Am Dienstag wählt Grönland ein neues Parlament. Den Wahlkampf bestimmte US-Präsident Donald Trump. Über eine Schicksalswahl.
Grönland wähltKostbare Insel steht vor Zukunft zwischen Trump und Dänemark

Die Begehrlichkeiten von US-Präsident Trump haben das abgeschiedene Grönland plötzlich in den Fokus der Weltöffentlichkeit gerückt.
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Für die größte Insel der Welt hat sich bis vor wenigen Monaten niemand interessiert. Doch dann erneuerte Donald Trump sein Interesse an der Insel. Grönland heißt diese Insel, ist über zwei Millionen Quadratkilometer groß, hat aber nur 56.000 Einwohner.
Das entspricht etwa der Anzahl Menschen, die in Pulheim, Schweinfurt oder Nordhorn leben – und ist Teil des Problems. Die Insel ist zwischen Nordpolarmeer und Atlantik ist zum größten Teil eisbedeckt; es gibt keine Landwirtschaft und keine Industrie. Doch Donald Trump will sie trotzdem und hat jetzt erneut um die Gunst der Einwohner gebuhlt.Denn die wählen heute, am 11. März, ein neues Parlament.Noch nie hat die Welt so sehr auf Grönland geschaut, wie sie es heute tut.Was wollen die Menschen in diesem entlegenen Flecken, der zum Königreich Dänemark gehört? Und wieso interessiert sich der US-Präsident für das Eiland?
Grönland Dänemark abkaufen wird Donald Trump nicht können
Er werde Grönland auf die ein oder andere Weise unter US-Kontrolle bringen, bekräftigte Donald Trump bei seiner ersten Rede vor dem Kongress Anfang des Monats erneut.
Doch so einfach, wie beispielsweise bei Alaska, dem von dem Kernland der Vereinigten Staaten durch Kanada abgeschnittenen 49. Bundesstaat der USA, würde es im Fall der Falle bei Grönland kaum werden: 1867 hatten die Amerikaner Alaska, das nur durch die Behringstraße von Russland getrennt ist, dem russischen Kaiser abgekauft. Die dänische Premierministerin Mette Frederiksen dürfte sich kaum auf einen solchen Deal einlassen.
Grönlands Premierminister „We are not for sale“
Und auch der Premierminister Grönlands, Múte B. Egede, wies die erneuten Äußerungen Trumps bereits im Dezember mit den Worten „Wir sind nicht käuflich und wir werden auch niemals käuflich sein“ eine abermalige Absage. Donald Trump war zu dem Zeitpunkt noch nicht wieder im Amt.
Und die Bevölkerung? Die überwiegende Mehrheit der Einwohner Grönlands (85 Prozent) ist laut einer aktuellen Umfrage gegen eine Zugehörigkeit zu den USA. Dass die Insulaner weiterhin zu Dänemark gehören wollen, heißt das jedoch nicht.
Grönland: Autonom, nicht unabhängig
Die meisten Grönländer streben die Unabhängigkeit von Dänemark an. Seit 1814 gehört das Land bereits zum skandinavischen Königreich, seit mehr als 40 Jahren hat die Insel den Status einer Autonomie – mit eigener Regierung und eigenem Parlament.
31 Sitze hat die Kammer, seit der letzten Wahl 2021 regiert die linke Partei Inuit Ataqatigiit (IA) von Regierungschef Egede. Zuerst in einer Koalition mit Naleraq, die sich für die Unabhängigkeit von Dänemark starkmacht, seit 2022 mit der sozialdemokratischen Partei Siumut.Kopenhagen ist weit weg, nämlich ziemlich genau 3000 Kilometer.Aber ganz unabhängig ist das Land nicht.
Die Probleme Grönlands sind Donald Trumps Chance
Mit den Modernisierungen im Zuge der Kolonisation durch Dänemark sind viele Traditionen in dem Inselstaat verloren gegangen, noch heute bestimmt diese Debatte den Diskurs mit. Jobs gibt es in Grönland kaum, von Arbeitsplätzen in der industriellen Produktion ganz zu schweigen. Die Haupteinnahmequelle der Grönländer ist die Fischerei.
Auch touristisch ist die Insel allenfalls ein Geheimtipp für Hartgesottene: schwer erreichbar und auch die Infrastruktur auf der Insel lässt zu wünschen übrig. Asphaltierte Straßen sind nicht wirklich existent, zwischen den einzelnen Siedlungen liegen oft hunderte Kilometer.

Carl Fleischer, 59, gibt während der vorgezogenen Stimmabgabe für die grönländischen Parlamentswahlen im Rathaus in Nuuk, seine Stimme ab.
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So ist es keine Überraschung, dass Trump bei seinen neuesten Äußerungen Milliardeninvestitionen auf der Insel und die Schaffung tausender Jobs versprach. Vor allem aber könnte ihm das zerrüttete Verhältnis Grönlands zu Dänemark in die Hände spielen, denn die Beziehungen sind auf dem Tiefpunkt.
Grönland: Geopolitisch interessant
Doch so einfach ist das natürlich nicht. Auch wenn Grönland außenpolitisch und militärisch von Dänemark vertreten wird, zu den USA wollen die wenigsten.
Für die Amerikaner ist Grönland vor allem aus zwei Gründen interessant. Da wäre zum einen die Lage der Insel im Nordatlantik, die eine gemeinsame Grenze zu Kanada besitzt, bedeutender aber, einen Zugang zur Arktis und den dort vermuteten Rohstoffen bietet.
Grönland: Die Schatzkammer der Arktis
Zum anderen aber die Rohstoffe der Insel selbst, etwa Lithium und Zink, Uran, Erdöl und Erdgas und vor allem seltene Metalle. 24 von 25 der kritischen Rohstoffe der EU kommen auf Grönland vor. Grönland sei die Schatzkammer der Arktis, so Experten.
Manche Grönländer sehen in Trump Chancen
Die Grönländer selbst sind gespalten. Zwar ist eine Mehrheit gegen die Zugehörigkeit zu den USA, doch freuen sich manche über die gesteigerte Aufmerksamkeit durch das Interesse Trumps. Etwa der Fischer Jens Peter Olsvig, der in einem ARD-Beitrag Grönland zwar als nicht käuflich bezeichnet, sich aber über die Werbung der Amerikaner freut.
Grönland vor wichtigster Wahl seiner Geschichte
Und Oppositionspolitiker Kuno Fencker (Naleraq) sieht in einer Partnerschaft mit den USA eine Möglichkeit, vollends unabhängig von Dänemark zu werden. Er ist überzeugt: Nicht nur Grönland brauche die USA, sondern die Vereinigten Staaten auch Grönland.
Einig sind sich Politiker, Gesellschaft und Medien nur in einem: Die Wahl in Grönland ist wohl die wichtigste in deren Geschichte. Sie wird eine Tendenz aufzeigen, wohin es für die größte und seit neuestem wohl auch begehrteste Insel der Welt in Zukunft gehen wird. Erste Ergebnisse werden in der Nacht zu Mittwoch erwartet.