Ein Dokumentarfilm, der zahlreiche vulgäre und sexistische Kommentare Depardieus zeigt, hatte in Frankreich zu einem Aufschrei geführt.
„Die Aussagen schockieren mich“Frankreichs Regierungssprecher kritisiert Depardieu und geht auf Distanz zu Macron
Frankreichs Regierungssprecher Olivier Véran hat den umstrittenen Schauspieler Gérard Depardieu scharf kritisiert und sich damit von Präsident Emmanuel Macron distanziert. „Diese Aussagen (von Depardieu) schockieren mich, und ich denke an die Menschen, die sich angegriffen fühlen, und die Opfer sind“, sagte Véran am Donnerstag dem Sender BFM.
Er spielte damit auf einen kürzlich von France 2 ausgestrahlten Dokumentarfilm an, der zahlreiche vulgäre und sexistische Kommentare des Schauspielers während einer Drehreise zeigt. Diese Dokumentation hatte in Frankreich zu einem Aufschrei geführt. Depardieu ist zudem in zwei Fällen wegen Vergewaltigung und in einem Fall wegen sexueller Übergriffe angeklagt.
Véran: „Ich finde Depardieus Aussagen schlimm“
Macron hatte den Schauspieler im Dezember in einer zweistündigen Talkshow wortreich in Schutz genommen und auf die Unschuldsvermutung verwiesen, die für ihn gelte. Frankreich könne stolz auf ihn sein, sagte der Präsident, der auf die Vorwürfe der Klägerinnen nicht weiter einging, sondern nur pauschal versicherte, dass er sich immer schon für Frauenrechte einsetze.
„Ich finde (Depardieus) Aussagen schlimm“, sagte nun Regierungssprecher Véran. Es sei aber an der Justiz, die Fälle zu bewerten.
Die französische Kulturministerin Rima Abdul Malak hatte nach der Dokumentation ein Verfahren angekündigt, um Depardieu die Mitgliedschaft in der Ehrenlegion zu entziehen. Macron ließ jedoch erkennen, dass es dazu nicht kommen werde.
Prominente protestieren gegen „Canceln“ Depardieus
Zahlreiche Prominente, unter ihnen die ehemalige Lebensgefährtin Depardieus, Carole Bouquet, unterzeichneten einen Aufruf, um gegen das „Canceln“ Depardieus zu protestieren. Dies löste wiederum mehrere Gegen-Aufrufe aus, die Depardieus Verhalten kritisierten und für die Unterstützung der Klägerinnen warben.
Die Affäre um Depardieu zieht auch international Kreise: Das öffentlich-rechtliche Westschweizer Fernsehen RTS strahlt bis auf Weiteres keine Filme mehr mit Depardieu in einer Hauptrolle aus. Die kanadische Provinz Québec hatte dem Schauspieler eine Auszeichnung aberkannt.
Depardieu arbeitete mit den bekanntesten Regisseuren und Schauspielerinnen Frankreichs zusammen und kommt auf mehr als 200 Filme. Darin verkörperte er den wortstarken Cyrano de Bergerac ebenso wie einen abgehalfterten Schlagersänger, einen Schlachthofarbeiter oder einen Alzheimer-Patienten. Im Gedächtnis bleiben nicht zuletzt seine Auftritte als Obelix, die wegen seiner Körperform perfekt zu ihm passten. (AFP)