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Flügges KolumneLindners Brillanz als Stratege – mit kleinem Schönheitsfehler

Lesezeit 3 Minuten
Erik Flügge

Erik Flügge

  1. Erik Flügge ist Strategieberater mit eigener Firma in Köln und Bestsellerautor.
  2. Im „Kölner Stadt-Anzeiger“ schreibt er künftig regelmäßig über Politik, Kommunikation und ihre Mechanismen.
  3. Die erste Folge seiner Kolumne „Der Stratege“ widmet Flügge dem Begriff „Framing“ und erklärt, warum man gar nicht ohne kommunizieren kann.

Köln – Christian Lindner hatte diese Woche die Faxen dicke. Auf einer Veranstaltung erklärte der Bundesfinanzminister seinem Publikum mit scharfen Worten die Strategie seiner Gegner: „Das ist linkes Framing. Damit meine ich, man wählt ein Wort, um Gefühle zu erregen: Dienstwagenprivileg! Reiche! Da kriegen die noch Geld vom Staat. Dienstwagenprivileg! Das nennt man Framing. Damit Sie im Bauch schon das Gefühl haben, das kann nicht mit rechten Dingen zugehen.“

Gut gebrüllt, Löwe Lindner! Einzig, einen kleinen Haken hat seine Geschichte. Lindner selbst ist ein Meister des Framings und wendet es sogar in seiner Framing-Kritik an.

„Framing“ hat einen anrüchigen Klang

Nun fragen Sie sich vielleicht, was das überhaupt sein soll: „Framing“. In den Medien liest man immer wieder darüber und meist kritisch. Mittlerweile hat das Wort einen anrüchigen Klang. Wer Framing verwendet, der führt scheinbar nichts Gutes im Schilde. Auch das ist Framing. Framing gegen das Framing.

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Framing heißt zunächst nichts anderes als Rahmung. Es bedeutet, dass Information oder Sachverhalte unterschiedlich eingeordnet werden, je nachdem wie sie formuliert oder präsentiert werden.

Wie man Menschen am besten motiviert

Ein Beispiel: Die Forschung zeigt, dass je nach der Rahmung einer Gesundheitsinformation die Bevölkerung ganz unterschiedlich reagiert. Es funktioniert deutlich besser, Menschen zu präventivem Handeln zu bewegen, wenn man dabei auf den Vorteil oder den Gewinn abhebt, statt auf Risiken und Gefahren.

Es wäre also deutlich effektiver, auf Zigarettenschachteln zu schreiben, „Länger leben mit weniger Rauchen“ anstatt „Rauchen tötet“. Ein Schelm, wer sich fragt, warum dann auf den Verpackungen trotzdem Letzteres zu lesen ist.

Man kann nicht ohne Framing kommunizieren

Framing ist erstmal weder gut noch schlecht. Im Grunde kann man gar nicht ohne Rahmung kommunizieren. Wenn ich mich entscheide, Informationen ganz nüchtern vorzutragen, dann ist auch das ein Rahmen.

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Christian Lindner sprach beim Tag der Offenen Tür der Bundesregierung zu den Bürgerinnen und Bürgern.

Und das führt zurück zu Christian Lindner. Das Wort „Dienstwagenprivileg“ ist genauso Framing wie „Dienstwagenregelung“. Das eine betont den privaten Vorteil, das andere verschleiert ihn. Beides eine Rahmung. Ähnlich ist es mit dem Wort „Reiche“, über das sich Lindner so empört. Er sagt stattdessen viel lieber „Mitte“, meint damit aber fast immer die bestverdienenden zehn bis fünfzehn Prozent der Bevölkerung.

Strategische Brillanz

Lindners strategische Brillanz zeigt sich vollends in seiner Formulierung vom „linken Framing“. Ein ganz eigener Rahmen, der jede Kritik an seiner Politik gleichsam in den Mantel von Ideologie und Täuschung hüllt. Gut gebrüllt! Gutes Framing! Nur müssen Sie ihm nicht notwendig folgen.

Alle in der Demokratie rahmen ihre Informationen. Sie geben den eigenen Vorhaben schöne Namen und denen der anderen hässliche. So geht das politische Geschäft. Die Demokratie kann Ihnen nicht garantieren, dass Sie ungerahmte Informationen präsentiert bekommen. Die Demokratie stellt im Interesse der Freiheit nur sicher, dass Sie konkurrierende Rahmungen präsentiert bekommen. In diesem Fall: Lindners Frame und meinen – natürlich ebenfalls gerahmten – Widerspruch.