Die Sorge um den Erhalt der Demokratie war in Deutschland seit Jahrzehnten nicht so hoch wie zurzeit. Schaffen es die Kinder und Jugendlichen von heute, diese Aufgabe in Zukunft zu meistern?
Erwachsene sehen skeptisch in die Zukunft
Viele Erwachsene sind da skeptisch: Mehr als ein Drittel von ihnen zweifelt an der Demokratiefähigkeit der nachfolgenden Generation. Das hat das Deutsche Kinderhilfswerk mit einer repräsentativen Umfrage herausgefunden, die gemeinsam mit dem Kinderreport am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde.
Besonders argwöhnisch sind ausgerechnet die jungen Erwachsenen zwischen 18 und 29 Jahren. Je älter die Befragten sind und je mehr sie verdienen, desto eher haben sie Vertrauen in die Eignung von Kindern und Jugendlichen, die Demokratie zu fördern.
Zudem unterscheidet sich der Grad des Zutrauens je nach Parteienpräferenz der Befragten: Unter den Anhängern der FDP (84 Prozent) sowie der Grünen (78 Prozent) befürworten die meisten mehr Mitbestimmungsrechte für Minderjährige. SPD- und Unions-Sympathisanten liegen mit 69 und 66 Prozent nur knapp über dem Bevölkerungsdurchschnitt, während Anhänger von AfD (58 Prozent) und Linken (56 Prozent) besonders skeptisch sind.
Jüngere Generation weniger anfällig für Populismus
Dem Präsidenten des Kinderhilfswerks, Thomas Krüger, bereitet das ablehnende Drittel Sorgen – vor allem, weil andere Studien zeigten, dass Kinder und Jugendliche die Demokratie immer mehr akzeptieren. So sei die jüngere Generation – genau wie die Rentner – gerade nicht besonders anfällig für Rechtspopulismus, sondern eher die Berufstätigen.
„Das sehen wir auch in unserem Befund wieder“, sagte Krüger. „Die Eltern misstrauen ihren Kindern, die Demokratie in Zukunft zu erhalten.“ Nicht die Kinder und Jugendlichen seien ein Problem, sondern den Eltern selbst fehlt das Zutrauen in eine stabile Demokratie.
Konkrete Gründe, warum vor allem jüngere Erwachsene den Kindern und Jugendlichen in Sachen Demokratie nicht allzu viel zutrauen, konnte Krüger jedoch nicht geben – dies wurde nicht abgefragt. Eine Vermutung sei aber, dass „die eigene Einstellung zur Demokratie in eine Stressreaktion“ gerate, etwa durch Verunsicherungen durch Unwägbarkeiten der Globalisierung und deren Einfluss auf den eigenen Job. Diese Einstellung würde dann auf die Kinder projiziert.
Demokratie muss in der Familie vermittelt werden
Gleichzeitig bewerteten die Erwachsenen (90 Prozent) die Familie und das Elternhaus als zentrale Instanzen, um Kindern demokratische Werte zu vermitteln. Darauf folgen mit 65 Prozent die Schule und die Kita. Sportvereine, Parteien sowie Kinder- und Jugendverbände wurden zur Demokratieerziehung von den Befragten als weniger wichtig eingeschätzt (zwölf bis sieben Prozent).
„Partizipation kann und muss in der Familie erfahrbar und erlebbar gemacht werden, indem Kinder von ihren Eltern in Entscheidungen einbezogen werden“, heißt es im Kinderreport. Zusätzlich sei es aber auch eine politische Aufgabe, Eltern etwa durch Angebote der politischen Bildung bei der Demokratieerziehung zu unterstützen.
Die Vizepräsidentin des Bundestages, Petra Pau, unterstützte diese Forderung bei der Vorstellung des Kinderreports: Demokratische Bürgerrechte und soziale Sicherheit dürften nie wieder gegeneinander ausgespielt werden, das sei „eine der zentralen Lehren aus dem realen Sozialismus“, sagte sie.