Präsident allerdings mit Dekreten. Gleichsam über Nacht erlässt er Regeln, wonach man Menschen für vorläufig 90 Tage nach Herkunft und Religion behandeln und gegebenenfalls nicht in die USA einreisen lassen sollte.
Das erinnert mich an meinen kleinen Bruder. Der verkündete mitunter morgens, als welche Person er den Tag zu verbringen gedachte. Vor allem im Räuber Hotzenplotz verwirklichte er sich gerne. Donald Trumps 90-Tage-Dekret entspricht den wenigen Stunden, die es den Bruder in der Rolle hielt. Es ist kurzatmig und letztlich nur darauf aus, eine verstörende Botschaft zu liefern. Es ist die Botschaft eines Kindes, das mit Klötzchen wirft. Dazu gehört auch, dass der Präsidentensprecher glaubt, einen festgehaltenen Fünfjährigen als möglichen Gefährder brandmarken zu müssen. Absender all dessen ist ausgerechnet das Land, das uns von Hitler befreite und die Demokratie brachte.
Sie finden einen solchen Vergleich unernst? Da ist schwer zu widersprechen. Denn Trumps Erlass vernichtet sicher geglaubte Lebensentwürfe und sendet ein Signal: Wir wollen euch nicht. Es bleibt ja nicht bei Muslimen, Syrern, Sudanesen und wem auch immer. Wann sind die deutschen Autobauer dran, deren Produkte sich in die USA zumindest nicht schlecht verkaufen? Oder die Deutschen?
Als gäbe es keine Europäische Zentralbank (EZB), beschuldigt Trumps Wirtschaftsberater Berlin, einen schwachen Euro herbeizumanipulieren. Oder Trumps Einschätzung von Folter. Er begrüßt sie mit der infantilen Logik, dass der Gegner es doch auch tue. So haftet dieser Politik dann das verstörend Kindische einer Weltmacht an. Eine Ordnung soll aus der Balance gebracht werden, um des Krawalls willen. Ohne die Konsequenzen zu bedenken, jedenfalls.
Dem US-Präsidenten die Einreise nach Deutschland zu verweigern, gehört jedoch in die gleiche Kategorie. Ebenso die Forderung, die Vereinigten Staaten nicht mehr zu besuchen. Warum um Himmels willen sollte man das tun? Die USA sind kein Unrechtsstaat. Auch diese Reaktionen folgen eher dem schlichten Ich-werde-Dich-nie-wieder-liebhaben-Schema. Es ist nicht alles an Trump gebunden, was kindisch anmutet. Eigentlich sollten wir als früher in Ost und West geteiltes Land der Unkultur dieser Tage statt Trotz das Gegenteil entgegensetzen. Der präsidiale Politik-Stil vervielfältigt sich sonst.
Man wird sehen, ob Trump zur Einigkeit oder Spaltung Europas beiträgt und Trump Nachahmer findet. Die Lega Nord, Geert Wilders, Marine Le Pen und wie sie alle heißen, stehen schon bereit. Und da enden alle Vergleiche mit dem Kind im Manne und die bittere Wirklichkeit beginnt.