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Angriff auf TouristenIndien verweist alle pakistanischen Bürger des Landes – Pakistan reagiert

Lesezeit 3 Minuten
23.04.2025, Indien, Pahalgam: Indische Sicherheitsbeamte inspizieren den Ort in Pahalgam, an dem Militante am Dienstag wahllos das Feuer auf Touristen eröffnet haben. Foto: Uncredited/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Indische Sicherheitsbeamte inspizieren am 23. April den Ort in Pahalgam, an dem Militante am Dienstag wahllos das Feuer auf Touristen eröffnet haben. 

Bei dem Anschlag im beliebten Urlaubsort Pahalgam am Dienstag waren 26 Menschen getötet worden, darunter 25 Inder.

Nach dem tödlichen Angriff auf Touristen im indisch kontrollierten Teil von Kaschmir hat Indien die Ausweisung aller pakistanischen Staatsangehörigen bis zum 29. April angeordnet. „Alle pakistanischen Staatsangehörigen, die sich derzeit in Indien aufhalten, müssen Indien vor Ablauf der Visa verlassen“, erklärte das Außenministerium am Donnerstag in Neu Delhi. Das Außenministerium verkündete zudem die Schließung des wichtigsten gemeinsamen Grenzübergangs sowie die Aussetzung eines Abkommens zur Verteilung von Wasserressourcen.

Pakistan reagierte prompt und wies indische Diplomaten aus, außerdem wurden weitere Strafmaßnahmen gegen Neu Delhi angekündigt. Die Regierung in Islamabad erklärte am Donnerstag mehre indische Diplomaten zu unerwünschten Personen, die das Land „sofort“ verlassen müssten, wie das Büro des pakistanischen Regierungschefs Shehbaz Sharif mitteilte. Zudem sollen alle Visa für indische Staatsbürger mit Ausnahme von Sikh-Pilgern annulliert werden, die Grenze soll geschlossen und der Handel ausgesetzt werden.

Der Anschlag hatte sich am Dienstag im beliebten Urlaubsort Pahalgam ereignet, der etwa 90 Kilometer von der Stadt Srinagar entfernt liegt. Die Angreifer töteten 26 Inder und einen Nepalesen, allesamt Männer. Der Angriff auf Touristen versetzte Indien einen Schock, da die militanten Gruppen in der Region üblicherweise kleinere Angriffe auf indische Sicherheitskräfte verüben. In Neu Delhi hieß es, Pakistan unterstütze in Kaschmir „grenzüberschreitenden Terrorismus“.

Schon lange Unruhen in Kaschmir

Zu dem Angriff bekannte sich zunächst keine Gruppe. Die indische Armee erklärte am Mittwoch, sie habe unweit der Grenze zu Pakistan zwei bewaffnete Kämpfer erschossen. In der Stadt Baramulla in der Himalaya-Region seien bei einem „heftigen Schusswechsel (...) zwei Terroristen eliminiert worden“. Der Vorfall war demnach nicht direkt mit dem Angriff auf die Touristen verknüpft, es habe sich um einen „Infiltrationsversuch“ der Armee gehandelt.

Im der mehrheitlich von Muslimen bewohnten Kaschmir sorgen Aufständische seit Jahrzehnten für Unruhen. Sie fordern die Unabhängigkeit Kaschmirs oder einen Anschluss an Pakistan, das ebenfalls einen Teil des Gebiets kontrolliert.

Indien beschuldigt Pakistan regelmäßig, die bewaffneten Aufständischen zu unterstützen, was Pakistan zurückweist. Die Regierung in Islamabad versichert, dass sie lediglich den Kampf der Menschen in Kaschmir für Selbstbestimmung unterstütze.

Indien und Pakistan beanspruchen Kaschmir für sich

Das pakistanische Außenministerium richtete am Mittwoch eine Beileidsbekundung an die Angehörigen der Anschlagsopfer. Verteidigungsminister Khawaja Asif kündigte an, dass wegen der indischen Strafmaßnahmen der Nationale Sicherheitsausschuss einberufen werde, der nur in Ausnahmefällen tagt. Es werde eine Reaktion geben. Der pakistanische Vize-Regierungschef Muhammad Ishaq Dar warf Indien eine „sehr ungerechte“ und übereilte Reaktion vor. „Wenn sie irgendwelche Beweise haben, sollten sie sie mit uns teilen“, forderte er.

Die nördliche Himalaya-Region Kaschmir ist seit der Unabhängigkeit Indiens und Pakistans im Jahr 1947 geteilt. Beide Länder beanspruchen das Gebiet vollständig für sich und haben schon zwei Kriege um die Kontrolle der Bergregion geführt. Indien hat eine halbe Million Soldaten in der Region stationiert und geht dort seit 1989 gegen Rebellengruppen vor. Dabei wurden zehntausende Zivilisten, Soldaten und Rebellen getötet.

Die indische Regierung von Premierminister Narendra Modi hob 2019 die Teilautonomie des Gebiets auf und stellte es unter direkte Kontrolle der Bundesregierung in Neu-Delhi. Seither haben die Kämpfe etwas nachgelassen. Der Experte Michael Kugelman warnte, der Angriff vom Dienstag stelle ein „sehr ernstes Risiko für eine neue Krise zwischen Indien und Pakistan dar und wahrscheinlich das schwerste Risiko seit dem kurzen militärischen Konflikt, der sich 2019 ereignete“. (afp)