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Fratelli d’Italia„Blümeln“ statt „Flirten“ – Italiens Regierung will Fremdwörter verbieten

Lesezeit 2 Minuten
Die italienische Premierministerin Giorgia Meloni sitzt im Cockpit eines Kampfjets bei einem Besuch der Luftwaffe anlässlich deren 100-Jahr-Feier.

Die italienische Premierministerin Giorgia Meloni bei einem Besuch der Luftwaffe anlässlich deren 100-Jahr-Feier.

Die italienische Regierungspartei von Giorgia Meloni will – wie einst Mussolini – den Gebrauch von Fremdwörtern verbieten.

Seit dem Wahlsieg von Giorgia Meloni soll man sich in Italien wieder an einigen Vorgaben orientieren, mit denen einst Benito Mussolini das Land überzogen hatte. Etwa am Reinheitsgebot für die Sprache Dantes. Der faschistische Diktator hatte die Verwendung von Fremdwörtern und insbesondere von englischen Vokabeln verboten und ist anschließend von seinen deutschen Verbündeten, Adolf Hitler und Joseph Goebbels, nachgeahmt worden.

Während die Nazis den „Schlauchapfel“ (für Banane) erfanden, ersannen die italienischen Faschisten das „fiorellare“, wörtlich übersetzt das „blümeln“. Es musste anstelle von „flirten“ verwendet werden.

Es ist schwierig, eine Opposition zu betreiben, wenn von der Regierungsmehrheit jeden Tag eine neue Ungeheuerlichkeit aufgetischt wird
Elly Schlein, Chefin des Partito Democratico

Für Fabio Rampelli, Vizepräsident der Abgeordnetenkammer und Mitglied von Giorgia Melonis Regierungspartei Fratelli d’Italia, hat der Schutz der Sprache vor ausländischen Einflüssen nichts von seiner Aktualität verloren. Mit einem von ihm präsentierten Gesetzesentwurf will der 62-jährige Postfaschist die Verwendung von Fremdwörtern in Behörden, Ämtern und Staatsbetrieben verbieten.

Vorgeschlagene Strafe bei Einsatz von Fremdwörtern: 10.000 bis 100.000 Euro

Das Gesetz soll auch für Schulen und das staatliche Fernsehen gelten. Wer dagegen verstoße, solle 10.000 bis 100.000 Euro Strafe zahlen müssen. Allerdings: Selbst Regierungschefin Giorgia Meloni hat Probleme, auf Fremdwörter zu verzichten. Sie hatte sich in ihrer Antrittsrede beispielsweise als „Underdog“ bezeichnet. Illegal wäre auch die neue Bezeichnung für das Wirtschaftsministerium: „Ministerium für Unternehmen und Made in Italy“.

Die Opposition weiß inzwischen nicht mehr so recht, ob sie ob des Provinzialismus und der Geschichtsvergessenheit der Meloni-Partei lachen oder weinen soll. „Es ist schwierig, eine Opposition zu betreiben, wenn von der Regierungsmehrheit jeden Tag eine neue Ungeheuerlichkeit aufgetischt wird“, erklärte Elly Schlein, die Chefin des sozialdemokratischen Partito Democratico (PD).

Sie meinte damit nicht nur Rampellis Vorstoß, sondern die jüngste Entgleisung von Senatspräsident Ignazio La Russa, einem Mussolini-Nostalgiker, der jüngst im Zusammenhang mit einem Nazimassaker in Rom 1944 die Täter zu Opfern und die Opfer zu Tätern gemacht hatte.

Die beiden Veteranen werden zwar in Italien von kaum jemandem wirklich ernst genommen, aber für Meloni werden die älteren Herren trotzdem zum Problem: Die Chefin kennt die Bedenken, die in der EU gegenüber ihrer Regierung herrschen, und sie weiß auch, dass Äußerungen wie jene von Rampelli und La Russa wenig geeignet sind, diese Zweifel zu zerstreuen.