Gesundheitsminister Karl Lauterbach will die Homöopathie als Kassenleistung streichen. Das ist richtig, findet unser Autor.
Kommentar zur HomöopathieEin Placebo-Effekt sollte nicht bezahlt werden
Die Debatte, ob die Homöopathie weiter von den gesetzlichen Kassen bezahlt werden kann, wird seit Jahren geführt. Der vorige Gesundheitsminister Jens Spahn hatte dazu eine sehr pragmatische Haltung: Er wies im Herbst 2019 darauf hin, dass die Kassen für Arzneimittel 50 Milliarden Euro ausgeben würden, für die Homöopathie aber nicht einmal 20 Millionen.
Darüber könne man nun wochenlang mit ganz viel Emotion diskutieren und die, die auf diese Behandlung setzten, vor den Kopf stoßen, so der CDU-Politiker damals. Angesichts der Verhärtungen in der Debatte müsse man aber auch fragen, ob es das wert sei. „Ich habe mich entschlossen: Es ist so okay, wie es ist.“
Globuli & Co: Bislang eine sehr bequeme Haltung für Politiker
Das kann man so sehen. Es ist allerdings auch eine sehr bequeme Haltung für einen Politiker, um nicht anzuecken. Fakt ist: Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Globuli & Co tatsächlich eine pharmakologische und damit therapeutische Wirkung haben – abgesehen vom Placebo-Effekt. Dieser hat zwar unbestritten einen heilenden Effekt. Doch allein das rechtfertigt nicht, dass die Krankenkassen für solche Mittel selbst in Zeiten von Defiziten und Beitragssteigerungen Millionenbeträge ausgeben, und zwar zulasten der Mehrheit der Beitragszahlenden, die die Homöopathie für Unfug halten. Zuckerkügelchen könnte man im Übrigen auch billiger herstellen.
An Spahn-Nachfolger Karl Lauterbach kann vieles kritisiert werden, und er hat auch schon so manche 180-Grad-Drehung in seinem politischen Leben vollzogen. Doch in einem Punkt ist er sich treu geblieben: Jeder Euro, der in unserem solidarischen Gesundheitssystem ausgegeben werde, müsse eine wissenschaftliche Basis haben, lautet sein Prinzip.
So hatte er sich beim Thema Homöopathie schon vor Jahren klar gegen eine weitere Kostenübernahme positioniert. Es spricht für ihn, dass er das nun als Minister auch durchsetzen will und die zu erwartenden Auseinandersetzungen nicht scheut.