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Kein NC beim Studium benötigtNRW führt Landarztquote ein

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Bild Landarzt

Wer später in eine unterversorgte Region zieht, soll in NRW künftig leichter einen Studienplatz bekommen.

Düsseldorf – Die schwarz-gelbe Landesregierung will die medizinische Versorgung in den ländlichen Bereichen von Nordrhein-Westfalen verbessern. NRW-Gesundheitsminister Karl Josef Laumann (CDU) stellte in Düsseldorf Eckpunkte zur Umsetzung einer Landarzt-Quote vor. Medizinstudenten, die sich verpflichten, sich nach der Ausbildung in unterversorgten Gebieten als Hausarzt niederzulassen, sollen vom Numerus clausus ausgenommen werden. „Ich kenne auch gute Mediziner, die eine drei als Abiturnote hatten“, sagte Laumann.

Ab dem Wintersemester 2019/2020 sollen zunächst 168 Studienplätze in NRW nach einem besonderen Auswahlverfahren vergeben werden. Neben der Abiturnote sollen dann auch berufliche Vorerfahrungen in Medizinberufen sowie ein spezieller Eignungstest für Landärzte als Kriterien für die Vergabe herangezogen werden. Die Studierenden müssen sich zudem vertraglich verpflichten, für zehn Jahre auf dem Land zu arbeiten. „Anderenfalls drohen Vertragsstrafen, die sich an den Kosten des Studiums orientieren“, sagte Laumann. Dabei stehen offenbar Strafen in Höhe von bis zu 250 000 Euro im Raum.

In NRW gibt es derzeit rund 11000 Hausärzte. Rund 6000 dieser Mediziner sind älter als 55 Jahre. 2016 schieden 450 Hausärzte aus der Versorgung aus, im Gegenzug wurden aber nur gut 200 neue Zulassungen erteilt. Landesweit würden pro Jahr rund 2300 Ärzte an den medizinischen Fakultäten ausgebildet, hieß es. NRW startet als erstes Bundesland mit der Landarzt-Quote. „Wir gehen hier mutig voran und wollen damit auch andere Bundesländer motivieren, diesen Schritt zu gehen“, sagte der NRW-Gesundheitsminister. Der Vorstoß ist möglich, weil die Bundesländer laut Staatsvertrag 20 Prozent der Studienplätze vorab vergeben. Nach Abzug der festen Quoten etwa für ausländische Staatsangehörige und den Sanitätsoffizierdienst seien davon noch 7,6 Prozent verfügbar, erklärte Laumann. Die Landärzte sollen sich selbst aussuchen dürfen, in welchem Ort sie arbeiten wollen. Studenten, die jetzt anfangen, werden die Versorgungslücke aber erst in etwa zehn Jahren schließen.

Zur Überbrückung dieses Zeitraums will das NRW-Gesundheitsministerium das „Hausarztaktionsprogramm“ des Landes ausweiten. 160 Kommunen in NRW mit Ärztemangel erfüllen bereits heute die Förderkriterien. Dort können Hausärzte Zuschüsse von bis zu 60 000 Euro für eine Praxiseröffnung erhalten. Die medizinische Versorgung auf dem Land soll zudem durch die Gründung einer zusätzlichen Fakultät an der Uni Bielefeld gestärkt werden. An den Unis in Siegen, Bonn und Witten/Herdecke ist eine Ausweitung der Medizinerausbildung geplant.