Der Richterbund fürchtet, dass eine Legalisierung die Justiz zusätzlich belasten und den Schwarzmarkt fördern könnte.
Könnte Schwarzmarkt fördernRichterbund übt scharfe Kritik an Gesetzentwurf zur Cannabis-Freigabe
Der Deutsche Richterbund (DRB) hat den Cannabis-Gesetzentwurf des Bundesgesundheitsministeriums scharf kritisiert und ihn als ungeeignet zur Durchsetzung der von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ausgerufenen Ziele bezeichnet. „Insbesondere wird die Justiz durch die Gesetzespläne nicht entlastet, sondern eher zusätzlich belastet“, sagte Richterbund-Geschäftsführer Sven Rebehn dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstag). „Das sehr kleinteilige Gesetz würde zu einem hohen behördlichen Kontrollaufwand, zu zahlreichen neuen Streitfragen und zu vielen Verfahren vor den Gerichten führen“, kritisiert er.
Einige der geplanten Strafvorschriften seien mit erheblichen Nachweisschwierigkeiten und großem Ermittlungsaufwand für die Staatsanwaltschaften verbunden. „Auch verwaltungsgerichtliche Verfahren oder nachbarschaftliche Streitigkeiten rund um den Cannabis-Anbau dürften sich häufen“, prognostizierte Rebehn. Zudem sei kaum zu erwarten, dass der Schwarzmarkt dadurch zurückgedrängt werde.
Legalisierung von Cannabis: Laut Gesetzentwurf sollen künftig 25 Gramm für Kauf und Eigenbesitz straffrei bleiben
Der Gesetzentwurf sieht vor, dass der Kauf und Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis künftig straffrei bleiben soll - auch bei einem Kauf auf dem Schwarzmarkt. Im Eigenanbau zu Hause sollen bis zu drei Pflanzen erlaubt sein. „Weil der Eigenanbau oder ein Bezug über Anbauvereinigungen aber einige Hürden hat, dürfte auch die Nachfrage auf dem Schwarzmarkt im Sog des Cannabisgesetzes wachsen“, warnte Rebehn.
Lauterbach hatte am Mittwoch angekündigt, dass das Bundeskabinett voraussichtlich kommende Woche über die von der Regierung geplante begrenzte Cannabis-Freigabe beraten werde. Parallel zu dem Gesetzgebungsprozess solle es „eine große Kampagne“ geben, „um auf die Risiken des Cannabis-Konsums hinzuweisen“, sagte Lauterbach. (afp)