IranSportlerin nimmt Kopftuch ab – Viele Tote im Ewin-Gefängnis
Teheran – Irans Klettermeisterin Elnas Rekabi hat im Finale der Asienmeisterschaft in Seoul das für iranische Sportlerinnen obligatorische Kopftuch abgenommen. Iranische Medien reagierten mit Empörung auf den Vorfall. „Bleibt abzuwarten, wie das Sportministerium auf diese Aktion reagieren wird“, schrieb die regierungsnahe Zeitung Hamshahri am Montag.
In den sozialen Medien jedoch wurde die Sportlerin von den Iranern gefeiert. „Wir sind stolz auf dich“, hieß es in einer der zahlreichen Reaktionen auf Twitter. Rekabi belegte am Ende den vierten Platz.
Seit der islamischen Revolution von 1979 müssen die iranischen Frauen in der Öffentlichkeit ein Kopftuch und lange Jacken tragen, um so Haare und Körperkonturen zu verbergen. Dieses Gesetz gilt auch für alle Sportlerinnen des islamischen Landes, insbesondere bei Wettbewerben im Ausland.
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Demnach hätte Rekabi eindeutig gegen das Kopftuchgesetz verstoßen. Ihr droht voraussichtlich der Ausschluss aus der Nationalmannschaft. Laut Beobachtern war ihre Aktion in Seoul auch im Zusammenhang mit den anhaltenden Frauenprotesten gegen den Kopftuchzwang im Iran zu sehen, als ein Signal für ihre Solidarität mit der Frauenbewegung.
Teheran: Mehr Todesopfer bei Brand in Ewin-Gefängnis
Irans Justiz meldete unterdessen nach dem Brand im berüchtigten Ewin-Gefängnis in Teheran neue Todesopfer. Vier weitere Inhaftierte seien im Krankenhaus gestorben, meldete die iranische Nachrichtenagentur Tasnim am Montag unter Berufung auf die Justiz. Damit liegt die offizielle Zahl der Todesopfer bei acht Gefangenen. Dutzende weitere Inhaftierte wurden verletzt. Beobachter befürchten eine noch höhere Opferzahl.
Das Gefängnis im Norden Teherans gilt landesweit als der Ort für Misshandlung und Folter von insbesondere politischen Gefangenen. Auch Demonstranten sind dort wegen ihrer Teilnahme an den systemkritischen Protesten der vergangenen vier Wochen inhaftiert, ebenso Doppelstaatler, die neben der iranischen auch eine weitere Staatsbürgerschaft haben. Die USA haben das Gefängnis und seine Leitung im Mai 2018 wegen „ernster Menschenrechtsverletzungen“ mit Sanktionen belegt.
Iran: Chaotische Szenen rund um Ewin-Gefängnis
Am Samstag waren in der Haftanstalt mehrere Explosionen zu hören, wie Augenzeugen und Medien aus Teheran berichteten. Nach einem Konflikt sei es zudem zu einem Brand gekommen. Nach offizieller iranischer Darstellung soll es sich um einen internen Konflikt in dem Gefängnis handeln. Diese Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.
Auf tausendfach in den sozialen Medien geteilten Videos waren chaotische Bilder rund um das Gefängnis zu sehen. Viele Angehörige der Inhaftierten eilten demnach aus Sorge um Angehörige zum Ort des Geschehens. (dpa)