Der 23-jährige Mohsen Schekari ist am Donnerstagmorgen hingerichtet worden – es ist das erste vollstreckte Todesurteil im Iran seit Beginn der wochenlang andauernden Proteste.
23-jähriger Mohsen ShekariIran verkündet erste Hinrichtung im Zusammenhang mit Protesten
Im Iran ist erstmals ein Todesurteil im Zusammenhang mit den seit fast drei Monaten anhaltenden Protesten gegen die Staatsführung in Teheran vollstreckt worden. Wie die Justizbehörde auf ihrer Website Misan Online mitteilte, wurde am Donnerstag ein Mann hingerichtet, der Ende September bei einer Straßenblockade in Teheran ein Mitglied der paramilitärischen Basidsch-Milizen verletzt hatte.
Iran: 23-jähriger Mohsen Schekari hingerichtet
Der „Randalierer“ Mohsen Schekari habe am 25. September den Sattar-Khan-Boulevard in Teheran blockiert und einem Basidschi in die linke Schulter gestochen, erklärte die Justiz. Am Donnerstagmorgen sei er hingerichtet worden. Journalisten zufolge wurde Schekari erhängt. Berichten zufolge seien auch zwei weitere Demonstranten mittlerweile in Einzelhaft verlegt worden. Auch ihnen drohe eine zeitnahe Hinrichtung, heißt es.
Schekari war den Angaben zufolge am 1. November von einem Revolutionsgericht in Teheran verurteilt worden. Am 20. November habe das Oberste Gericht die Berufung abgewiesen und damit die Vollstreckung des Urteils erlaubt. Laut der Justizbehörde wurde Schekari für schuldig befunden, „in der Absicht zu töten, Terror zu verbreiten und die Ordnung und Sicherheit der Gesellschaft zu stören“ gekämpft und seine Waffe gezogen zu haben.
Reaktionen auf Hinrichtung im Iran: „Mohsen hat sein Leben für die Freiheit gegeben“
Experten und Expertinnen reagierten am Donnerstag schockiert auf die Nachricht der Hinrichtung. „Mohsen hat sein Leben für die Freiheit gegeben“, schrieb die bekannte iranische Journalistin Masih Alinejad auf Twitter. „Er wollte ein normales Leben. Eine weitere mutige Seele, die von diesem blutigen Regime ermordet wurde.“
„Das Regime zögert nicht. Es vollzieht“, schrieb unterdessen die Journalistin Isabel Schayani bei Twitter. „Alles“ deute darauf hin, dass Schekari nicht der Letzte sei, der hingerichtet werde, schrieb derweil die ARD-Journalistin Natalie Amiri. Die Politikwissenschaftlerin Gilda Sahebi wies auf die kurze Dauer des Prozesses hin.
„Selbst im Iran liegen zwischen Anklage, Verurteilung und Hinrichtung viele Monate. Mohsen Shekari wurde an einem Tag verurteilt und einen guten Monat später exekutiert. Einzig und allein, weil er protestiert hat“, schrieb Sahebi. „Ein weiteres Menschenleben beendet – nur um die Proteste zu stoppen.“
Der Iran wird seit dem Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini am 16. September von Protesten erschüttert. Die 22-Jährige war kurz nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei wegen eines nicht ordnungsgemäß getragenen Kopftuchs gestorben.
Aktivisten werfen der Polizei vor, die junge Frau misshandelt zu haben. Teheran bezeichnet die Demonstranten als „Randalierer“ und wirft den USA, anderen westlichen Ländern und kurdischen Exil-Gruppen vor, die Proteste zu unterstützen. Die iranische Justiz hat noch elf weitere Angeklagte im Zusammenhang mit den Protesten zum Tode verurteilt. (mit afp)