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KolumneZwischen Weltstadt und Wirklichkeit – wie man die Bonner bei Laune hält

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WCCB Bonn

Das Wold Conference Center in Bonn

Auf einmal funkelt es wieder international. Das Treffen der weltweit 20 wichtigsten Außenminister (G20) knüpft an den Glanz vergangener Tage an, als Bonn noch Regierungssitz war. Überhaupt wird 2017 ein großes Jahr für Kölns Nachbarn, die Weltstadt, Sitz von 150 internationalen und international tätigen Institutionen sowie eines UN-Campus mit dem Welt-Klimasekretariat mittendrin. Zur Weltklimakonferenz im Herbst werden 20 000 Besucher erwartet, der nächste Höhepunkt 2017.

Hinter all der Internationalität vermute ich, vereinfacht gesagt, auch ein schlechtes Hauptstadt-Gewissen. Das Bonn-Berlin-Gesetz – es regelt die (Ver-)Teilung von Regierungsstellen – wird auf Berliner Seite nur missmutig eingehalten. Auch Politiker aus dem Westen wie Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) rütteln daran. Um die Bonner, das Rheinland und das ganze Bundesland NRW bei Laune zu halten, schiebt man – so mein Eindruck – hin und wieder Internationales an den Rhein. Das klingt böser, als es gemeint ist. Denn gesteuerter Strukturwandel bedarf einer gestaltenden Kraft. Was geschieht, wenn man die Dinge sich selbst überlässt, ist in den USA zu beobachten. Eine verunsicherte Mittelschicht fühlt sich bei Donald Trump besser aufgehoben als bei dem intellektuellen Establishment.

Mit seiner Mischung aus Medien und Kommunikation (Deutsche Welle, Telekom), Wirtschaft (Deutsche Post, DHL), Kultur und Politik ist dieser Wandel jedenfalls ein Erfolg. Eben erst hat der Entwicklungshilfe-Riese GIZ den Grundstein für einen 160-Millionen-Bau mit 850 Arbeitsplätzen gelegt und die Uni Bonn meldet, in Sachen Internationalität sei sie die Nummer 2 in Deutschland. Gemein, dass die FU Berlin auf Platz 1 liegen muss. Dem Weltstadt-Anspruch stehe eine klamme Kommune gegenüber, seufzen meine Kollegen vom „Bonner General-Anzeiger“. Verkehrsnetz überlastet, Infrastruktur marode. Kennen wir auch aus Köln.

Wo das Weltstädtische endet

Strukturwandel auch in der Bevölkerung. Den höheren Beamten mit Opern-Abo ersetzt der Telekommunikationsmanager, der – eher nicht in die Oper geht. Vielleicht fährt er ja nach Köln, in einen angesagten Club. Wenn er etwas trinken will, nimmt er die KVB-Linie 16 und ist eine Stunde unterwegs. Wie zu Kaisers Zeiten. Da endet das Weltstädtische. Oh, wie ich mir wünsche, dass Stadtplanung systematisch Stadtgrenzen überwindet. Ein erster Schritt dahin wird die „Metropolregion Rheinland“ sein. Montag wird sie aus der Taufe gehoben. Elf Städte, darunter Köln, Bonn und Düsseldorf, in einem Boot. So etwas nimmt man auch weltweit wahr.