So tickt WM-Land KatarVon verarmten Perlentauchern zum reichsten Land der Welt
Wer vor etwa 100 Jahren in Katar wohnte und zu etwas Geld kommen wollte, musste sich mit nichts als einer Klammer auf der Nase wagemutig in die Fluten des Persischen Golfs stürzen. Mit reichlich Glück fand er im Innern einer Auster am Meeresgrund einer der Perlen, deren Verkauf bis in die 1930er Jahre die Haupteinnahmequelle des ansonsten verarmten Landes war. Viel mehr als Sand, Salzwasser und Perlen hatte Katar, mit 11.500 Quadratkilometer etwa ein Drittel von NRW, lange nicht zu bieten.
Das änderte sich, als 1939 erstmals Erdöl, später mit dem North Field das größte zusammenhängende Erdgasvorkommen der Welt entdeckt wurde, von dem durch die gerade erst geschlossene Energiepartnerschaft nun auch Deutschland profitieren soll.
Gas und Öl brachten Katar märchenhaften Reichtum
Die Rohstoffe brachten der Familie Al-Thani, die das Emirat seit 1913 regiert, und ihren 300.000 Kataris märchenhaften Reichtum. Das Bruttoinlandsprodukt hat sich allein seit der Jahrtausendwende mehr als versiebenfacht. Pro Kopf gerechnet ist der Wüstenstaat das reichste Land der Welt vor Luxemburg und Chinas Sonderverwaltungszone Macau.
Den Wohlstand setzten die Al-Thanis gekonnt in Szene. In der Hauptstadt Doha ließen sie funkelnde Wolkenkratzer in den Himmel bauen und im Andenken an die Perlen-Geschichte die künstliche Halbinsel „The Pearl“ anlegen. Der Emir zeigt sich gerne auch kunstbeflissen. In seinem Auftrag baute der französische Stararchitekt Jean Nouvel das einer Wüstenrose nachempfundene Nationalmuseum, ein Spektakel aus 539 wild verschachtelten Rundscheiben.
Umstrittene Sponsorenpartnerschaft zum FC Bayern
Über seinen Staatsfonds streckte Katar seine Fühler gen Westen aus, kaufte sich auch bei deutschen Firmen wie Siemens, Volkswagen, Porsche, Hapag-Lloyd, Deutsche Bank und RWE ein. Seit 2018 ist die staatliche Fluglinie Qatar Airways zudem Sponsor des FC Bayern München, was vor allem den Fans übel aufstößt.
Denn eines hat der Emir, dessen Gesetzgebung der islamischen Scharia folgt, gar nicht gern: Kritik an seiner autokratischen Führung. Schon der kleinste Protest kann lebenslange Haft nach sich ziehen, wie das jüngste Beispiel zweier Brüder zeigt, die es gewagt hatten, öffentliche Versammlungen zu organisieren und deshalb seit Mai dieses Jahres im Gefängnis sitzen. Auch an der Todesstrafe hält das Emirat fest. Nach zwei Jahrzehnten Pause wurde sie 2020 erstmals wieder vollstreckt, an dem nepalesischen Gastarbeiter Anil Chaudhary, der einen Katari erstochen haben soll.
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