Markus Söder war gekommen, um sich an die Spitze der Protestwelle gegen die Ampel zu stellen – und die ihm nun selbst ins Gesicht schlug.
Kommentar zu BuhrufenHoffentlich bringt dieser Vorfall Zauberlehrling Söder zur Besinnung
„Hau ab! Hau ab!“ Zum zweiten Mal in gut einer Woche ist ein deutscher Regierungschef bei einem Auftritt so empfangen worden. Nach Bundeskanzler Scholz, der bei einem SPD-Fest am vorvergangenen Wochenende als „Kriegstreiber“ ausgebuht wurde, widerfuhr es nun dem Ministerpräsidenten Bayerns, Markus Söder, bei einer bayerischen Kundgebung gegen „die Heizungsideologie“.
Doch während die Widerworte der Niedergebrüllten ähnlich klangen, besteht ein entscheidender Unterschied: Söder war gekommen, um sich an die Spitze der Protestwelle gegen die Ampel zu stellen, die er bis zur Bayernwahl im Herbst reiten will – und die ihm nun selbst ins Gesicht schlug.
Söder und die Union sollten Konzepte liefern, statt Ängste zu beschwören
Klarer Fall von Zauberlehrling: Der CSU-Chef setzt im Wahlkampf nicht auf eigene Konzepte, sondern beschwört Ängste und vereinfacht Debatten, um zu mobilisieren. Dass er sich so auf einer Kundgebung gegen „die da oben“ zwischen Krawallrednern wiederfindet, kommt ihm da nicht mal mehr komisch vor. Bis ihn die AfD-Fans niederbrüllen.
Hoffentlich bringt Söder das zur Besinnung. Denn Kritik an der Ampel ist wichtig. Je stärker etwa der Klimaschutz ins Leben der Bürgerinnen und Bürger eingreift, umso besser muss er erklärt und umso sauberer muss er handwerklich umgesetzt sein. Nur gibt es eine Aufgabenteilung zwischen Mandatsträgern und außerparlamentarischem Protest.
Die Union sollte konkrete Fehler anprangern – vor allem aber Gegenvorschläge bringen. Dass auf der Straße gebrüllt und zugespitzt wird, liegt in der Natur der Sache. Wer aber in Bundestag und Bundesrat laut und bis ins Unseriöse zuspitzt, verstärkt das populistische Bild vom gierigen und ideologischen Berufspolitiker – und wird am Ende selbst als solcher ausgebuht.