Freude und Enttäuschungen liegen nah zusammen in Dubai, wo ein Beschluss beim UN-Klimagipfel gefasst wurde – eine Einordnung.
Kommentar zur WeltklimakonferenzAbkehr von Fossilen ist eine wichtige Wegmarke – aber keine Revolution
An Pathos fehlt es selten auf den Klimakonferenzen der Vereinten Nationen. So ist es nun auch in Dubai: Da war nach der Verabschiedung des Beschlusstextes die Rede von Tränen in den Augen, die bei manchen Freudentränen waren und bei manchen eben nicht. In Kritik wie Lob hieß es, man habe ums Überleben verhandelt - die arabischen Länder um das Überleben ihrer Ölindustrie, die Inselstaaten um das ihrer Heimat.
Das ist etwas dick aufgetragen. Denn dass so ein Konferenzpapier die Welt noch nicht verändert, wurde ja gerade durch die Meldung bewiesen, dass nach dem Pariser Klimaabkommen von 2015 mehr Treibhausgase ausgestoßen wurden als je zuvor.
UN-Klimakonferenz: Außenministerin Baerbock bejubelt Beschluss als Ende der fossilen Welt
Und doch ist der Beschluss von Dubai ein Meilenstein. Zwar läutet er allein nicht das Ende der fossilen Welt ein, wie Außenministerin Annalena Baerbock nach der Einigung jubelte. Denn die Weltwirtschaft steckte schon vorher im Transformationsprozess weg von Kohle, Öl und Gas. Doch diese Abkehr von der fossilen Welt ist heftig umkämpft. Denn Öl und Gas sind für die Profiteure nicht nur Reichtumsquellen, sondern auch geopolitische Machtfaktoren. In diesem Kampf ist das Abkommen eine wertvolle Wegmarke.
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Freilich besteht die Gefahr, dass entscheidende Player dem Appell nicht folgen. Dass sie die Schlupflöcher ausnutzen, die sich in einem solchen Kompromiss gar nicht vermeiden lassen. Doch die Ölproduzenten sind gut beraten, nicht darauf zu wetten. Von nun an haben sie schriftlich, dass die gesamte Welt auf erneuerbare Energie umsteigen und die fossilen Brennstoffe überwinden will. Sogar mit dem Zieldatum 2050.
Beschluss reicht nicht, um die Erderwärmung unter 2 Grad zu deckeln
Zwar reicht der Beschluss leider nicht für das Ziel, die Erderwärmung unter 2 Grad zu deckeln. Dafür müssen die ehrgeizigen Staaten weiter vorangehen und die Transformation in ärmeren Ländern auch finanziell unterstützen, um den Umschwung tatsächlich herbeizuführen.
Aber er reicht, um die Investitionen und die Entwicklung der globalen Wirtschaft stärker in klimafreundliche Bahnen zu lenken. Daraus wird China ebenso seine Schlüsse ziehen wie Saudi-Arabien, Kuwait und Co. Sie sind gut beraten, ihre üppig sprudelnden Ölgewinne in die Energien der Zukunft zu investieren - vor allem in die klimaneutrale Produktion von grünem Wasserstoff.
Zugleich darf man nicht vergessen, dass der Klimawandel längt im Gange ist. Ärmere Staaten brauchen deshalb Hilfe dabei, den schlimmsten Schäden vorzubeugen. Und wo das nicht mehr rechtzeitig gelingt, brauchen sie Unterstützung beim Wiederaufbau. Auch dabei blieb die COP28 hinter dem Notwendigen zurück.
Und doch: Es gibt keine Alternative zu schrittweisen Verbesserungen. Wer von 198 Staaten einen Quantensprung erwartet, verkennt die Komplexität der verschiedenen Interessen. Dass sie in Zeiten von Krieg und Spaltung überhaupt vorangekommen sind, ist keine Selbstverständlichkeit.